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Queensryche, Circus Maximus, Amyris   19.08.2007   Langen, Stadthalle
von gl

Ein einziges Konzert gaben QUEENSRYCHE in Deutschland im August - und jenes war nicht einmal ausverkauft. Ca. 1000 Leute tummelten sich in Langen und hier sei eines mal klargestellt: Die Band selbst hat niemals von einer "Operation Mindcrime 1+2"-Show gesprochen, das war eine irreführende Werbung, die der Veranstalter da rausgehauen hat. In allen Besprechungen dieser Show wird jetzt darauf rumgeritten, dabei hätte sich jeder schlau machen können, dass dieses Segment der Tour mit der umfangreichen Show längst abgeschlossen war. Da wurden Erwartungshaltungen geschürt - fast alle rechneten genau mit beiden Alben komplett, zumal man am Eingang noch ein Kärtchen bekam, das genau dies suggerierte.
Die lokalen Opener AMYRIS gingen mir nur auf den Zeiger und der eine der beiden Sänger - die zudem auch noch beide schrien - mit seinem albernen Modern-Metal-Rumgehampel war völlig fehl am Platze. Schade, es gibt doch so viele tolle Bands in der Nähe wie z.B. RED CIRCUIT, die hier optimal dazu gepasst hätten.

Der Sänger von CIRCUS MAXIMUS  Die Gitarre von CIRCUS MAXIMUS
Die Norweger CIRCUS MAXIMUS waren da schon ein anderes Kaliber, auch wenn sicher nicht mehr Leute als bei der 1. Band Kenntnis von dem Material hatten - ihr tolles neues Album "Isolate" erschien wieder mal erst 2 Wochen nach dem Konzert! Erschwerend hinzu kam eine wirklich schlechte Klangqualität in der Halle bei viel zu weit aufgedrehter Lautstärke und ein Soundbrei, worunter solch eher feingliedrige Musik, wie sie die Proggies von CIRCUS MAXIMUS eben versuchten zu zelebrieren, besonders litt. Mir war das neue Material schon bekannt, und wir zogen uns die Platte eigens auf der Fahrt im Auto noch mal rein - und trotzdem konnte die Band dem live nicht entsprechen, schade.

Zu erkennen, nachdem er die Sonnenbrille abnahm: Eddie Jackson  Die beiden Michaels, Gitarristen von Queensryche: Herr Wilton und Herr Stone
Um es vorweg zu nehmen, arg viel besser wurde der Sound auch bei QUEENSRYCHE nicht - das war schon bei WASP/KAMELOT kürzlich so, an gleicher Stelle bei HAMMERFALL jedoch nicht, was belegt, dass es auch in dieser von der Architektur her schwer zu beschallenden Halle anders geht. Eine vollkommen spartanische Bühnenausstattung sorgte nach zu langer Umbaupause für ein mehr als schlichtes Design. Als es mit "The Whisper" von "Rage For Order" losging, musste man sich erstmal sortieren, wer denn da den Bass umgeschnallt hatte, doch es war Eddie Jackson, was dann nachher zu erkennen war, nachdem er die Sonnenbrille abnahm - so verändert hat sich der Mann. Michael Wilton links, der sofort zu erkennen war, da er sich als einziger kaum verändert hatte, und der stets an seinen zur Schau getragenen tätowierten Armen zu erkennende "neue" Gitarrist Mike Stone rechts rahmten das Gesamtgeschehen ein, in welches Geoff Tate mit einer an Klaus Meine erinnernden Mütze (der Mystic Prophecy-Sänger hat auch immer so ein Dingens auf) trat und einen guten Eindruck machte, zumindest auf mich. Sein eigenwilliges Gebaren (oder sollte man eher "starke Bühnenpersönlichkeit" sagen), von manchen leider auch als Abgehobenheit oder sogar Arroganz bezeichnet, ist ja inzwischen bekannt. Hinten natürlich Scott Rockenfield, einer der besten Schlagzeuger unserer härteren Musik. "Damaged" von "Promised Land" wurde als zweites gespielt, war gut. Dann kam für die meisten Anwesenden der Schock, als völlig unvermittelt mitten in die Saga eingestiegen wurde, und mit "Speak" ein Song von "Operation Mindcrime (1)" aufgeführt wurde. Entweder wussten die Akteure selbst nicht, was im Vorfeld für eine Erwartungshaltung herrschte hier, oder sie übergingen dies schlicht, denn im Anschluss gab's "I'm American" von Teil 2 dazu, klasse Song. "Operation Mindcrime II" ist meiner bescheidenen Meinung nach besser als sein Ruf, aber das wird jetzt eh keinen mehr interessieren, nachdem die Platte so abgestürzt und verrissen wurde. Man hatte sich inzwischen, sofern man Gehörschutz dabei hatte, einigermaßen an den Sound gewohnt und konnte den Höhepunkt "NM 156" vom Album "The Warning" etwas weiter hinten genießen - Hammer! - Danke! Das ist die alte Magie, für die diese Band noch solche treuen Anhänger hat, zumindest die "paar", die deutschlandweit heute hierher fuhren. Krasser Gegensatz dazu die gelassenen Reaktionen auf Songs nach "Empire", die zwar höflich beklatscht, aber eher hingenommen wurden. Wenn dann wieder was altes kam, so wie ("The first song we ever wrote together") "The Lady Whore Black", ertönten hingegen Begeisterungsschreie. Tja, es ist eine Krux, in die sich die Band selbst hineinmanövriert hat, es ist aus künstlerischer Sicht zu verstehen, dass auch Songs von ungeliebten Alben gespielt werden (die zwei, die ich nicht kannte, waren dann wohl von "Q2K"), aber einen Ausweg aus dieser Situation gibt es kaum. Oder wird sich die Band darauf einlassen, ausschließlich Songs bis incl. "Empire" zu spielen, vergleichbar mit dem Auftritt auf dem Bang Your Head 2004, als sie uns die komplette "Operation Mindcrime" gab? "Jet City Woman", "Walk In The Shadows" und "Take Hold Of The Flame" beendeten dann den Set, nach dem man beim Rausgehen aufgrund des Platzangebotes die Erkenntnis hatte, dass sich die Halle bereits vor den letzten Tönen etwas geleert hatte ... hm ... hier waren wohl einige enttäuscht worden...

Geoff Tate in Aktion  Michael Wilton sieht als einziger noch so aus wie früher ...
Es ist ja eine Winter-Tour der Band geplant, na ob die wohl stattfindet, werden wir in 2 Monaten wissen. Das heutige Konzert würde ich rückblickend als gut, aber nicht sehr gut bezeichnen, da es dem Status der Band entsprechend auch mit 90 Minuten incl. der o.e. Zugaben zu kurz war.

Fotos: gl






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