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Exhale, Pantokrator, Hypnosis   27.04.2007   Chemnitz, Bunker
von rls

Ein hoffnungsvolles Package extremeren Metals hatte sich hier zusammengerottet, stieß beim metallischen Chemnitzer Volk allerdings leider auf eher begrenzte Resonanz - wer nicht da war, hat allerdings definitiv etwas verpaßt, so beispielsweise die Erfindung des Disco Death Metals durch die mit der üblichen Verspätung eröffnenden Hypnosis. Das Trio kam nämlich ohne Trommler aus, holte die Drums komplett aus der Konserve und nutzte die dadurch gebotenen Möglichkeiten, einige teils ausgewalzte tanzbare Parts in seinen mäßig technischen Death Metal einzuflechten, zu dem die Mitglieder dann auch noch entsprechende tanzbärartige Bewegungen auf der Bühne absolvierten. Das brachte einen weiteren Punkt an Originalität in ihr Soundgebräu, das schon so nicht unter mangelnder Abwechslung zu leiden hatte, wenngleich der Breakquotient gewissen Schwankungen unterworfen war und sich die Franzosen nicht scheuten, ein und dasselbe Tempo auch mal anderthalb Minuten lang durchzuhalten. Von Doom bis Blast hatten sie dabei alle Schattierungen auf der Pfanne. Leider stellte der Soundmensch die sowieso schon nicht sehr zahlreichen Gitarrenleads noch weiter in den Schatten, so daß man sich etwas konzentrieren mußte, um sie zu erlauschen, was zugegeben nicht leicht war, da die Konzentrationsfähigkeit durch die Optik der Leadgitarristin schon sehr beansprucht wurde (zum Leidwesen der Singlegemeinde ist die Frau aber mit ihrem Gitarrenkollegen liiert). Die Riffvielfalt ließ außer den üblichen Death Metal-Klängen auch mal fast indielastiges Geschrammel durchblitzen, und auch der Gesang pendelte zwischen dem Grunzen des Rhythmusgitarristen und den kraftvoll-klaren hohen Vocals seiner Leadkollegin. Die beiden bangten dann auch fleißig, der Bassist (der solide seinen Part spielte) konnte da keinen optisch wirksamen Beitrag leisten, und die Gesamtvorstellung des französischen Trios darf zweifellos als positiv bewertet werden. Wer auf die Frühwerke von Nile steht, sollte Hypnosis mal ein bis zwei Ohren leihen.
Pantokrator hatten das Pech, daß ihre neue Scheibe "Aurum" nicht rechtzeitig zu dieser Tour fertiggeworden war und man daher diesen Gig in der Heimatstadt ihres Labels Whirlwind Records auch nicht so richtig als Releaseparty bezeichnen konnte. Das Quintett machte sich nichts daraus und spielte trotzdem schon mal einen Großteil an neuen Songs, wobei auffällig war, daß die Linie der schwedischen Vocals vom letzten Album "Blod" nicht fortgesetzt worden zu sein scheint, zumindest wenn man die Songtitel als Anhaltspunkt nimmt - zu verstehen war Karls finsterer Gesang erwartungsgemäß kaum bis gar nicht, und die Durchhörbarkeit der wenigen Cleanparts wurde vom Sound torpediert. Zumindest waren in den sanfteren Parts die schönen Gitarrenmelodien recht gut vernehmbar, die einen nicht unbeträchtlichen Teil des Reizes des Death Metals der schwedischen Band ausmachen. In der Zusammensetzung der Setlist fiel auf, daß die ersten Songs durchschnittlich eher zu den schnelleren gehörten, man dann einige eher doomlastige aufgereiht hatte (von Karl humorig als "Kuschelballaden" angekündigt) und im Closer "King Of Babylon" nochmal gehörig Tempo machte und das Publikum zum begeisterten Mitgrölen der "Fallen, fallen"-Passagen im Schlußteil animierte. Und wenn Armored Saint "L.A.s most headbanging band" waren, dann sind Pantokrator definitiv "Sweden's most headbanging band", was die Mitglieder nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei Hypnosis und Exhale vor der Bühne unter Beweis stellten.
Exhale ließen durch ihren Sänger verkünden: "We're gonna grind", und das setzten sie dann auch in die Tat um. Kombiniert aus 90% Blastspeedparts und 10% grooviger bis normalschneller Elemente, erscholl allerdings leider nur eine mitteldicke Soundwand aus Richtung Bühne, die zwar Vocals und Drums gut durchhörbar beließ, Gitarre und Baß aber in ein großes ineinandergefügtes mauerartiges Etwas verwandelte. Das machte aber prinzipiell nichts, denn sonderlich Herausstechendes schien das Material des Quartetts nicht zu bieten zu haben, war aber routiniert ausgestaltet und erreichte guten Genrestandard mit für die Dauer eines Gigs durchaus anhaltendem Unterhaltungswert, der durch die Bühnenaktivität der Mitglieder und die kuriose Optik des Drummers noch befördert wurde. Der Gitarrist übernahm die grindtypischen Zweitvocals und brüllte wie sein hauptamtlicher Sangeskollege wie am Spieß, und der Bassist stürzte sich gar mehrmals in den Moshpit vor der Bühne - inclusive Instrumentweiterspielen wohlgemerkt, bei dem er mitsamt seines Basses in kreiselnde Bewegungsmuster verfiel. Der Wiedererkennungswert der Songs allein aufgrund des Liveeindrucks bewegte sich in der Nähe des absoluten Nullpunktes, aber dieses Problem teilen Exhale mit 99% ihrer Grind-Kollegen, und letztlich konnte man die Schweden sogar noch zu einer Zugabe überreden, die einen interessanten Gig abschloß.



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