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Psychopunch, Rulers Of The Planet   03.03.2006   Marsberg, JBZ
von tk

Psychopunch
Statt Frühlingsgefühle begleiteten mich tief verschneite Landschaften auf dem Weg nach Marsberg, wo die schwedischen Rock 'n Roller PSYCHOPUNCH das städtische Jugendbegegnungszentrum stürmten, um zum zweiten Mal auf dieser Tour ihre livehaftige Visitenkarte zu hinterlegen. Auch wenn ich das aktuelle Album "Kamikaze Love Reducer" nicht mein eigen nenne, sind mir die begeisterten Pressereaktionen auf diesen Silberling selbstverständlich nicht verborgen geblieben.
Den Auftakt machte das irische Punkrock-Quintett RULERS OF THE PLANET. Nun ist simpel gestrickter Punk nicht jedermanns Sache, dieser Fünfer begeisterte allerdings mit einem abwechselungsreichen und kurzweiligen Set aus prolligem Punk 'n Roll, melancholischen Halbballaden und Melody-Punk a la MXPX. Wie es sich für eine irische Band gehört, wurden auch folkige Passagen ins punkrockige Grundgerüst eingearbeitet, so dass selbst der beinharte Metaler zum fröhlichen Schunkeln animiert wurde. Der Sänger entpuppte sich als engagierte Plaudertasche, suchte zu jeder Sekunde den Kontakt zum Publikum, wobei er mangels Platz auf der Bühne des Öfteren eben dort zu finden war. Selbst seine unästhetischen Gebärden wirkten dabei recht sympathisch und authentisch. Ein überaus amüsanter Einheizer, der spielerisch auf einem ganz ordentlichen, wenn auch nicht überragendem Niveau agierte, dafür aber einen soliden Grundstein für den Hauptact legte.
Mutig auch vom Veranstalter, in der Umbaupause ältere und jüngere JOHNNY CASH-Klassiker laufen zu lassen.
Die schwedischen Überflieger PSYCHOPUNCH hatten gerade ihre Positionen auf der Bühne eingenommen, da wurde im mittlerweile berstend gefüllten JBZ schon anerkennend applaudiert und spätestens mit dem Opener "Poison Alley Groove" brachen alle Dämme. Das spielerisch versierte Quartett aus dem hohen Norden bot rotzigen Rock 'n Roll der Schnittmenge BACKYARD BABIES, MOTÖRHEAD und PETER PAN SPEEDROCK und drehte im Verlauf des Gigs mächtig auf. Der Sound war druckvoll, klar und mit 100%iger Tinnitus-Garantie mehr als nur laut (wobei letzteres auch nur diejenigen zu spüren bekamen, die ohne Ohrenstöpsel direkt vor den Boxen parkten ;-).
Frontsänger und Rhythmus-Klampfer JM sang sich die Seele aus dem Leib; Lead-Klampfer Joey war die Coolness in Person, zockte ziemlich geile Riffs, egal ob straight nach vorne gehend oder bei den getragenen Stücken auch mal gefühlvoll-sleazig. Schlagwerker Peppe hatte ebenfalls mächtig Spaß und holte so ziemlich alles aus diesem mickrigen Drumkit heraus, was nur möglich war. Die Marsberger Jugend ging engagiert mit und es war überaus erfreulich fest zu stellen, dass Teenies anno 2006 nicht zwangsläufig auf billigsten Kinderquatsch wie TOKIO HOTEL, sondern auf qualitativ hochwertige handgemachte Musik abfahren. Statt Luft atmete man kochend heiße wie schweißgetränkte Zigarettenqualm-Partikel und ein Schwall Frischluft hätte jetzt wohl allen gut getan. Kurz vor Ende des regulären Sets ging bei JM zwar eine Saite flöten, was der allerdings recht geschickt vertuschte, indem er seinen Gesang mit ausladenden Gebärden anreicherte. Der Zugabenteil hatte es noch mal in sich und mit neuer Axt "back in business" ließen es JM und Co. noch mal ordentlich krachen. Angesichts der immensen Spielfreude wie auch des schweißtreibenden Engagements der Band und einer Spielzeit von über 100 Minuten sollte so manche hoch gelobte Metalband mal in sich gehen, denn mir fallen nur wenige acts ein, die konditionell hier hätten mithalten können.
Solange es solche abgedrehten Bands wie PSYCHOPUNCH gibt, muss einem um die Zukunft des Rock 'n Roll nicht bange sein!

Setlist PSYCHOPUNCH:
Poison Alley Groove
Fingerlickin' Good
I Want Out
On The Stereo
When This World Is Dying
Like A Fake Heart Love Reaction
Nothing Ever Dies
Someone Like You
Make Up Your Mind
Two Empty Hands
Overrated
Black River Song
Comin' Right Through
Back In The Days
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Dying In Your Dream
Everlasting
Straightjacket Hell



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