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Trust, Divine Wings   20.09.2005   Recklinghausen, Altstadtschmiede
von tk

Der Flyer
Es müssen nicht immer die großen Festivals, die "big events" sein, wo sich die Megaseller der Metalszene zu horrenden Eintrittspreisen von tausenden Fans feiern lassen. Auch die kleinen, schmucken Hinterhofkonzerte haben ihren Reiz; vor allem dann, wenn dem Liebhaber harter Klänge freier Eintritt gewährt wird. Zu einem solchen Event zählte auch der Auftritt von TRUST und DIVINE WINGS auf der Rockbühne in der Altstadtschmiede zu Recklinghausen. Nach dem Soundcheck beider Bands begaben wir uns in kleiner Runde aber erstmal Richtung Döner-Bude, um uns mit einem zünftigen Abendessen die knurrenden Mägen zu füllen.
Für die mir bis dato gänzlich unbekannten DIVINE WINGS war es der erste Liveauftritt überhaupt. Umso mehr erstaunt war ich über die tighte Performance der Recklinghausener, die mit einer bärenstarken und abwechslungsreichen Old-School-Powermetal-Show (stilistisch irgendwo in der Schnittmenge PRIEST, SAINT und HELSTAR) von Beginn an auf ganzer Linie überzeugen konnten. Der Sänger war auch stets zu Scherzen aufgelegt, lediglich sein Gothic-Outfit passte nicht so ganz zum Sound der Band, ansonsten war wohl jeder in der Hütte ziemlich angetan vom livehaftigen Einstand der Lokalmatadoren. DIVINE WINGS haben alles, was eine kraftvolle Kapelle auszeichnet: engagierte Musiker, denen ihr gemeinsames Musizieren sichtlich Spaß macht; gute bis sehr gute Songs, einen charismatischen Sänger, der von tiefen, rauen Tönen a la Chaz Bond (JACOBS DREAM) bis hin zu brillantem, hohen Gesang der Marke Halford/Kramer alles sicher beherrscht und last but not least eine sympathische Ausstrahlung auf der Bühne, so dass der Funke zum Publikum auch schnell überspringen kann. Ein Demo ist laut Auskunft der Band zwar noch nicht in trockenen Tüchern, aber zumindest für die nahe Zukunft angedacht. Von DIVINE WINGS wird man also sicher noch einiges hören.
Schade nur, dass sich die Begeisterung des Publikums auf den TRUST-Gig nicht übertrug und während der Umbaupause ein Großteil des Publikums wieder verschwand. Nichts desto trotz gaben die Jungs mal wieder alles und nagelten mit einer solchen Intensität ihre Songs ins Gebälk, dass manche Powermetal-Bands daneben gestellt wie Wimps und Posers wirken. Immer wieder ein Genuss: die doppelstimmigen Leads von Hans und Marc, die neben johanneischer grundsolider Tieftonarbeit ihre langjährige musikalische Erfahrung auch an diesem Abend überzeugend rüber zu bringen wussten. Mark konnte einem mit seinem Berserker-Drumming mal wieder Angst und Bange machen (in positiver Hinsicht - versteht sich :-), obwohl er sich nach eigenem Bekunden noch sehr zurückgehalten hat. Songs wie "Mind Attacks", "Voice Of The Innocent", straighte Heavyrocker a la "My Rock" oder "Money" und die gnadenlosen Speedfetzer "The Sun Is Shining Again" und "I Got Power" vom aktuellen Album "Dangerzone" bildeten das Grundgerüst des rund eineinviertelstündigen Gigs. Beim obligatorischen STRYPER-Cover "Makes Me Wanna Sing" gingen auch die DIVINE WINGS-Musiker vor der Bühne mächtig ab und selbst die noch übrig gebliebene Handvoll Besucher mobilisierte die letzten Kräfte. TRUST gehören nach wie vor zu den am meisten unterbewerteten deutschen Metalbands. Das hat dieser Abend mal wieder nachdrücklich unterstrichen.



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