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Out Of Dark-Festival mit Seventh Avenue, Kultheit, Thumbraiser, Epidemic Scorn   11.12.2004   Oelsnitz, Magic
von rls, mst, ch und CSB

Dieser Event stellte praktisch eine Art Ersatzveranstaltung für die Lord'sParty-Christmas-Gigs dar, allerdings unter erweiterten Vorzeichen: Nicht nur der Name war anders, auch das Konzept hatte sich leicht gewandelt und ebenso die Veranstalterriege: Neben dem Lord'sParty-Team schlugen die Erben Jubals (eine Vereinigung zumeist christlich sozialisierter Metaller, die irgendeine Beziehung zum Vogtland und/oder dort wohnenden Menschen haben und auf deren Page www.erbenjubals.de man auch reichlich Bilder des Abends begutachten kann) das erste Mal richtig öffentlichkeitswirksam zu, und da man ein offenes Konzept realisieren wollte, bei dem christliche und nichtchristliche Bands agieren, holte man sich auch noch die Erlbacher Kultheit ins Veranstalterteam. Mit einer unschätzbaren Anzahl von Anwesenden (so richtig übersichtlich ist das Magic nicht ...), die sich irgendwo im kleinen dreistelligen Bereich bewegt haben dürfte, blieb nach oben durchaus Spielraum offen, aber es war ja erst die erste Veranstaltung unter diesem Banner, dem eine Etablierung zu wünschen wäre, auch wenn an diesem Abend nicht alle Wünsche der Anwesenden erfüllt werden konnten, wie diverse "Wir woll'n die Onkelz hör'n"-Mantras aus dem Publikum verdeutlichten. (rls)
Nun war es also soweit: Das erste Out Of Dark, veranstaltet vom Projekt Lord's Party, der Band Kultheit und der Metallervereinigung Erben Jubals, ging in Oelsnitz über die Bühne. Christliche und säkulare Bands hatten sich zusammengeschlossen um gemeinsam für einen guten Zweck (in diesem Fall die ortsansässige Suchtberatungsstelle) den Stahl zu schmieden. Nachdem es anfangs so aussah, als ob die Schmiedearbeit von drei Bands übernommen wird, gesellten sich zur allgemeinen Arbeitserleichterung noch die Annaberger Epidemic Scorn dazu. Und, soviel vorweg, sie stellten eine Bereicherung des Abends dar und fügten den innerhalb dieses Konzerts gebotenen Schattierungen unserer Lieblingsmusik einen weiteren Farbkleckser hinzu.
Nach einer kurzen Begrüßung seitens der Veranstalter ging es auch gleich heftig zur Sache. Epidemic Scorn waren sicherlich die härtesten Vertreter beim Out Of Dark und orientieren sich songtechnisch laut Bandinfo am brutalen schnörkellosen Death Metal traditioneller Machart. Meiner Meinung nach stimmt das nur bedingt, da ich mindestens drei Referenzbereiche zu entdecken glaubte. Death Metal ist sicherlich das Grundgerüst der Songs, während Sänger Sven sowohl die DM-Growls draufhat, aber auch den ein oder anderen Hardcoreverweis nicht leugnen kann. Stellenweise hatte das Ganze dann so nen leichten Metalcore-Schlag. Das Beste an Epidemic Scorn waren für mich aber eindeutig die Riffs, die alles niederrollten und an alte Thrash-Schule erinnerten. Der Auftritt wurde optisch ansprechend dargeboten (auch wenn haarprachtbedingt nur eine Mähne kreiste), die Band schmetterte ihre sozialkritischen Texte ins Publikum und schaffte es auch die ersten Fans vor die Bühne zu locken und zu energischem Kopfnicken zu animieren. Auch wenn die Gruppe sicherlich noch ihren Weg zu gehen hat und große Aha-Erlebnisse ausblieben, so hat man beim OOD einen guten Eindruck hinterlassen und sich für weitere Konzerte wärmstens empfohlen. (mst)
Setlist Epidemic Scorn:
Techno Death
Lies
Brain Fog
Eternal Hate
Living In Sorrow
Fake Religion
Templars Of Death
The Siege
The Beginning ...

Thumbraiser spielten nun als 2. Band des Abends auf und machten gleich unmissverständlich klar, dass sie aus dem Erzgebirge kommen, 2 Schwibbögen schmückten die Gitarrenamps. Dazu kamen noch die sehr originellen Outfits der einzelnen Mitglieder. Besonders zu erwähnen ist hierbei Gitarrist Robert, welcher mit einem Tigerfellimitatmantel und Cowboyhut wohl das Highlight innerhalb der Band war. Musikalisch waren Thumbraiser eher neben der Spur, man merkte es ihnen deutlich an, dass sie nur selten proben. Hinzu kam noch, dass aus dem ehemaligen Quartett nun ein Quintett geworden ist. Patrick (früher Schlagzeuger bei Overhead) verstärkte die Band mit einer zweiten Gitarre, er war aber deutlich aufgeregt, wodurch er eher die Band "behinderte". Sänger Samuel führte wieder (wie gewohnt) prollig durchs "Bulldozer Rock'n'Roll"-Programm, was aber eher hochnäsig als lustig rüberkam, da die Band an diesem Abend meiner Meinung nach die schlechteste war. Als Ausgleich half ihnen aber leider auch nicht der Spaßfaktor. Man könnte grob sagen, dass jeder so ein bisschen das gespielt hat, was er wollte, ohne groß auf den anderen zu achten. Fazit: Thumbraiser waren die lustigste Band des Abend, musikalisch aber die schlechteste! (ch)

Als ich im Magic eintraf, waren Kultheit bereits im vollen Gange und überraschten mich zunächst - aber leider negativ, denn so monoton hatte ich die Erlbacher im Herbst 2003 in Chemnitz nicht erlebt. So ging es also einige Songs durch etwas einförmigeren midtempolastigen Powerthrash, der erst mit dem Metallica-Cover "Creeping Death" eine entscheidende Tempoverschärfung, somit eine Auflockerung und zudem eine bedeutende Erweiterung des bangenden Volkes vor der Bühne erfuhr. In den Folgetracks machte sich dann auch der abwechslungsreichere Anspruch, den ich von damals noch düster in Erinnerung hatte, etwas stärker bemerkbar, der leider unter einer mitunter nur schwer wahrnehmbaren Snare litt, was den einen oder anderen Tempowechsel angehörs des identisch bleibenden und mitunter diffuse Erinnerung an ähnlich geartete Passagen anderer Bands hervorrufenden Riffings untergehen ließ. Aktivposten auf der Bühne war wie vor einem Jahr der Sänger, dessen Brüllvocals nach wie vor den Löwenanteil ausmachten und dessen Nachholebedarf in puncto Cleangesangtreffsicherheit damals wie heute konstatiert werden muß, wenngleich das Fear Factory-Cover "Replica" im Refrain eindrucksvoll bewies, daß er's doch eigentlich schon sehr gut kann (Burton C. Bell ließ da allerfreundlichst grüßen). Kultheit schreckten auch nicht vor einer Halbballade zurück, blieben aber weitestgehend in ihrem angestammten Metier, aus dem sie auch die Covers rekrutierten (oder sagen wir mal, aus dem erweiterten Bereich). Neben den bereits genannten Tracks blieb die von einigen Enthusiasten im Publikum geforderte Slayer-Zugabe (welchselbige seinerzeit in Chemnitz auch erklungen war) aus - statt dessen entschied man sich für Sepulturas "Desperate Cry", das noch einmal für reichliches Matteschütteln bei einem Teil des Auditoriums sorgte, welcher somit wohl gar nicht mitbekommen haben dürfte, daß von der Leadgitarre im zentralen Karnickelrammelpart leider gar nix zu hören war (ein Phänomen, das dankenswerterweise im wesentlichen auf diesen Song beschränkt blieb). Bis die Reaktionen auf die eigenen Kultheit-Songs denen auf die Covers ebenbürtig sind, liegt also noch ein weiter und steiniger Weg vor der Band, wiewohl der seit dem Chemnitz-Gig zurückgelegte ergebnistechnisch durchaus nicht zu verkennen war und, wenn ein Festival wie das With Full Force eines Tages mal wieder den regionalen Aktivszeneförderaspekt geringfügig stärker gewichten würde, durchaus ebendorthin führen könnte. Das passende Publikum hätten Kultheit dort auf alle Fälle, was aber nicht implizieren soll, daß dasjenige in Oelsnitz etwa unpassend gewesen wäre. (rls)
Setlist Kultheit:
I Grow
Voices
Die Bestie
No Hope
Mouth For War (Pantera)
Escape
On The Edge
Creeping Death (Metallica)
Question Without An Answer
Black Sun
Replica (Fear Factory)
Respect
Insane
---
Desperate Cry (Sepultura)

Seventh Avenue hatten schließlich die Ehre, das erste "Out Of Dark" zu beschließen. Dennoch war es für die Mannen aus Wolfsburg mitnichten eine Premiere in vogtländischen Gefilden, schließlich hatten die Avenues an gleicher Stelle vor zwei Jahren die Christmas Party geheadlined, ebenso wie einige Rocknächte in der legendären Feldscheune Wohlbach. Die Jungs um Fronter Herbie sind also beileibe keine Unbekannten im Land der Vögte, umso überraschter war ich, wie wenige Nasen sich im Vergleich zu den letzten Malen vor der Bühne pünktlich zum Intro "Battle For Destiny" versammelt hatten. Seventh Avenue ließen sich davon aber überhaupt nicht beirren, sondern gingen mit zwei Krachern der neuen Scheibe "Eternals", nämlich dem Titelsong und der Hymne "Future Tale" gleich richtig in die Vollen, wobei vor allem letzteres die spärlichen Fans zu kräftigem Mitbrüllen animierte. Auch die folgenden "Raging Fire" und "Open Your Mind" kamen gut an, wobei Rhythmusgitarrist Florian immer mehr Probleme mit seinem Verstärker bekam, der ständig ausfiel oder sonstige Macken offenbarte, was den armen Flo ziemlich irritierte, zumal scheinbar auch Monitorprobleme hinzukamen und die sich mehrenden "Verspieler" eigentlich kein Wunder waren. Richtig lustig wurde es dann beim Mitsingspielchen des ansonsten ziemlich geilen "Infinite King", was so gar nicht funktionieren wollte, da sich die Gitarristen stets uneins waren, was den Einsatz anbetraf. Aber sei's drum - jeder hat mal Pech oder einen schlechten Tag. Sehr gelungen befand ich diesmal die fast ausschließlich mit Höhepunkten gespickte Setlist (auch wenn mein Favorit von "Between The Worlds", "Levy Your Soul From Hate", leider fehlte), die neben Krachern wie "Tales Of Tales", dem Stampfer "Domination Of Sin" und dem das reguläre Set beschließenden obligatorischen "Goodbye" und als Zugabe dem Maidenwerk "Run To The Hills" auch völlig überraschend den Helloween-Hit "Dr. Stein" enthielt, was für zusätzliche Begeisterung sorgte. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich stärkere und mitreißendere Gigs von Seventh Avenue gesehen habe, was sicher größtenteils mit dem verhältnismäßig schwachen "Andrang" vor der Bühne (auch wenn sich die 15-20 Mann redlich bemühten!!) und den erwähnten soundtechnischen Problemen zu tun hatte, aber auch auf der Bühne hätte ich mir etwas mehr Bewegung und vielleicht das eine oder andere Showelement gewünscht. Nichtsdestotrotz wurden Seventh Avenue spielend ihrem Headlinerstatus gerecht und bildeten den würdigen Abschluss einer Veranstaltung, die hoffentlich einige Fortsetzungen findet. (CSB)
Setlist Seventh Avenue:
1. Battle For Destiny
2. Eternals
3. Future Tale
4. Raging Fire
5. Open Your Mind
6. Tales Of Tales
7. Dr. Stein
8. Infinite King
9. Rest In Peace
10. Heaven Can't Wait
11. Between The Worlds
12. Goodbye
13. Domination Of Sin
14. Run To The Hills



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