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Exaudi, Kultheit   11.10.2003   Chemnitz, ZV-Bunker
von rls

"Support your local scene" ist auch nicht mehr das, was es mal war. Ganze 26 Zahlende fanden sich zum Gig der Dresdner Exaudi und der Erlbacher Kultheit im Chemnitzer ZV-Bunker ein. Dann braucht man sich über das Aussterben der Szene von unten auch nicht zu wundern, wenn man nicht zu solchen Gigs geht. Beide Bands ließen sich von der spärlichen Kulisse aber nicht entmutigen und spielten unterhaltsame Gigs.
Kultheit stellten mich zunächst vor das Fragezeichen, warum ich trotz des auffälligen Bandnamens, der bereits über 10jährigen Bandexistenz und der Herkunft aus dem nicht sooo weit von meiner Heimat entfernten Erlbach noch nie was von der Truppe gehört hatte. Das klärte sich mit einer der ersten Ansagen auf, probt das Quintett doch keineswegs in Erlbach bei Mittweida, sondern vielmehr in Erlbach bei Markneukirchen (was ja nun wieder eher Marios Revier wäre). Die Truppe mixte diverse hartmetallische Stile, war unterm Strich aber wohl am ehesten im Thrash anzusiedeln. Dessen Tempo bewegte sich zumeist in mittleren Gefilden, ließ indes reichlich Abwechslung nicht vermissen, ohne deshalb aber gleich "progressiv" genannt werden zu dürfen. Dazu brüllte der Sänger enthusiastisch ins Mikro, wohingegen an den cleanen Passagen ob deren stellenweiser Schieflage noch etwas gefeilt werden sollte. Besagter Sänger erwies sich auch als bangender Aktivposten der Vogtländer, der zudem lyrisch zwischen deutscher und englischer Artikulation wechselte, wie es beispielsweise auch schon die in der Gesamtbetrachtung grob vergleichbaren Stahlträger gemacht haben. Der einstündige Set enthielt neben reichlich Eigenkompositionen auch eine anständige Coverversion von AC/DCs "T.N.T." (die in puncto Unterhaltungswert zwar nicht an die von J.B.O. intonierte herankam, aber das sollte sie vermutlich auch gar nicht), und im Zugabenteil verneigte man sich dann auch noch vor Slayer, unterstrich damit aber eher den Weg, den Kultheit noch vor sich haben, um zu einer richtig großen Band zu reifen. Den richtigen Pfad dahin haben sie aber schon eingeschlagen, denke ich angehörs dieses guten Gigs.
Zum dritten Mal sah ich Exaudi dieses Jahr, und zum dritten Mal in einer anderen Besetzung. Die Neulinge machten ihre Sache aber exzellent: Keyboarder Tobias, der diesen Job während des letzten Exaudi-Gigs im ZV-Bunker feierlich übertragen bekommen hatte, hat sich mittlerweile einen festen Platz und eine eigene Note erarbeitet, traute sich bedeutend mehr als zum Gothic Christ-Gig vor einem reichlichen Vierteljahr in Leipzig und manifestierte damit seinen Platz als wichtiges Ensemblemitglied. Die neue Sängerin Sylvia dagegen erlebte ich an diesem Abend zum ersten Mal, und schon während des ersten Songs bewegte sie sich auf der Bühne mehr als ihre Vorgängerin Virginie während der gesamten zwei Gigs, die ich mit ihr gesehen habe. Da merkt man eben die schon vorhandene Liveerfahrung u.a. aus einem Gospelchor (!). Zudem sorgte ein größtenteils sauberes Klangbild dafür, daß man die weiblichen Vocals nun endlich auch mal hören konnte (das war bei Virginies Gigs nicht der Fall gewesen) und in der Lage war, sie als echten Zugewinn im Gothic/Death Metal-Sound der Band zu verbuchen. Die neue MCD "Ein Stein" (Review demnächst) machte erwartungsgemäß viele Punkte in der Setlist, älteres überarbeitetes Material wie "Das Buch" gesellte sich hinzu, aber mein neuer Lieblingssong Exaudis ist der extreme Doomer "Suche nach Licht". In einer etwa derjenigen Kultheits entsprechenden Gesamtspielzeit brachten die Dresdner vergleichsweise deutlich weniger Tracks unter, und nach kleiner zugabentechnischer Unklarheit kamen sogar deren zwei zum Vorschein, da Teile des Publikums auch noch eine Repetition von "Sehnsucht" einforderten. Trotz einiger spieltechnischer Unsicherheiten insgesamt also ein guter Exaudi-Gig.



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