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4. Cross Music-Metalfest   25.09.2004   Bad Hersfeld, Güterbahnhof
von tk

Das Ticket
Schon seit Monaten freute ich mich wie ein kleines Kind auf dieses Festival in der hessischen Heimat, denn wann bekommt man schon mal für günstiges Eintrittsgeld so ein hochkarätig besetztes Billing geboten?! Da wog auch der Umstand nicht so schwer, dass ich aus Dortmund anreiste, um in Bad Hersfeld bangen zu dürfen. Das Cross Music-Team (www.cross-music.de), welches mal wieder mit viel Enthusiasmus und Engagement zu Werke gegangen war, zog für das vierte Metalfest aus dem Dorfgemeinschaftshaus in Niederjossa in die alten Gemäuer des Bad Hersfelder Güterbahnhofes um. Sicherlich keine schlechte Entscheidung, wobei die Akustik in der alten Halle nicht unbedingt für Konzertaktivitäten dieser Art geeignet ist, aber was solls. Noch bevor die erste Band des frühen Abends auf die Bretter stieg, gabs mit der Ankunft des Fear Dark-Teams, die extra aus Holland angereist waren, erstmal eine dicke Überraschung inkl. Begrüßung. So sollte mein Besuch beim Flevo-Festival also doch nicht umsonst gewesen sein :-) Während Raffi & Co. neben powermetal.de, die das Festival präsentierten, und Olaf & Eric (Stephans-Buchhandlung) ihren Gabentisch aufbauten, enterten die Lokalmatadoren LANE die Bühne.
Der Lane-Bassist
Zugegeben, ich hatte von der Band vorher noch nie etwas gehört. Tatsache war, dass die Herren allesamt keine Anfänger mehr sind und auf der Bühne nichts anbrennen ließen. Die Musik von LANE kann man getrost als zeitlos guten melodischen Rock bis Hard Rock bezeichnen, womit sie definitiv die ruhigste Band des Abends waren. In der Tat präsentierte der Fünfer aus HEF auch zwei reinrassige Akustikballaden, die aber für die notwendige Auflockerung im hardrockenden Programm sorgten - und wer zudem einen sechsaitigen Baß souverän bedienen kann, hat auch bei meinereiner schon einen dicken Pluspunkt eingefahren. Die härteren Stücke erinnerten bisweilen an Songmaterial der Karlsruher PINK CREAM 69 aus ihrer "One Size Fits All"-Schaffensphase. Ein solider, wenn auch für ein Metalfest etwas bieder wirkender Gig der Hessen.

Trust
Nun waren also TRUST gefragt, den Part des echten Anheizers zu übernehmen und härtetechnisch ein paar Kohlen drauf zu packen. Ich habe die Jungs bestimmt anderthalbdutzendmal auf der Bühne gesehen. An diesem Abend habe ich sie aber neu entdeckt. Mit ihrer pressfrischen CD "Dangerzone" im Gepäck zauberten die Westfalen eine lupenreine 80er Metal-Show auf die Bühne und sorgten für kollektives Ausrasten. Hans flippte herum, Mark verprügelte mit schon fast mit besorgniserregender Intensität sein Drumkit, Marc sang voller Inbrunst und der sonst eher ruhende Pol Johannes wirkte so agil wie noch nie. Da wog es auch nicht so schwer, dass TRUST mit dem miesesten Sound des Abends zu kämpfen hatten. Songs wie "Mind Attacks", "Don't Run Away" oder der Killertrack "I Got Power" wurden zu recht abgefeiert und bestätigten einmal mehr, warum die Entscheidung, die Akustik-Rock-Klamotte ad acta zu legen, die einzig richtige war. Meine Begeisterung war jedenfalls grenzenlos.

Random Eyes
Der Sänger von Random Eyes
Die nachfolgenden Finnen RANDOM EYES, derentwegen wohl auch ein Großteil des metallischen Nachwuchspublikums nach Bad Hersfeld gekommen war, luden ein zur Deutschland-Premiere und konnten mit ihrem kraftvoll vorgetragenen wie modernen, gothic-angehauchten Powermetal durch die Bank überzeugen, wenngleich ich zugeben muß, dass ich länger als so manch anderer Anwesende brauchte, um mich an den streckenweise doch "sehr" modernen Sound zu gewöhnen. Sänger Christian, der garderobemäßig an den Hippie von nebenan erinnerte, erwies sich als der geborene Entertainer und poste sich exzessiv durch die Setlist. Gesanglich ließ der junge Finne nichts anbrennen und lenkte stets die Blicke auf sich. Da erschien es fast vorprogrammiert, dass seine Gesangspartnerin Katja so gut wie nicht zum Zuge kam. Allerdings präsentierte sich das Mädel auch auffallend somnolent, stand herum wie Falschgeld, verzog keine Miene und konnte auch gesanglich kaum Akzente setzen. Ihre Bewegungsarmut machten die anderen Bandmitglieder, allen voran Basser Timo Mäki-Marttunen (es gibt ja drei Timos in der Band :-) aber wieder wett. Überraschenderweise präsentierten RANDOM EYES eine Vielzahl neuer Songs des im Februar 2005 erscheinenden neuen Albums, das eine deutliche Steigerung des Härtegrades verspricht und hoffentlich einem noch größeren Hörerkreis zugänglich gemacht werden kann. Mit diesem Auftritt haben RANDOM EYES ihren Ruf als absoluten Underground-Geheimtipp untermauert.

Seventh Avenue-Markus
Ein SEVENTH AVENUE-Gig ist stets ein Headliner-Gig, egal an welcher Position im Billing er geführt wird, so darf man es als eine überaus freundliche Geste werten, dass sie den Finnen ORATORIO den Vortritt ließen, was sich im Nachhinein als prophetischer Akt herausstellen sollte, da sich Mike vor dem Auftritt die Hand verletzt hatte und nur unter starken Schmerzen sein Drumkit bedienen konnte.
Seventh Avenue-Flo
Die Show von AVENUE war trotz Soundeinbußen und zwei gecancelten Tracks wieder mal ein Ohren- und Augenschmaus. Neben altbekannten Hits wie "Tales Of Tales" oder "Big City Sharks" wurde auch erstmals "Raging Fire" vom neuen Album "Eternals" gespielt, das vom Publikum ebenso enthusiastisch wie das altbekannte Songmaterial aufgenommen wurde. Zu meiner Freude gabs auch wieder die Midtempo-Hymne "Rest In Peace" vom Debut "Rainbowland" zu hören, die Herbie erneut zu einer Publikums-Animations-Mitmacheinlage nutzte. Es erstaunt den hier schreibenden Metal-Greis doch sehr, wie viele Jungspunde die alten STRYPER-Sachen noch kennen und schätzen, so festgestellt bei "In God We Trust", welches aus rund dreihundert Kehlen lauthals mitgesungen wurde, Gänsehautatmosphäre pur!
Seventh Avenue-Herbie
Eigentlich wollten AVENUE den MAIDEN-Gassenhauer "Run To The Hills" schon längst ins Archiv ihrer Coverstücke verbannt haben, an diesem Abend packten sie ihn aber noch mal aus, auch wenn Mike endgültig am Ende seiner Kräfte angelangt war. Spieltechnisch war mal wieder alles top, inkl. Herbies gesanglicher Leistung, über die man wohl nicht große Worte verlieren muß.

Während der Umbaupause gabs ein Kurzinterview mit ADORNED GRAVES, die ursprünglich auf dem Metalfest spielen sollten, aufgrund einer Knieverletzung des Kollegen Stefan aber ihre Instrumente zu Hause lassen mussten. Großes Lob an die drei Pfälzer Dreschmetaler, dass sie sich trotzdem den langen Weg nach HEF gemacht hatten, um als Besucher dabei zu sein!
Es erschien nur allzu logisch, das ORATORIO dem AVENUE-Gig nichts mehr entgegen zu setzen hatten, allerdings schaute ich den jungen Finnen genau auf die Finger, denn mit ihrem letztjährig erschienenen Album "The Reality Of Existence" sorgten sie für mächtig Wirbel in der Powermetal-Community und heimsten auch durchweg gute Kritiken für ihren ersten Longplayer ein. Für ORATORIO war es ebenfalls der erste Deutschland-Gig und man merkte den Jungs ihre Nervosität auch an, zudem doch eine beträchtliche Zahl an Besuchern nach AVENUE gegangen war und somit eine fette Lücke im Güterbahnhof klaffte. Spielerisch zeigten die Nordmänner kaum Schwächen, spielten das schon erwähnte Album solide herunter, wobei die in finnischer Sprache vorgetragenen Stücke "Huuto" (von der gleichnamigen '99er EP) und "Taivaallinen Jerusalem" besonders hervorstachen. Sänger Joel Hekkala war zwar gesanglich oben auf, nur an seinem stageacting muß er noch hart arbeiten. Insgesamt wirkte der Auftritt etwas steif und unbeholfen, wenngleich man einer jungen Band, die erst am Anfang ihrer Karriere steht, diesbezglich einen Entwicklungsprozess zugestehen sollte.
Resümierend muß man eine durchweg positive Bilanz dieses Festivals ziehen, welches sich in der Region endgültig etabliert haben dürfte und christlichen Metalbands endlich wieder eine Plattform bietet, die ihnen in Ennepetal (Christmas Rock Night) und Owen (Owener Rocknacht) leider immer mehr entzogen wird. Die Vorfreude aufs Metalfest 2005 ist bei meinereiner jedenfalls schon reichlich vorhanden.

Weitere Fotos kann man sich unter nachfolgenden Links anschauen:
http://www.metalfest.de
http://www.powermetal.de/fotos/fotos-602.html

Setlist LANE (ohne Gewähr):
Intro (CD-Einspielung)
Take Your Chance
Back In Time
Gimme Your Love
Turn Me On
All For Life
Heaven
Nighttalk
Spirit In The Night

Setlist TRUST:
Mind Attacks
Love Will Survive
Dangerzone
My Rock
Voice Of The Innocent
Don't Run Away
Money
The Sun
Rain
You Are Here
I Got Power

Setlist RANDOM EYES (ohne Gewähr):
Where I Belong
Hero
Faith
New Creation Girl
Soldier
Tears
Reason
Go Away
New Flow
De Rvert
Still Alive
You Are The Reason
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Tomorrow Will Come

Setlist SEVENTH AVENUE:
Intro (CD-Einspielung)
A Step Between The Worlds
Open Your Mind
Tales Of Tales
Future Tale
Angels Eyes
In God We Trust
Big City Sharks
Tale Of The Forgotten Dreams
Rest In Peace
Levy Your Soul From Hate
Iron Man
Raging Fire
Goodbye
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Run To The Hills

Setlist ORATORIO (ohne Gewähr):
Chain Of Pain
No Return From Hell
Glory And Power
Believer's Destiny
Speak Of The Devil
Taivaallinen Jerusalem
Huuto
Touch Of Your Love
Shine The Light
A Lonely Prayer
Ages Before
Burning
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Wounded Moon



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