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Coloured Rain   25.06.2004   Röhrsdorf, Landesjugendcamp
von rls

Hatte die Strukturplanungsmannschaft des Landesjugendcamps der Evangelischen Jugend in Sachsen beim 1999er Debüt am Eröffnungsabend noch auf den Chorlight-Import aus den Altbundesländern gesetzt (und damit zwar für unkritische Begeisterung bei der Masse gesorgt, den Rezensenten aber angesichts rekognoszabler künstlerischer Schwächen ins Jammertal gestürzt), so war anno 2004 die Meinung zutage getreten, man habe im eigenen Lande doch auch Bands, die für diesen Zweck geeignet wären, und so verpflichtete man folgerichtig Coloured Rain, welche mit etwas Verspätung nach der Eröffnungsveranstaltung ihren Gig begannen und mit einem zu vielleicht drei Vierteln gefüllen Großzelt einen kopfmäßig sehr guten Publikumszuspruch vermerken konnten. Auf der Bühne stand diesmal die aktuelle Stammbesetzung, also mit Saxer Marek, und man merkte den zugehörigen Neuen an, daß sie sich in der Zeit seit dem Gig bei den Methodisten in Chemnitz deutlich besser eingespielt hatten, wenngleich auch heute noch nicht alles hundertprozentig saß. Zudem gab's erneut leichte Soundprobleme: Einesteils konnte meinereiner, schräg hinter dem Mischpult sitzend, nur recht wenig von Markos Keyboards wahrnehmen, und zum anderen machte der Gesamtklang an einigen Stellen einen etwas inhomogenen Eindruck. Aber der Unterhaltungswert der "groovy kind of Modern Gospel" bewegte sich nach wie vor in hohen Sphären - Schwierigkeit an der Sache war nur, daß das Publikum sehr lange brauchte, um dies festzustellen. Hier machte sich neben der fortgeschrittenen Stunde auch der Einfluß eines Großprojektes wie GoGospel bemerkbar - ohne dessen Sinnhaftigkeit und Qualitäten irgendwie in Frage stellen zu wollen, muß kritisch festgehalten werden, daß es den Verständnisbegriff von Gospel bei den Jugendlichen sehr stark einseitig beeinflußt und es diesen schwermacht, eine ohne Massenelemente auskommende, sondern fast kammermusikalisch zu nennende Interpretationsvariante wie eben die von Coloured Rain zu goutieren. Beweise für diese These bildeten die Tatsachen, daß abgesehen von diversen "Zwischenhochs" das Auditorium erst beim "plakativsten" Song richtig auftaute (und das war "Oh Happy Day" an vorletzter Position im regulären Set!) und daß "Celebrate", als es als letzte Zugabe noch ein zweites Mal gespielt wurde, bedeutend heftiger abgefeiert wurde als bei der ersten Intonation im regulären Set. Elemente wie die Zugpfeifenimitation in "This Train" hat das Publikum in beiden Chemnitzer Kirchen, wo ich Coloured Rain bisher gesehen habe (und das war genausowenig ein musikalisches Fachpublikum wie in Röhrsdorf!), bedeutend enthusiasmierter hinbekommen. Das soll die Leistung von Coloured Rain nicht schmälern - Paul etwa bekam für seinen intensiven Einsatz bei "Walking To Memphis" verdienten Szenenapplaus und die Instrumentalisten für ihre Soloparts ebenfalls einhelliges Lob (das waren zwei der angesprochenen "Zwischenhochs"). Zudem schaffte es Leadsängerin Elisabeth nach leicht indisponiert wirkendem Beginn im Laufe des Sets immer besser, ihre expressive Ausdrucksweise beim Singen in geordnete und songdienliche Bahnen zu lenken. Der Song selbst (und dessen Inhalte, bisweilen durch knapp gehaltene Ansagen noch kurz ausgedeutet) steht stets im Mittelpunkt des Geschehens bei Coloured Rain, und das war auch an diesem Abend wieder so, wenngleich man es sich natürlich nicht nehmen ließ, diverse virtuose Elemente als reizvolle Farbtupfer einzubauen, wobei sich neben der Sängerriege naturgemäß besonders Marek mit seinen verschiedenen metallisch glänzenden Holzblasinstrumenten hervortat. Trotz der angesprochenen Probleme darf das Experiment, das Landesjugendcamp ohne "eingeflogene Stars" zu eröffnen, also als durchaus gelungen betrachtet werden, und ab "Oh Happy Day" herrschte im ganzen Zelt dann auch der fröhliche Tag, der im Normalfall bei einem Coloured Rain-Gig eigentlich von der ersten bis zur letzten Sekunde dauert.



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