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Saxon, Evidence One   07.04.2003   Kassel, Musiktheater
von tk

Die britischen Metalurgesteine Saxon (www.saxon747.com) gastieren in Kassel?! Da wurde ich schnell hellhörig, denn das war ja geradezu Pflichtprogramm, zumal für meinereiner auch noch direkt vor der Haustür. Das Musiktheater (www.nachthallen.de) ist zwar schon seit etlichen Jahren eine zentrale Anlaufstation für jegliche Art von "Nachtschattengewächsen" aus dem Großraum Nordhessen/Südniedersachsen, allerdings musiktechnisch eher etwas für die Darkwave/EBM-Fraktion. Traditionsmetaller bekommen hier nur in spärlicher Dosis ihre lebensnotwendige Kost angeboten.
Leider mußten Brainstorm ihren Gig in Kassel canceln, so blieb als einziger Supportact Evidence One (www.evidenceone.de) übrig. Das Allstar-Dreamteam um Domain-Shouter Carsten "Lizard" Schulz und den Frontline-Klampfer Robby Boebel waren als Anheizer wohl die beste Wahl und schmetterte in ihrem kurzen, aber beeindruckenden Gig feinsten Metal-Stoff der 80er-Schule ins heavyhungrige Publikum. Es war ganz offensichtlich: Hier waren Profis am Werk, die ihre Instrumente nicht erst seit ein paar Jahren bedienen. Ob nun groovender Midtempo-Stoff, wie z.B. "In The Beginning There Was Fire" oder fetzige, straighte Nummern, Evidence One rockten souverän ihr Zeug herunter und konnten den anwesenden Besuchern mehr als Höflichkeitsapplaus entlocken. Der Sound war zwar noch nicht die Offenbarung des Abends, vor allem die PA schien rechtsseitig zu schwächeln, ansonsten gabs aber nichts zu meckern. Checkt in jedem Fall EOs letzte CD "Criticize The Truth" mal an. Laut Presseberichten solls eine echte Hammer-Scheibe sein.
Nach der obligatorischen Umbaupause ließen uns Saxon lange warten, genau genommen eine halbe Stunde. Doch dann eröffneten die "Kings Of British Steel" ihren Set mit "Heavy Metal Thunder", was die Metalheadz schon mal sofort mit frenetischem Applaus quittierten. Mit einem Bombensound, einem äußerst gut gelaunten Biff Byford und vier Musikern der Qualitätsklasse "1A" an seiner Seite eroberten Saxon die Metalherzen im Sturm. Ob nun alte Klassiker vom 80er Scheibchen "Wheels Of Steel" oder Stücke der neueren Platten, alle Songs wurden unter Begeisterungsstürmen abgefeiert und machten deutlich, dass diese Band ihr Charisma und ihren Spirit vergangener Zeiten noch lange nicht verloren hat. Ganz im Gegenteil.
Doug Scarrat und Paul Quinn lieferten sich Riffduelle bis die Wangen glühten und präsentierten sich als nahezu perfekt eingespieltes Duo, während Basser Nibbs Carter phasenweise wie ein wildgewordener Stier herumbangte und auf diese Weise seinen Spaß am Gig dokumentierte. Biff stellte einmal mehr seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis, indem er zwischen den Songs immer wieder grinsend auf die Uhr schaute und das Publikum fragte, wann denn nun der passende Zeitpunkt für den Track "Crusader" gekommen sei. Seinen dabei häufig gebrauchten Terminus "Fucking (irgendwas)" sollte man in diesem Zusammenhang wohl eher schmunzelnd, denn kritisch moralisierend bewerten. Mich hats jedenfalls nicht gestört.
Neben schon erwähntem "Crusader" rockten Saxon noch etliche Klassiker, darunter "747" und "The Preacher" herunter und überzeugten mit ihrer Performance auf ganzer Linie. Ferner konnte sich Drummer Fritz Randow mit einigen wahrhaftig unglaublichen Kunststückchen an seinem Drumkit effektvoll in Szene setzen. Saxon spielten sich förmlich in einen Rausch, schienen auch sichtlich beeindruckt vom Kasseler Publikum zu sein (was ich angesichts heimatlicher Nähe mal als persönliches Kompliment verbuche - tk :-) und entließen uns erst nach zweieinviertel Stunden Spielzeit, immer wieder von "Saxon, Saxon"-Sprechchören im gut gefüllten MT begleitet. Ein einmaliges Konzert-Erlebnis, von dem jeder metalbegeisterte Anwesende wohl noch lange zehren wird.






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