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Wishbone Ash 22.01.2003 Lorsch, Rex
von
gl
Alle Jahre wieder pünktlich Mitte Januar kommen WISHBONE ASH zu Besuch und auch das 3. Jahr in Folge wollte ich mir das Konzert nicht entgehen lassen. Und hatte das Glück, Andy Powell, das einzig übriggebliebene Ur-Mitglied, gleich zweimal spielen zu sehen: Nachmittags mit seinem Gitarristen Ben Granfelt bei einer kleinen Akustik-Session im Media Markt Heidelberg und abends beim Konzert am selben Ort, der schon letztes Jahr aus allen Nähten platzte.
Das Rex in Lorsch ist etwa 8x so groß wie mein Schlafzimmer und da quetschen sich dann ca. 350 Leute drin wie die Ölsardinen und man sollte eigentlich Sauerstoff-Flaschen verteilen! Die Luft ist so dermaßen stickig, dass sogar der Tourmanager im Namen der Band bittet, das Rauchen einzustellen (was zwei dicke Plunzen vor mir nicht davon abhält, weiterhin die Luft zu verpesten)!
Doch sobald die vier Musiker auf der Bühne stehen, verdrängt man das und wird mit einem brillianten Gig mit außerordentlicher Spielfreude entschädigt! Ben Granfelt ist bekanntlich seit 1 1/2 Jahren Gitarrist bei WISHBONE ASH, auch wenn auf dem Ticket noch Mark Birch abgebildet ist - man könnte es besser wissen, denn Ben war beim letztjährigen Auftritt bereits in der Band. Jener Ben Granfelt - der bereits mit seiner eigenen Band im Vorprogramm von THIN LIZZY tourte und auch mal bei den LENINGRAD COWBOYS war - ist eine enorme Bereicherung für die Band, nicht nur, dass man ihn fast schon als Guitar Hero bezeichnen könnte, er trug auch zum aktuellen Album "Bona Fide" erheblich bei, was bei dem exzellenten Non-stop-Riffing-Track "Enigma" oder dem schönen "Faith, Love, Hope" eindrucksvoll bewiesen wird. Bob Skeat am Bass und Ray Weston am Schlagzeug agieren mit einer Sicherheit und Präzision, als hätten sie nie etwas anderes getan. Dauergrinser Bob, ständig lächelnd, dem die Baseballkappe festgeschraubt zu sein scheint, war ja vor einem halben Jahr noch mit Ken Hensley on tour, ist aber auch schon seit 1995 bei ASH. Das mit dem Lächeln meine ich durchaus positiv, nichts ist abstoßender, als grimmig desinteressiert agierende Musiker auf der Bühne zu beobachten. Tja und dann natürlich der sympathische Glatzkopf Andy Powell, der selbst nachmittags kleine Anekdoten von anno dunnemals zum Besten gibt und auch mal Ben das Mikro überlässt.
Roland hat in seiner exzellenten Besprechung von "Argus" treffend charakterisiert, wie sich bei der Band Pazifismus und Anti-Kriegs-Elemente finden, was sich in der Tat wie ein roter Faden durch die History der Band zieht über z.B. "Number The Brave" bis hin zum neuen Album, wo ein Song gar gleich "Peace" heißt. Andy Powell schießt in einer Ansage auch eine ironische Spitze gegen Kriegstreiber George Bush jr. ab.
Obwohl 70% des Sets stehen, wird es niemals langweilig, diese Band live zu sehen, dazu ist die filigrane und melodiöse Gitarrenarbeit zu hochklassig. Und das begeisterte Gejohle garantiert, dass Klassiker wie "The King Will Come" oder "Blowing Free" oder "Phoenix" immer im Programm bleiben werden. Letzteres immer wieder ein Erlebnis, wie man sich langsam auf den Höhepunkt zuschraubt, duelliert, die "Temperatur" weiter anheizt und hochkocht, die Spannung immer weiter ansteigen lässt durch Gitarrenläufe und dann der ultimative Riff-Höhepunkt dem Ganzen die Krone aufsetzt!!
Und der Andy ist so gut drauf, dass er nach der regulären Zugabe - "Ballad Of The Beacon" als "German Drinking Song" betitelt - sogar seine Mitspieler überrascht und noch einen draufsetzt.
Fazit: Ein Super-Konzert, besser als letztes Jahr und einen Tick besser als vor 2 Jahren in Kaiserslautern.
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