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Christmas Rock Night 2002   06.-07.12.2002   Ennepetal
von dh und tk

Freitag, 6.12.
Alle Jahre wieder, so könnte man es sagen, ist fröhliches Abrocken um den Weihnachtsbaum oder um den Adventskranz angesagt. Auch in diesem Jahr versprach das Billing der CRN so einige Highlights. Nachdem ich (dh) aufgrund mehrerer Staus ein wenig später erschien, bekam ich von Brain:Faq (diesmal auf der großen Bühne) nur noch das Ende mit. Laut Berichten sollten sie aber mit ihrer Mischung aus modernem Thrash und Nu-Metalcore mit deutschem Gesang kräftig eingeheizt haben, was ich am nächsten Tag, als Brain:Faq auf der Alternastage spielten, nur bestätigen konnte; Schwerpunkt waren natürlich die Songs von ihrem zweiten Album. Zur räumlichen Aufteilung gleich eines vorweg: diesmal fanden die Veranstaltungen auf drei Bühnen statt, die große wie gewohnt oben, die kleine unten diente mehr für Interviews und Acoustic-Gigs und neben der Stadthalle gab es im Jugendzentrum noch die Alternastage. Meiner Meinung nach war dies nicht so sehr gelungen. Von den räumlichen, weil beengten Bedingungen und vom Sound her empfand ich die Alternastage als keine sinnvolle Alternative,außerdem verlief es sich dadurch ein wenig.
Nachdem wir einige Rundgänge gemacht und unser Geld am Stand der Stephans-Buchhandlung wieder für viele neue CDs gelassen hatten, blieb genug Zeit, um mit Alt- und Neubesuchern diverse Smalltalks zu führen, es ist doch wie bei einem Familientreffen.
Aufgrund der drei Bühnen war es natürlich unmöglich sich alle Bands anzuschauen, wobei ich es doch noch einigermaßen geschafft habe, bei den meisten einen Blick bzw. ein Ohr mal kürzer, mal länger zu riskieren. Arson schafften es leicht mit ihrem neuem Album "New World" das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, kein Wunder, mit ihrer Mischung aus Nu-Metal, Crossover und Punk trafen sie genau den Nerv der jungen Besucher, aber auch ruhigere Stücke standen auf dem Programm, weiter so Jungs.
Die Amis von Daily Planet wußten mit ihrem Modern Acoustic Pop-Rock ebenfalls zu gefallen, angenehme gefühlvolle Stimme, schöne eingängige Melodien, zum Relaxen genau richtig, ein wenig erinnerten sie mich an Third Day oder Jars Of Clay. Wer diese Bands mag, sollte "Hero", das aktuelle Album von Daily Planet, anchecken.
Unten auf der Talkbühne gaben wir uns dann Trust. Marc Piras und Co heizten mit ihrem Acoustic RockīnīRoll der Menge gut ein. Mit dem Bride-Klassiker "Psychedelic Super Jesus" feierten sie einen guten Abschluß eines gelungenen Auftrittes.
The Electrics verpaßte ich leider, weil zugleich auf der Alterna Stage Morphia zum fröhlichen (?) Bangen einluden. Wie im letztem Jahr boten sie eine hervorragende Mischung aus atmosphärischem Doom- und Deathmetal, hoffentlich bekommen sie mit ihrem neuen Album "Frozen Dust" etwas mehr Aufmerksamkeit. Höhepunkte waren natürlich Songs wie "The Sun", "The Day I Died" und "Desire".
Punk is not dead, dies zeigten später auf der Hauptbühne Relient K. Ohne ein großer Fan von Pop-Punk im Stil von Blink 182 oder Green Day zu sein, beeindruckte mich doch die Energie und Spielfreudigkeit der Band, die jüngeren Besucher hatten auf jeden Fall ihren Spaß.
Unsereins wartete dann doch lieber auf den Gig von Mortification und sie kamen, spielten und siegten. Neugitarrist Mick Jelinic (ist 36 und spielt seit 20 Jahren Gitarre, wie er mir später erzählte - tk) ist eine echte Bereicherung für die Band und mit einem so guten neuen Album "Relentless" kann man ja nichts falsch machen. Von diesem gab es auch Songs wie "Web Of Fire", "God Shape Void" oder "3 Of A Kind" zu hören, neben älteren Stücken wie "Brutal Warfare" und "Grind Planetarium", sowie einem Medley, bestehend aus Songs der ersten vier Alben. Warum Mortification aber keine Zugabe spielen durften - es darf keinen Mortification-Gig ohne "Scrolls Of The Megilloth" geben - wird wohl ein ewiges Geheimnis des Zeitplanes der CRN bleiben. Aber nun gut, das Publikum ging gut mit und hatte seinen Spaß.
The Insyderz bekamen wir dann nur noch von draußen mit, denn Ska-Mucke ist nun wirklich nicht unser Ding. So neigte sich der erste Abend dem Ende zu.

Samstag, 7.12.
Frisch und ausgeruht (naja, nach max. vier Stunden Schlaf auf einer harten Isomatte nebst propellerartigem Schnarchgeräusch eines Neuseeländers neben mir war ich alles andere als frisch und ausgeruht - tk :-) ging es am Samstag wieder weiter, zur Einstimmung schaute ich kurz bei den Australiern PC3 (Paul Colman Trio) vorbei, die eine nette Mixtur aus Modern Pop/Rock boten.
Ich sollte einfach nicht wetten, ich wußte es konnte nur schiefgehen, dafür mußte ich (bangend!!) die ersten Songs von den deutschen Hip-Hoppern W4C überstehen. Überlebt habe ich es, in ihrem Metier sind sie auf jedem Fall gut, ist halt absolut nicht meine Welt. (Was nicht ist, kann ja noch werden, Bruder ... wehe!!! - tk :-)
Da flüchtete ich dann doch lieber zur Alterna-Stage, wo Opposition Of One mit ihrem Old-School Hardcore alles in Grund und Boden trümmerten und verlauten ließen, dass sie eigentlich die härteste Band der CRN sein wollten, dann aber Mortification ihren Weg kreuzten. Solider Auftritt der Süddeutschen.
Anschließend luden Seventh Avenue auf selbiger Bühne zum Tanzen und Bangen ein. Eine Frechheit finde ich aber, dass eine langjährig arbeitende Band mit vier Full-Length-Alben und zwei EPs nicht auf der Hauptbühne spielen durfte. Seventh Avenue ließen sich aber dadurch nicht beirren: "Sorry, wir haben nur circa 50 Minuten Spielzeit, da bleibt für Balladen keine Zeit mehr", so laut der Ansage von Herbie, bretterten sie eine Speedgranate nach der anderen, absolut tight gespielt, ins Publikum. Klasse Auftritt, ähnlich wie in Niederjossa fehlten auch die zwei Coversongs von Stryper (In God We Trust) und Maiden (Run To The Hills) nicht, sogar eine Zugabe konnten sie spielen.
The Seekers aus Kroatien luden auf der Hauptbühne zur fröhlichen Skapartie ein, Stavesacre zur Emocore-Party. Wir warteten dann doch lieber auf den Auftritt von Schwedens Urgestein-Rockern Jerusalem, allerdings war deren Gig für meine (dh) Begriffe etwas durchwachsen, ein etwas lustlos wirkender Ulf Christiansson (oder lag es am Alter?), der einen extra Lakai brauchte, um die Songblätter umzuschlagen. Hinzu kam, daß sie Klassiker wie "Dancing On The Head Of The Serpent" oder "Rebels Of Jesus Christ" nicht auf ihrer Setlist hatten, schade, vom Spielerischen her war aber soweit alles im grünen Bereich, gerade Bassist Peter Carlsohn schien eine Menge Spaß gehabt zu haben.
Pillar konnten mit ihrem neuem Album "Fireproof" sogar einen Majordeal ergattern, spielten als nächstes zur Crossover-Session auf, den Gig bekam ich aber mehr von draußen mit, obwohl ich deren aktuelles Album recht schätze, den Kids hat es auf jeden Fall gefallen.
Kevin Max (DC-Talk) bildete den Abschluß der diesjährigen CRN, der mit seinem Soloalbum, musikalisch eine Mischung aus David Bowie und U2, schon ordentlich für Aufsehen gesorgt hat. Live überzeugte er auch auf der CRN, ich verzog mich aber dann doch aus der Halle, um mich von einigen Leuten zu verabschieden. See you next year, schön war es wieder.

Bevor wir schließen, noch ein Hinweis in Richtung Veranstalter: BITTE, BITTE, bezüglich der Interviews gerade bei den Metalbands: Laßt das von Leuten erledigen, die sich in diesem Metier auskennen, zum größten Teil war es wieder grauenhaft!! Bei Mortification (Steve Rowe): "Wie lange willst du die Musik noch spielen? Hast du Angst aufzuhören?" Der Mann wurde viermal für tot erklärt, er machte die Hölle auf Erden durch, wovor sollte dieser Mensch Angst haben?! Es waren wieder Fragen, die keinen interessierten. Keine einzige Frage zum neuen Album, bei Seventh Avenue war es auch nicht besser: "Ihr seid bei Massacre Records untergekommen, dann könnt ihr so schlecht ja gar nicht sein." oder "Kommt der klassische Metal wieder?" Der klassische Metal war nie weg, Herr Schwehn!!! Aua, Aua, Aua!!! Jerusalem mit AC/DC zu vergleichen tut auch weh. Also bitte, liebe Westermanns, laßt die Metalbands von Leuten interviewen, die sich damit auskennen (und das Auditorium mehr mit einbeziehen, denn hinter manchem Zuhörer versteckt sich auch ein heimlicher Experte - tk :-)
Insgesamt war die wieder auf zwei Tage regulierte CRN in diesem Jahr besser zu "verdauen" als die letztjährige. Es macht aber durchaus Sinn, pro Abend eine Band weniger spielen zu lassen, damit auch Headliner und Co-Headliner die Möglichkeit haben, wenigstens eine Zugabe darbieten zu können.



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