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Fanzine-Rezensionen aus CrossOver 3/00

Fatal Underground, Musik & Message, Original Sin, Zeitgeist, Eternity, Erzgebirgische Heimatblätter, Iron Pages, Shocker, Maskenball

Die Jungs vom Fatal Underground gehen mit Nr. 8 im metallischen Sinne wieder einen Schritt zurück. Nachdem es in den letzten Heften immer weniger nichtedelstahllackierte Themen gegeben hatte, ist deren Anteil wieder etwas angestiegen. So findet sich z.B. ein Interview mit den Karl-Marx-Städter Traditionspoppern New Concept oder eins mit den gerne mal als politisch zweifelhaft verschrieenen Elektrikern Feindflug, aber natürlich dominieren wieder die Metaller mit Saturnus, Sanatorium und einigen mehr. Bei den Labelvorstellungen hat es diesmal No Fashion HC Records aus Brasilien sowie die Slowaken Erebos Productions getroffen. Bandkurzvorstellungen kommen genauso zum Zuge wie Bard Phantasmagorias Kurzhorrorgeschichte (mit der ich nach wie vor alles andere als warm werde), und reviewt wird wie üblich quer durch den Gemüsegarten. Über das, was Kapellen wie Lividity so vom Stapel lassen, kann sich der kritische Leser ja selber ‘ne Meinung bilden (ein gewisses Stilmittel namens (Selbst-)Ironie ist heranziehbar!), aber irgendwo muß es auch mal Grenzen geben. Nur noch lachen konnte ich auch über Myself Am Hell, die erst äußern, ihre Lyrics sollten den Hörer zum selbständigen Denken animieren, und dann Sprüche wie „Wir blicken vorwärts, um Euer Land eines Tages niederzumachen“ absondern. Solche Kombinationen gab es seit dem Tod von Mao Tse-tung selten zu bestaunen. Negativpunkte sammelt auch Mitarbeiter Markus, der es in seiner Liverezi vom Frontal-Gig fertigbrachte, bei drei von vier aufgetretenen Bands nicht mal hinzuschreiben, was für ‘ne Sorte Musike die denn spielten. Leider hat man auch beim Layout einen Rückschritt gemacht, da war in Nr. 7 mehr Struktur drin, und die Praxis, Tonträgerreviews am Seitenende zu unterbrechen, dann erstmal sechs Seiten Interviews zu bringen und erst auf der 7. Seite mit dem angebrochenen Review fortzufahren, gefällt mir dito nicht sonderlich. Daß sich der Erwerb dieser vielen A5-Seiten ob des reichlichen Erkenntnisgewinns trotzdem lohnt, sei aber nicht vergessen. 1,50 DM in Briefmarken an Egbert Klein, PSF 301355, 06849 Dessau, und das Heft gehört Euch.



Wer das erste CrossOver (1/97) noch kennt, wird beim Lesen von Musik & Message einige Deja-Vus erleben. Schließlich haben wir seinerzeit ein paar gute Ideen von unseren bayrischen Schwestern und Brüdern übernommen. Allerdings entwickelten sich beide Projekte rasch sehr stark in verschiedene Richtungen. M&M konzentrierte sich fast ausschließlich auf die christliche Bandarbeit in Bayern und hat erst seit der Vereinigung mit dem Informationsdienst der AG Gitarre in der evangelischen Kirche in Deutschland e.V. wieder räumlich globalere Relevanz erlangt. Pro Heft widmet man sich einem Thema intensiver, in der aktuellen 3/2000 ist es „Kirchenmusik zwischen Pop und Klassik“. Leider ist der Tiefgang trotzdem weitgehend abwesend, zumal man sich nicht selten auf das Zusammentragen von Sekundärquellen beschränkt. Da können die Reviews (je eine Handvoll Tonträger, Bücher/sonstige Arbeitsmaterialien sowie Livegeschichten) schon mehr überzeugen, auch wenn sich Addi Manseicher ins Stammbuch schreiben lassen muß, daß sein Bericht über sein eigenes (!) Konzert mit Simon Goodall und Jonny Pechstein doch arg selbstbeweihräuchernd aus dem Heft geschwebt kommt. In den gesammelten Tips und Informationen sollten vor allem aktive Mucker und Gemeindearbeiter etwas sinnvoll zu Verwertendes finden. Arge Fragezeichen knallt mir allerdings das Layout der 36 A4-Seiten vor die Stirn: Das saubere Druckbild wird von einigen Fotos in furchtbarer Qualität beeinträchtigt (z.B. Siegfried Bauer auf Seite 10), und insgesamt ist mir die Platzverteilung viel zu großzügig, was indes perfekt mit der Feststellung der partiellen Oberflächlichkeit Hand in Hand geht. Man kommt sich nach der Lektüre irgendwie vor wie angefüttert und dann am ausgestreckten Arm verhungern gelassen. Wer trotzdem oder gerade deswegen zugreifen will (wie gesagt: einige interessante Infos gibt’s allemal herauszupicken), kann ein Jahresabo (vier Hefte) für 24 DM beim Amt für Jugendarbeit, Musik & Message, PF 450131, 90212 Nürnberg ordern. Was ein Einzelheft kostet, entzieht sich meiner Kenntnis, aber Friedrich Rößner kann euch unter 0911-4304283 sicher weiterhelfen.


Original Sin Nr. 29 sieht erwartungsgemäß nicht wesentlich anders aus als sein Vorgänger, und auch inhaltlich hat sich nichts geändert. Didier wühlt mal wieder ganz tief im Pop-, Indie-, Wave- und Wasweißichnochalles-Underground, ist auf seine alten Tage sogar noch zum Metaller geworden („schuld“ daran waren übrigens Crematory) und fördert Hunderte fast völlig unbekannter Bands zutage, wobei in dieser Ausgabe überdurchschnittlich viele Bands aus dem Vereinigten Königreich dabei sind. Von den interviewten Formationen kenne ich diesmal immerhin zwei (die Punkrocker Strain und die Titelhelden Kirlian Camera - bei letztgenannten hätte ich mir allerdings eine ausführlichere Darstellung der wenn auch haltlosen Nazivorwürfe gewünscht, zumal Didier gerade selbst pointiert und kenntnisreich im „Sieg Heil ... And Other Stories“ betitelten Vorwort die aktuellen neofaschistischen Umtriebe in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern abkanzelt), daneben gibt’s u.a. Cuban Boys, Mew und Whispers In The Shadow als Interviewthemen, wobei letztgenannte Story von einem Gastschreiber namens Dennis Ohrt verfaßt wurde. Ansonsten wimmelt das englischsprachige Heft nur so vor Tonträgerreviews, in denen wohl jeder etwas Entdeckenswertes finden dürfte, das er vorher noch nicht kannte. Nach wie vor sind die vielen kopierten A5-Seiten für wahlweise einen IRC, einen US-Dollar oder eine Briefmarke im Wert von 36 belgischen Francs bei Didier Becu, Jozef Guislainstraat 6, B-9000 Gent, Belgien zu bekommen.


Gleich die Brüder im Geiste hinterher, nämlich der Zeitgeist aus Edinburgh, dessen Ausgaben auch immer dünner werden. Volume 5, Issue 4, 2000 besteht nur noch aus sechs sauber ausgedruckten und zusammengetackerten A4-Blättern, überzeugt inhaltlich aber einmal mehr. Die kultig betitelte Seite „Toilet Papers“ enthält lobende Worte unter anderem übers Original Sin (huch) und übers CrossOver (hoppla), auf der Seite „Classic Lyrics“ stehen sich „Don’t Break My Heart Again“ (von Herrn Coverdale) und „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ (nicht von Herrn Coverdale, aber textlich für ihn wohl so naheliegend, daß er den Song mit Whitesnake einfach spielen mußte - gehe hin und kaufe „Live ... In The Heart Of The City“, wer’s noch nicht kennt) gegenüber, die Bücherdoppelseite ist diesmal ausgesprochen spirituell erleuchtet, und dann werden wie gehabt Tonträger aus allen möglichen Stilen von Pop bis Metal ausführlich reviewt. Stuarts Englisch ist nach wie vor anfängerunverträglich, aber für den Nichtmuttersprachler nicht prinzipiell unverständlich, und die wichtigste Neuerung stellt die Installation der Zeitgeist-Online-Distribution dar. Wer also auf diesen Tonträgervertriebskanal zurückgreifen möchte, schaue sich mal auf www.the-rocker.co.uk um. Das Schriftstück gibt es gegen Einsendung eines IRC an Zeitgeist, PO Box 13499, Edinburgh, EH6 8YL, UK, zu ordern.


Das Eternity hat sein Mitarbeiterspektrum mal wieder erweitert, sein inhaltliches dagegen erwartungsgemäß nicht. Die 92 A5-Seiten von Nr. 15, in gewohnt professioneller Herstellungsqualität daherkommend, reizen das Spektrum des härteren und düstereren Metals sehr weit aus, so daß von den interviewten Bands eigentlich nur die Mittelaltermetaller Morgenstern etwas aus dem Rahmen fallen und die anderen Metalspielarten lediglich bei den Reviews auftauchen und dabei streckenweise nicht allzugut wegkommen. Dagegen besitzt Sebastian Schults „Jekyll & Hyde“-Rezi der Krankheit der Jugend-CD hohen Kultwert, und das Titelinterview mit Morbid Angel erlaubt tiefe Einblicke in die hochinteressante Geisteswelt des Trey Azagthoth. Am anderen Ende der Skala steht das Interview mit Hagalaz’ Runedance, wo Andrea Meyer Haugen wieder mal beweist, daß sie auf glattem Terrain gerne ausrutscht (Interviewer Sascha Blach bekommt einen dicken Pluspunkt, daß er den Haugenschen Vergleich der heutigen Gegen-Nazis-Bewegung mit der Inquisition nicht unkommentiert stehenließ, auch wenn ich gerne jeden folgenden Satz der Dame, allen voran den hier etwas aus dem Zusammenhang gerissenen, aber trotzdem noch aussagekräftigen „Hitlers Inspiration kam doch von den alten Römern, vom Osten und auch vom Christentum“, ebenfalls in Grund und Boden gestampft hätte). Ansonsten haben sowohl kleinere (Elysium, Physika Kai Mystika - oberkultig!) als auch größere (Dark Tranquillity, Einherjer) Bands ihren Platz vor dem Interviewmikro gefunden, eine CD kommt auch wieder mit, und so bleibt als letztes Fragezeichen das Geschreibsel von Neuzugang Pascal Zuger, das sich zäh in die Länge und in die Breite zieht wie Schweizer Käse im Frühling, wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen auf ihn fallen. Wenn in einem Interview die Fragen länger sind als die Antworten, ist das selten ein gutes Zeichen (siehe Drautran). Macht keinen Spaß, das zu lesen, echt - im Gegensatz zum Rest des Heftes, für das 5,50 DM (incl. Porto) bei der neuen Adresse Eternity, Hausburgstraße 24, 10249 Berlin, gut angelegt sind.


Ein Heft völlig anderer Art sind die Erzgebirgischen Heimatblätter. Sie haben mit Jugend und Musik nur in begrenztem Rahmen was zu tun, mit Kultur aber umso mehr. „Zeitschrift für Heimatfreunde“ heißt der Untertitel, und wer sich davon abschrecken läßt, ist selbst schuld, denn auf den 32 A5-Seiten wird jeder, der in seinem Herzen eine positive Beziehung zum Erzgebirge trägt, sicher fündig. Die Garantie für diese Sicherheit beruht auf einem sehr breiten Spektrum, das vom mundartlichen Gedicht (der Name Manfred Pollmer sollte dem Kundigen genügen) über historische Beiträge (in der aktuellen 5/2000 u.a. „Das mittelalterliche Umfeld von St. Niklas“ in Ehrenfriedersdorf und „Die Zeit der Kühjungen“) und naturkundliche Abhandlungen (u.a. über den Königs-Fliegenpilz, den Pilz des Jahres 2000) bis hin zu Kunstgeschichte, aktueller Kultur, Literaturhinweisen, Tips und Empfehlungen reicht. Dabei sind die Inhalte populärwissenschaftlich, also allgemeinverständlich, aufgearbeitet, mir aber leider streckenweise etwas zu knapp abgehandelt. Aber wenn man richtige Tiefgrund-Traktate abdrucken würde, dann ginge ob Platzmangels nicht nur das breite Themenspektrum die Zschopau runter, sondern wohl auch die heimatverbundene, aber eben keine wissenschaftlichen Ansprüche verfolgende Leserschaft auf die Barrikaden. Das Layout ist um Abwechslung bemüht, nichtsdestotrotz sehr übersichtlich, die Abbildungen weisen eine anständige Qualität auf, und das saubere Druckbild ist hier selbstverständlich. Esu is dos ene schiene Soch for’n Freind vum Aarzg’birg. Aanz’lheft’ln san for 3 DM (do kimmt nuch ‘s Purto derzu) ze homm, e Abo for e Gahr (mit sechs Heft’ln) gipps for 20 DM (do isses Purto schunn mit drinne) ze bestalln, un zwor bei dr Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg, Postfach 14, 09491 Marienberg. (Man verzeihe mir mein ob Sprachpraxismangels nicht ganz astreines Erzgebirgisch.)


Zum 52. Mal beehren uns die Berliner vom Iron Pages, und als erstes fällt der höhere Recyclinganteil im Papier auf. Dies als finanziell nötige Maßnahme ob des Papierpreis-Overkills ausgemutmaßt habend, werde ich im Vorwort eines Besseren belehrt: Man will demnächst die Seitenzahl wieder nach oben schrauben. Ansonsten hat sich bei den Jungs wenig geändert, abgesehen von der Tatsache, daß diesmal hauptsächlich größere Bands (Motörhead, Rhapsody, UFO) vor dem Interviewmikro gelandet sind. Mit Gaskin und den Praying Mantis betreibt man metallische Geschichtsforschung, und es gibt ein Labelporträt von OPM Records, die längst vergriffene Metalplatten in Kleinstauflagen von unter 1000 LPs (für die Jüngeren aus der Leserschaft: das sind diese großen schwarzen oder in seltenen Fällen auch bunten Scheiben, die man nach der Hälfte der Spielzeit wenden muß) wiederveröffentlichen. Ansonsten reviewt man sich quer durch einen Metalplattenberg aller erdenklicher Stile, dazu durch einen Stapel Hardcore und in der beliebten Rubrik „Slammin’ Round The Globe“ durch Veröffentlichungen aus Ländern wie Bulgarien oder Paraguay. 32 A4-Seiten kommen gegen Rückportoerstattung von über den Daumen gepeilt 2,50 DM vom I.P.-Verlag, DGZ-Ring 7, 13086 Berlin, ins Haus geflattert. (bis hierher: rls)


Der / die / das Shocker aus Frankreich ist weitgehend im härteren metallischen Sektor angesiedelt, unterhält sich aber auch mal mit Demons & Wizards und Stratovarius. Es kostet nix (außer Porto, nehm ich an), ist allerdings in Französisch geschrieben - die paar Brocken, die ich noch kann, reichen nicht aus, das Heft richtig zu lesen. Durch ein Interview (Angel Corpse) und ein paar Reviews hab ich mich trotzdem gefitzt, und auch wenn sich das weiche Französisch und die harte Musik vor meinem geistigen Auge irgendwie beißen - der Inhalt scheint Substanz zu haben. Das A4-formatige, kopierte Heft ist außerordentlich übersichtlich, besonders gefällt mir die Gestaltung der CD-Reviews. Neben den üblichen Interviews (in No. 9 z.B. mit Depraved, Impaled Nazarene, Type O Negative), Tonträger- und Konzertkritiken, Fanzine- und Demo-Besprechungen findet man eine komplette Seite mit Label-Adressen aus ganz Europa (für Selbst-Musiker sicher nicht uninteressant), zwei kleine Verlosungen und eine lustige Zeichnung eines gewissen Didier auf dem Backcover. Kontakt: SHOCKER, 2 Place de Bagatelle, 92200 Neuilly / France. Weitere Infos sind unter www.multimania.com/shockerfanzine abzurufen. (Janet)


Maskenball - darunter stellt man sich vielleicht ein buntes Treiben mit Tanz und Musik vor, mit Kostümen der unterschiedlichsten Art. Nun, so ähnlich ist das auch mit den Maskenballheften, nur, dass es hier nicht um Tanz und Musik geht, sondern um Kunst und Literatur in Form von Zeichnungen, Gedichten und Kurzgeschichten. Da werden tiefgründige Gedanken über Selbsterkennung, soziale Zustände oder auch Kritik an der Gesellschaft in viele verschiedenartige Gewänder gekleidet. Abgeschmeckt und abgerundet wird das Ganze mit Literaturangeboten der im Heft vertretenen Literaten und interessanten Veranstaltungsterminen für alle literarisch Interessierten. Also ein durchweg buntes Treiben von wertvollem Gedankengut für Mußestunden und zum darüber nachdenken oder als Denkanstoß für’s eigene Leben und Wirken. Und das Beste ist, dass jeder seine literarisch oder künstlerisch zum Ausdruck gebrachten Gedanken über diese Plattform veröffentlichen kann - also eine gute Sache für alle, die das Denken noch nicht verlernt haben. Aktuelles Heft (A5-Format übrigens) ist Nr. 18, das man für 6,50 DM (incl. P&V) bei Martina Faber & Jens Neuling, PF 1261, 63514 Rodenbach bestellen kann. (vfu)
 






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