www.Crossover-agm.de KRANKHEIT DER JUGEND: Ilmenau.Bad.Rappenau
von rls

Krankheit der Jugend: Ilmenau.Bad.Rappenau   (Krankekunstverlag)

Wer nach der einstelligen Anzahl von Wörtern, die er bis jetzt gelesen hat, normale Musik erwartet, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann. Das Quartett Krankheit der Jugend hat hinter einer CD-Optik, die anmutet, als ob ein Dadaist auf einmal das Bauhaus entdeckt hätte, eine knappe Stunde reichlich abgedrehter Mucke versteckt, die die Reise zweier gelangweilt klingender Humanoider namens X und Y von Bad Rappenau nach Goa in Töne kleiden soll. Dabei nehmen hörspielartige Passagen einen wichtigen Platz im Konzept ein, etwa wenn die beiden zu Anfang beschließen, nach Spanien zu trampen, weil sie in Bad Rappenau alles, auch sämtliches weibliches Material, schon kennen. Um diese Parts, die streckenweise gigantischen Kultfaktor besitzen, etwa die eher an eine Großmensa erinnernde Geräuschkulisse von "Café Curzweil" oder der "Kommissar", der die beiden nicht nach Sachsen einreisen läßt und statt dessen nach Norwegen ausweist (sollte das ein versteckter Hieb gegen unsere blackmetallischen Freunde sein?), stricken Krankheit der Jugend dann Musik, die ganz entfernt an die alten Psychedelic-Rocker aus den 60ern oder Früh-70ern erinnert, im Vergleich zu selbigen aber noch einen weit größeren Pilzbedarf beim Zuhörer erzeugt, damit der das dann auch versteht. Lyrics gibt's (außer in den Hörspielen) so gut wie keine, die Songs tragen Titel wie "Mobilat", "Tegno" (übrigens nicht in dem ähnlich benannten Stil gehalten) oder "678 Pop", und mitunter blitzt ein kleiner Geniestreich auf, wie die Kirchenorgel in "Juhu Guru". Beim Übergang von "Café Curzweil" in "Laut & Luise" hat die Band sogar sowas wie eine moderne Version der "Sinfonie mit dem Paukenschlag" fabriziert, nur mit dem Unterschied, daß der Paukenschlag zeitgemäß durch eine MG-Salve ersetzt wurde. Solche blitzartigen Momente wecken den Hörer, den die einschläfernden psychedelischen Passagen bereits gemütlich in Morpheus' Arme getrieben haben, für kurze Zeit wieder auf, aber spätestens Track 10, das knapp 17minütige "Bahn", versprüht ungefähr so viel Charme wie ein Schlafwagen der Transsibirischen Eisenbahn und sorgt dafür, daß auch dem ausgeruhtesten Zuhörer die Augenlider herunterklappen, wenn er nicht gerade eine Überdosis Koffein intus hat. Ich wage mal zu bezweifeln, daß der Sinn von "Ilmenau.Bad.Rappenau" ist, das Schlafdefizit beim Hörer zu senken, indem es ihn ungeplant in eine horizontale Lage zwingt, gähne jetzt, am Ostermontag 2000 um 18.36 Uhr, ungefähr zum 52. Mal, während ich noch nicht einmal in der "Bahn" angelangt bin, und komme zum Schluß, daß ich leider keinen Zugang zu dieser Scheibe finden kann, nicht mal nach intensivem Doping mit Ferrero Küsschen, die noch von Ostern 1999 übriggeblieben waren. Ggggggääääähhhhnnnnnn ... Wer's zu brauchen glaubt, schaue mal auf www.ersatzbank.tk vorbei. Ich werd' statt dessen jetzt - ja, die "Bahn" kommt gleich - ein ... ggggääähhnnn ... Schläfchen ... halten und von .... gääähn ... Eloy ... träumen ....... chrrrr ..... tsssss ... Totes Meer ... Beierfeld ..... chrrrrrr .... tssssss .... Sonne .... Atomkraftwerk .... chrrrrrrrrrrrr ..... tsssssssss ................
 




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