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Dream Diver
von Janet anno 1999

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"'ne ziemlich dichte Einheit..."

Wenn man mal die umgangssprachlich verhohnepiepelte Bedeutung des Wortes "dicht" für einen Moment vergißt, stellt man schnell fest, daß das ein Begriff ist, der auf DREAM DIVER paßt wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge. Harry (Duschka; Baß) meint damit die Anzahl der Bandmitglieder (vier), die sich zunächst notgedrungen begrenzte und die die Potsdamer aber dann, als sie die nervenaufreibende Suche nach einem geeigneten Sangeskünstler endgültig aufgaben und sich selbst hinter's Mikro wagten, als glückliche Fügung des Schicksals empfanden. Ruben, Chris, Harry und Jörn (so auch die Reihenfolge auf untenstehendem Bild von links nach rechts) sind nämlich richtig gute Freunde; drei von ihnen wohnen sogar gemeinschaftlich. "Dicht" ist aber nicht nur das Bandgefüge, sondern auch die Musik. Ihr "märkischer Wüstenrock" kommt trotz progressiver Elemente gradlinig, hart und ehrlich daher (siehe auch Review zur letzten CD "Lokt Dor"). Erstaunlich ist dabei das Tempo, das die Jungs vorlegen: Die Band besteht seit Dezember 1997, nur 5 Monate später war die erste CD, "Search", in Sack und Tüten, und in diesem Jahr erschien bereits das Nachfolgewerk. Wer da jetzt halbgares Geschraddel dahinter vermutet, der hat weit gefehlt. So richtig erklären können DREAM DIVER ihre Ideenmassen auch nicht: "Sowas entsteht. Das hat man oder man hat's nicht. Mal passiert gar nichts, mal passiert viel. Eingebung eben."

Dream Diver

Die musikalischen Einflüsse auf die Jungs sind jedenfalls reichlich vielfältig. Bei Ruben (Wittchow; Schlagzeug, Gesang) hat's "angefangen mit ganz hartem Zeug der ganz derben Sorte, und je älter ich wurde und je mehr der Geist auch wuchs, desto mehr kam noch dazu, von A bis Z, hart bis weich, also alles, Hauptsache gut und - anders eben." Harry gesteht zögernd seinen Hang zum Deutsch- und zum Punkrock, Jörn (Budde, Gitarre) kommt aus der Ecke „klassische Gitarre", stand mal auf True Metal, ist jetzt großer Cat Stevens- und Liedermacher-Fan (Leonard Cohen, Bob Dylan) und "'n richtiger Hippie". "Und der Chrissy is 'n Ur-Metaller. So wie man sich 'n richtigen Metaller vorstellt, 'n Urgestein, Thrash- und Power Metal-Ecke. Was uns zusammengeführt hat, war eher das Interesse an den gemeinsamen Roots, nach denen du fragst", klärt Harry auf. "Nämlich: Rockmusik zu machen. Und möglichst die Schubladen, die sich da aus Punk, Folk, Metal ergeben, zu durchstoßen, also im Kontext von handgemachter Gitarrenrockmusik auch neue Wege zu beschreiten, aus den alten Konventionen auszubrechen." "Musik, die Spaß macht und einfach knallt und rockt, und trotzdem mit einem großen Schuß Melodie daherkommt, weil, das macht ja einen Song erst aus", ergänzt Ruben. Ihre Musik beschreiben die Vier selbst als "ehrlich, bodenständig, handgemacht und innovativ. Boah, cool ... das kannste so übernehmen..." Mach ich.

"Lokt Dor" (die ungewöhnliche Schreibweise des Titels hat übrigens Jörn verbrochen, dem Harry einen etwas skurrilen Humor bescheinigt ...) ist im Januar 1999 aufgenommen worden, und zwar "in 'ner kleinen Bauernkate, so groß wie'n mittleres Wohnzimmer, mit Technik vollgestopft und mit Kachelofen drin ... Also, es war ziemlich hart, wir haben immer außerordentlich gefroren, bevor die Bude heiß war. War'n sehr abenteuerliches Einspielen, Einsingen und Saiten aufziehen und stimmen bei 7°C, meine Herren, aber dafür war's auch sehr schön. Ein anstrengendes, aber feines Erlebnis. Wir würden's so sicherlich nicht wieder machen, das steht für uns fest", erzählt Harry, und: "Sollten wir mal in irgendeiner Art und Weise unter Vertrag kommen - hier und da bahnen sich ja auch schon Sachen an - ist es eine Frage der Konditionen, wie wir weiter verfahren. Für uns wird immer die hundertprozentige kreative Kontrolle unserer Produkte - also Outfit, Artwork, Musik und Texte sowieso - im Mittelpunkt stehen. So, wie wir uns sehen, so wollen wir auch sein. Wir lassen uns nicht von irgend jemandem vorschreiben, wie man uns zu sehen hat. Das muß gewährleistet sein, sonst produzieren wir halt alleine weiter! Wir werden nicht jünger und auch nicht dümmer. Mal sehen, inwieweit wir uns selbständig machen oder uns mit Hilfe des großen Kapitalismus unseren Weg bahnen. Wir spielen zur Zeit landauf, landab, das ist ganz viel und auch richtig gut, hilft der Popularität ... Wir sind nicht so geil auf so 'ne Vermarktungssache. Wir wollen schon eher unser eigenes Ding durchziehen."

Apropos Auftritte ... Für Newcomer ist es doch gar nicht so einfach, an Gigs ranzukommen, oder?

"Fangen wir an mit dem unglaublichen Schicksalsschlag, der uns einen Menschen namens Heiner Stahl bescherte. Wir kennen ihn aus der Uni. Er hat den gewissen Blick für organisatorische Fragen, der uns anderen allen ein wenig abgeht - also, wir neigen dann doch eher zum persönlichen und allgemeinmenschlichen Chaos in unseren Köpfen und unseren Handlungen ... Da war's ziemlich wichtig, daß sich einer um uns kümmert. Heiner wollte das auch gern tun. Daraus ist nun eine tiefe und innige, vertraute Freundschaft erwachsen; wir betrachten ihn mittlerweile als fünftes Band-Mitglied. Seine Erfahrung wuchs, er wurde immer frecher und immer besser, außerdem ist er 'n Schwabe ... Mit hartnäckigen Nerven und einigen guten Auftritten, bei denen man sich von 'ner gewissen Qualität überzeugen konnte, sind wir nach und nach auch an größere Bands rangekommen, mit denen wir spielen konnten." Als da wären: Knorkator, Die Skeptiker, Blind Passengers und Oomph!. Nicht übel ... Klingt, als hättet ihr ganz große Pläne ... ? Ruben, der sich übrigens grad erst die langen Haare abrasiert hat (oooooch ... d.Verf.), klinkt sich ein: "Wir wollen einfach zusammen Musik machen und vielleicht die Voraussetzungen dafür schaffen, daß man irgendwann mal den Kühlschrank voll hat und die Miete bezahlen kann." "Und wenn der Kühlschrank voll und die Miete bezahlt ist und wir dann noch 10, 12 Jahre rumtingeln, spielen und Musik aufnehmen können, dann sind wir, glaub ich, sehr sehr glückliche Menschen", fügt Harry hinzu. "Vielleicht sich befreien zu können von bestehenden Zwängen, unabhängig zu sein, Musik leben zu können, also, nicht nur so als Hobby, auch nicht nur als Job, sondern ... naja, einfach Berufung. In der Hinsicht sind wir alle 'n bißchen altmodische Rocker. Leben ist Musik."

Jungs, ich drück Euch die Daumen. Verdient hättet Ihr's, daß sich Euer Traum erfüllt.

Zwecks Kontaktaufnahme wendet Euch bitte an Heiner Stahl, Stormstr. 13, 14471 Potsdam (Tel: 0331/9511444; e-mail: hstahl@rz.uni-potsdam.de), der Euch sicher auch gerne die aktuellen Auftrittstermine nennt. Weitere Infos gibt's auf www.dreamdiver.de









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