www.Crossover-agm.de SHARON: Edge Of Time
von rls

SHARON: Edge Of Time   (Frontiers Records)

Hm, also ob Sharon der Weisheit letzter Schluß bei der Namensfindung für eine Metalband ist, wage ich mal zu bezweifeln, aber egal. Auf "Edge Of Time" gibt es exakt zwölfmal traditionellen Melodic Metal zu hören, der nie eine imaginäre Härtegrenze überspringt und ausgesprochen kompakt inszeniert wurde (ganze dreimal wird die Vierminutenhürde gesprengt). Soll heißen: Für großartige Progressivspielereien haben Sharon ebensowenig was übrig wie für ellenlange Soli. Das kann man wahlweise als Kompliment oder Kritik ansehen. Spieltechnisch haben Achim Jäger (g), Harold Merkx (g, key), Dirk Kurth (b) und Jürgen Grözinger (dr) durchaus Interessantes zu bieten, Charlie Bauerfeind lieferte eine ordentliche und genregemäße Produktion ab, und Tony Pinto kann auch nicht schlecht singen. Eine "unverwechselbare Stimme", die ihm das Bandinfo andichtet, hat er jedoch nicht, sondern könnte problemlos durch Hunderte Stilkollegen ersetzt werden. Und das ist gleichzeitig auch das Hauptproblem von Sharon: Sie sind völlig gesichtslos. Nichts, aber auch gar nichts findet sich auf dieser Scheibe, was der Band auch nur ansatzweise zu einer eigenen Identität verhelfen würde. Okay, von einem Debüt erwartet das auch niemand, aber wenn das Bandinfo verkündet, "dynamische Gitarrenriffs und ausgeklügelte Gesangslinien" würden sich zu Sharons "eigenem, unverwechselbaren Stil" vermengen, stellt man doch gewisse Ansprüche, die "Edge Of Time" in keinster Weise erfüllen kann. Die Songs sind allesamt von ordentlicher Qualität, aber selbst nach mehrmaligem Durchhören habe ich Schwierigkeiten, mich an sie zu erinnern. Daß man auch in diesem Genre (das schon in den Achtzigern weitgehend ausgereizt schien) noch Originelles vollbringen kann, bewiesen z.B. Axxis (bis zu "The Big Thrill") oder hat D.C. Cooper erst jüngst gezeigt. Im Zweifel ziehe ich letztgenannte Acts Sharon daher vor. Wer noch keine 50 Scheiben dieses Areals im Schrank stehen hat, kann ja trotzdem mal reinhören. Erwartet aber keine Wunderdinge.
Kontakt: www.frontiers.it
 




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