www.Crossover-agm.de FEUERTANZ - Neuer deutscher Liederwahn
von Janet

FEUERTANZ - Neuer deutscher Liederwahn   (BMG Ariola)

"Neue deutsche Härte" ist schon so ein Schlagwort, das man in letzter Zeit immer wieder um die Lauschlappen gehauen kriegt und als deren Aushängeschild meist Rammstein gehandelt wird. Und nun also auch noch "Neuer deutscher Liederwahn". Im Mai 1999 brachte die BMG Ariola vorliegenden Sampler heraus, auf dem - erster Pluspunkt! - Rammstein nicht vertreten sind. Statt dessen konzentrierte man sich mehr auf Bands, die auf mystische, mittelalterliche oder auch düster-romantische Elemente zurückgreifen. Wer in den Dark-Wave-Tanztempeln der Nation zuhause ist, für den wird "Feuertanz" nichts Neues zu bieten haben, außer daß er das Dancefloor-Feeling vom Samstagabend ins heimische Wohnzimmer holt. Die hier vertretenen Songs werden in solchen Locations sicher rauf und runter gespielt, so daß die CD wohl nicht so sehr für die Die-hard-Fans dieses Genres gedacht ist. Aber für alle, die mit dieser Materie noch nicht so vertraut sind und sich mal einen Überblick verschaffen wollen, ist "Feuertanz" empfehlenswert. "Dudelsäcke, brachiale Gitarrensounds, filigrane Geigensoli und lyrisch bewegende, romantische und wütende Texte in deutscher Sprache" (Label) machen den Stil der vom Hard Rock und Metal Hammer präsentierten Zusammenstellung aus. Ansonsten wirkt das Ganze auch ein bißchen wie eine "Seht-mal-her-wie-düster-wir-Deutschen-sein-können"-Selbstbewußtseinsdemonstration.
"Böses Erwachen" vom grandiosen Subway To Sally–Album "Hochzeit" eröffnet den Reigen. Ebenfalls brandneu sind die Tracks von Crematory und In Extremo, auch wenn es sich bei letzterem nur um einen neuen Mix handelt. Das geht schon mal mächtig in die Beine! Ganz interessant haben And One die "Deutschmaschine" umgesetzt. Einen der Höhepunkte stellt Lacrimosas "Halt mich" dar, bei dem - wie auf dem gesamten neuen Album - original das London Symphony Orchestra mitfidelt. Klingt ganz schön bombastisch! Ebenfalls gut und dem Sinn des Samplers dienlich: Merlons, Inchtabokatables und Haggard. Vollelektronisch präsentieren sich L'ame Immortelle und Das Ich in gewohnter Manier, der wütendste Track kommt - wie sollte es anders sein - von Oomph. Natürlich sind auch die unvermeidlichen Umbra et Imago vertreten.
Einen nicht ganz so glücklichen Griff hat man meines Erachtens mit Atrocitys Coverversion vom "Mussolini" getan - da finden sich auf dem "Werk 80"-Album ganz andere Perlen, die zu dieser Compilation besser gepaßt hätten. Witt ist für mich der erste Ausfall auf dem Silberling. Ich habe nie verstanden, was man an dieser 08/15-Musik und dieser weinerlichen Stimme finden kann - aber wer's mag ... für diese CD wählte man einen Song, der aber nun wirklich an Rammstein erinnert - kein weiterer Kommentar. Auch Richthofen halte ich nicht eben für das Nonplusultra der Schwarzkittelszene. Und - ooch nööö, mußte man von Theatre Of Tragedy ausgerechnet das unsägliche "Der Tanz der Schatten" auswählen? Das ist so abgenudelt ... außerdem verliert Liv Kristines "Ich liebe dich" nicht gerade an Albernheit, je öfter man das Stück hört.
"Feuertanz" ist was für jene, die auf tanzbare Musik abfahren. Da ich das nicht so tue, geht mir dieser Sampler nach einer Weile ein wenig auf die Ketten. Gut bewährt hat er sich allerdings bei der Hausarbeit - bringt Schwung in die Glieder, und der Wischmop wedelt quietschvergnügt über die Dielen ...
 




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