www.Crossover-agm.de ZERO HOUR: The Towers Of Avarice
von ta

ZERO HOUR: The Towers Of Avarice   (Sensory Rec.)

Da kreiert eine Band, welche in das Genre Progressive Metal einzuordnen ist, ein Album, dessen Konzept als verhängnisvolles Feindbild der Fortschritt (engl.: progress) zugrunde liegt. Paradox ... Oder nicht: Immerhin stellt man letztendlich fest, dass das Verhängnis nicht in dem Ideal an sich liegt, sondern im Menschen, der es erschaffen hat und sich bei der Suche nach einer Orientierung davon abhängig macht, was hoffentlich nicht heisst, dass uns Zero Hour auf ihrem nächsten Album - um diesen Fauxpas im Angesicht der Freiheit des Menschen zu vermeiden - mit einen orientierungslosen Mischmasch aller Musikrichtungen von New Orleans-Jazz über sphärischen Trance bis zum Urgewalt-Grindcore mit einem Textkonzept zwischen Dornenreich und Britney Spears überfallen ... denn das wäre, gemessen an der Qualität von "The Towers Of Avarice", wirklich schade (womit ich (fast) nicht die oben genannten Musikrichtungen, geschweige denn Band(-s) abwerten will!). Schon der Opener und analog Titeltrack sowie das nachfolgende "The Subterranean" sind progressive Metalhappen erster Güteklasse: Vielschichtig, virtuos, vertrackt und hart. Die Modalitäten der technischen Präsentation erinnern hierbei gelegentlich an die ebenfalls bei Sensory unter Vertrag stehenden Spiral Architect, derartig ausufernd musizieren wie die norwegischen Kollegen tut man jedoch nicht. Stattdessen beweisen Zero Hour im melancholischen "Reflections", dass sie auch in der Lage sind, ohne technische Raffinessen die Spannung beim Hören aufrecht zu halten. Gerade in diesem Stück Musik steht Sänger Erik Rosvold wegen der sparsamen Instrumentierung sehr im Vordergrund und beweist sich als mitreißender, jedoch nicht mit solch immenser Berührungskraft wie etwa Fates Warnings Ray Alder aufwartender Vermittler zwischen Band und Hörer (was zweifelsohne eine Frage der individuellen Wahrnehmung ist). Das 15-minütige "Demise And Vestige" macht aus dem spielzeitlichen Blickwinkel betrachtet ein Drittel der ganzen Platte aus und ist ein der inhaltlichen Geschehniszuspitzung grossartig angemessenes Meisterstück, bei welchem die Musik - was auf "The Towers Of Avarice" nicht nur hier der Fall ist - oft ein extravagantes Soundtrack-Flair zu den surrealistischen Visionen Rosvolds entwickelt. Eine wirklich fabelhafte Umsetzung! Zum Nebenbei-Konsumieren ist dieses Album natürlich nicht geeignet und eine gewisse Eindringungsphase ist bei solch komplexer Musik prinzipiell zumeist nötig, um Sinn und Emotionen zu erschliessen, wer sich diese Zeit gerne nimmt (Arbeitslose, Schüler, Beamte,...), wird dann jedoch hochgradig belohnt oder aber ist peinlich berührt, denn mit dem Anprangern des fehlenden Individualismus in der heutigen Gesellschaft definieren Zero Hour ihre Kunst nicht als Realitätsflucht, sondern als Fingerzeig auf das eigene Leben. Wer sich dem gewachsen fühlt, wende sich vertrauensvoll an den nächsten Tonträgerpublizierverein oder direkt an ... (hier sollte die E-mail-Adresse von Michael Mazur oder die Anschrift von Sensory rein, leider fehlt mir zur Angabe von ersterem auf meiner Uralt-Tastatur ein Zeichen bzw. zum Nennen von zweiterem gleich die gesamte inhaltliche Basis). (Dann wollen wir zumindest ersterem mal abhelfen: michael@mazurpr.com – Anm. rls)



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