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ZARPA: Bestias Del Poder
von rls

ZARPA: Bestias Del Poder   (Pure Steel Records)

So richtig leicht machen es Zarpa dem Rezensenten argumentativ ja nicht: Hatte man anhand der Vorgängeralben schon vermutet, daß Zarpa ihren Spätstil gefunden zu haben scheinen, kommt prompt Vicente Feijoo mit 15 neuen Songs aus der Hüfte und wirft die schöne Argumentation, nun ja, nicht komplett, aber zumindest partiell über den Haufen. Die knapp 64 Minuten von "Bestias Del Poder" sind so weit im geradlinigen Metal anzusiedeln wie lange kein Zarpa-Werk. Feijoo hat die Keyboards weitgehend eingemottet (eine der wenigen markanten Ausnahmen: der Refrain des hymnischen "Pecado Mortal") und konzentriert Elemente außerhalb der üblichen Rockinstrumentierung auf zwei Songs, nämlich das midtempolastige "El Reino De La Verdad" und die schöne Halbballade "Dama De La Oscuridad", wo er die orchestralen Passagen allerdings nicht selbst arrangiert hat, sondern diese Aufgabe dem Gastmusiker Javier Avila überläßt. Im erstgenannten Song soll übrigens auch noch die Pianistin Annika Argerich (verwandt oder verschwägert mit der großen Martha Argerich?) mitwirken, allerdings hört man von ihr wenig bis nichts. Die auf den Vorgängeralben gelegentlich eingesetzten progressiven, folkloristischen oder siebzigerlastigen Elemente sind fast komplett verschwunden (markante Ausnahme: das sich weit in den Progmetal lehnende "Demoniocracia") - "Bestias Del Poder", in gleicher Besetzung wie seine direkten Vorgänger eingespielt und wieder komplett allein von Feijoo komponiert, enthält über weite Strecken reinrassigen Achtziger-Metal traditioneller Prägung und in allen denkbaren Geschwindigkeitskategorien von stampfend bis speedig, wobei die Stakkati, die Teile von "Dentro De Ti, Dentro De Mi" prägen, zu den schnellsten Passagen im Zarpa-Schaffen überhaupt zählen dürften. Und überhaupt machen die Speedies diesmal den Eindruck, noch einen Tick lockerer ausgefallen zu sein als sonst, auch wenn keiner von ihnen seine Geschwindigkeit von Alpha bis Omega stur durchzieht. Die sprechgesangsartigen Einlagen Feijoos in "Maquina Del Tiempo" mag man als Kuriosum werten - generell fällt auf, daß sich der Sänger abermals von den Höhenlagen, die er offenbar nur noch mit großer Mühe oder gar nicht mehr erreicht, fernhält und in der geschickten Manier eines alten Fuchses auf verschiedene Mittellagen setzt. Ebenfalls als seltsam, im Kontext dieses Albums allerdings schon als Gipfelpunkt der Progressivität, wären die schräg-hohen Backings im Refrain des Titeltracks zu werten - wenn man eine Passage mit Recht als kauzig bezeichnen will, dann diese und vielleicht noch den kurzen hohen Gesangseinwurf in den Strophen von "Pecado Mortal", der freilich nicht nur kauzig, sondern in gewisser Weise auch überflüssig wirkt. Der Obskuritätenmetalsammler mag den geringen Gehalt solcher Elemente bedauern, der Freund geradlinigeren oder geerdeteren Achtziger-Metals wird ebenjenen Fakt vielleicht eher begrüßen, zumal er Zarpa insgesamt keineswegs austauschbar macht - das Quartett bleibt auch mit dem neuen Material problemlos identifizierbar, selbst wenn diesmal kein großer Songwritingwurf gelungen ist: Das Material läßt sich problemlos durchhören, aber die ganz großen zwingenden Highlights fehlen diesmal. "Pecado Mortal" hätte sich auf den Thron setzen können, wären seine Strophen etwas packender ausgefallen (und dann ist ja da noch der komische Gesangseinsatz). Wer übrigens hinter "Metal Bats" einen englischsprachigen Song vermutet, liegt falsch - dieser starke Speedie (hier lassen von der Grundanlage her Judas Priest grüßen, das furiose Solo dürfte das beste der Scheibe sein, und auch insgesamt handelt es sich um einen ernsthaften Mitbewerber um den Platz an der Sonne im albuminternen Ranking) ist wie der Rest des Albums auch im heimatlichen Spanisch betextet, so daß auch Gastsänger Erico Dantesco, der im abschließenden "Torres De Babel" zu Wort kommt, keine fremdsprachigen Exkurse unternehmen muß. Selbiger Song hätte durchaus noch einen Tick doomiger ausfallen dürfen, setzt aber auch so einen wirkungsvollen Kontrapunkt zum unmittelbar davor plazierten, bereits erwähnten und strukturell aus dem Rahmen fallenden "Demoniocracia" und schließt ein typisches und doch wieder untypisches Zarpa-Album ab, das keine Vorhersagen für die Folgewerke zuläßt.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.zarparock.com

Tracklist:
1. Alma Inmortal
2. El Reino De La Verdad
3. En La Batalla
4. No Me Dejes Caer
5. Dentro De Ti, Dentro De Mi
6. Jaque Al Rey
7. Dama De La Oscuridad
8. Maquina Del Tiempo
9. Bestias Del Poder
10. Pecado Mortal
11. Metal Bats
12. Sentado Frente Al Espejo
13. Dioses Del Rock
14. Demoniocracia
15. Torres De Babel
 




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