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VALIUM: Pesadelo Real - Anthology 1985-1988
von rls

VALIUM: Pesadelo Real - Anthology 1985-1988   (Metal Soldiers Records/Blood And Iron Records/Non Nobis Productions)

Hinter diesem Namen könnte man zwar theoretisch eine Funeral-Doom-Kapelle vermuten, aber der Blick auf den CD-Untertitel läßt diese Vermutung als irrig aufscheinen, denn die besagte Stilistik gab es in den Mittachtzigern noch gar nicht. Valium waren in der portugiesischen Metalszene der 80er eine feste Größe, brachten es aber nie auf ein eigenes Album, und im Rahmen der CD-Serie "Lusitanian Metal Classix" haben nun alle Nichtportugiesen die Chance, die Formation anhand der wenigen überlieferten Aufnahmen kennenzulernen.
Die 1982 gegründeten Valium spielten traditionellen Metal, allerdings mit einer leicht düsteren Note und latentem progressivem Anstrich, so daß man geneigt war, sie mit Mercyful Fate zu vergleichen - den Portugiesen fehlt allerdings der theatralische Faktor, und Sänger Paulo Silva artikulierte sich zwar in einzelnen Schreien bisweilen auch ziemlich hoch, aber ohne dauerhaft zu falsettieren wie King Diamond, während er durchaus auch häufiger in normalen Stimmlagen blieb und im CD-Titeltrack "Pesadelo Real" manchmal ein klein wenig an Paul DiAnno zu dessen besten Zeiten erinnert. Iron Maiden haben wiederum in der Saitenarbeit der drei Figueira-Brüder (die sich die beiden Gitarren und den Baß untereinander aufgeteilt haben) die eine oder andere Spur hinterlassen, und der typische Eurometal der Achtziger färbt natürlich auch etwas ab. Acht Songs umfaßt das hier konserviert vorliegende Vermächtnis, beginnend mit dem in recht polteriger Soundqualität vertretenen "Anjos" vom November 1985, das die musikalischen Qualitäten der Band bestenfalls erahnen läßt, in den Liner Notes aber auch nicht als offizielle Aufnahme erwähnt wird, also vielleicht nur ein Gelegenheitsmitschnitt ist. Dafür fehlen auf der CD aber die beiden Songs des Anfang 1986 eingespielten Demos, "A Demanda" und "Por Ti" - ersterer taucht aber im weiteren Verlauf der CD in einer ein halbes Jahr später getätigten Neueinspielung auf, so daß von diesem Originaldemo möglicherweise keine brauchbare Quelle mehr aufzutreiben war. Das Folgedemo vom Mai 1986 enthielt ein Intro und zwei Songs, die auf der CD so positioniert wurden, daß erst das Intro "Crépusculo" kommt, dann aber das ältere "Anjos" und erst danach die beiden regulären Demosongs "A Noite" und "Pesadelo Real". Nach diesem Demo nahmen Valium, die während ihrer ganzen sechs Jahre Existenz immer in der gleichen Besetzung spielten, nur noch sessionweise Einzelsongs auf, nämlich das erwähnte und auf der CD kurioserweise nonchronologisch einsortierte "A Demanda", das um den Jahreswechsel 1986/87 herum entstandene "Quem", das einen gewissen Epic-Metal-Touch einbringt und in seinem heroischen Schlußteil (der dann leider schnöde ausgeblendet wird) ein wenig an einen Vorläufer der Schweden Seven erinnert, und zwei Songs, die schon einen gewissen Blick in die Zukunft der Band erlauben. "Belo E Felo" (Oktober 1987) läßt schon ganz schwach Anzeichen eines Stilwechsels durchscheinen, nämlich in Richtung des US-beeinflußten Haarsprayrocks bzw. Melodic Metals (die seinerzeitige Whitesnake-Stilperiode scheint einen gewissen Einfluß ausgeübt zu haben), und "Perfeicao" verstärkt diese noch etwas, wenngleich es in dieser Fassung doch noch deutlich als Valium-Song erkennbar bleibt. Aber die Band (bzw. der Hauptsongwriter Jorge Figueira) wollte weiter in diese Richtung gehen, benannte sich folgerichtig in Casablanca um und veröffentlichte dann auch eine Reihe von Alben und weiteren Aufnahmen, unter denen sich gleich mehrfach Neueinspielungen von "Perfeicao" befanden.
Da Valium trotz des progressiven Anstrichs zu kompakten Arrangements neigten (bisweilen hat man auch das Gefühl, eine Songidee hätte gerne noch auswalzender ausgearbeitet werden können), dauern die sieben Songs plus Intro nur 26 Minuten - ein kurzes Vergnügen also, das allerdings trotzdem interessante Blicke auf die Entwicklung einer Band wirft, wie man sie parallel auch bei Dutzenden anderen feststellen konnte. Valium waren auch mit ihrem Finalsound noch gut, aber die gewisse Eigenständigkeit der früheren Tage hatten sie aufgegeben. Das macht das vorliegende Tonzeugnis aber nicht weniger interessant, zumal das Booklet neben Liner Notes in Englisch und Portugiesisch auch mit Lyrics, alten Fotos und Dokumenten reichhaltig ausgestattet ist.
Kontakt: www.metalsoldiersrecords.com, www.bloodandironrecords.com, www.nonnobisprod.com

Tracklist:
Crépusculo
Anjos
A Noite
Pesadelo Real
Quem
Belo E Felo
A Demanda
Perfeicao
 




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