www.Crossover-agm.de V.A.: SPV Summer Slam
von rls

V.A.: SPV Summer Slam   (SPV)

Keine Ahnung, ob dieser Sampler lediglich zu Promozwecken dient oder ob er auch in den Freiverkauf gelangt. Sollte letzteres der Fall sein, ist die Aufmachung allerdings als etwas spärlich zu brandmarken; das Singlecase mit einem lediglich Tracklist und Tonträgerquelle sowie deren Cover enthaltenden Booklet wirkt nicht gerade wie ein Produkt, für das man großes Geld investieren müßte. Inhaltlich weiß die Zusammenstellung allerdings zu überzeugen und bietet einen hübschen Querschnitt durchs SPV-Programm, das sich in Gestalt des Steamhammer-Labels eher traditionsrockigen bis -metallischen Klängen, mit dem Oblivion-Label dagegen moderner orientierten Musizierweisen zuwendet.
Ein Kurzdurchlauf: Motörhead eröffnen mit "We Are Motörhead", was wir alle ja schon immer wußten. Und wenn man schon eine Ode an das eigene Schaffen schreibt, dann darf diese ruhig auch ein bißchen beim eigenen Material älterer Tage klauen. Oder um den Songtitel noch etwas zu erweitern: "We Are Motörhead, And We Are Rock'n Roll!" Demons & Wizards, das Projekt von Hansi "Blind Guardian" Kürsch und Jon "Iced Earth" Schaffer, steuern mit "Heaven Denies" einen der stärkeren Songs des insgesamt eher mäßigen Debütalbums bei. Iced Earth-Songs mit Blind Guardian-Stimme sind das, nur weitgehend keine sonderlich aufregenden. Der schöne ruhige Schlußteil von "H.D." setzt allerdings reizvolle Kontraste zum schnellen Anfang. Blaze Bayley, gern als völlige Fehlbesetzung des Iron Maiden-Mikropostens gescholten, stopft mit seinem traditionsmetallischen, aber leicht angedüsterten Solodebüt den Lästermäulern dieselben, wozu auch "Ghost In The Machine" beiträgt. Auf dem Weg der Läuterung befindet sich Doro, deren letzte beiden Platten der Altfan als wenig beglückend empfand. "Calling The Wild" rockt nun wieder relativ traditionell heavy, allerdings ist "Burn It Up" im "Thunder-Mix", einer gleichnamigen Vorabsingle entnommen, ein denkbar ungeeigneter Vorgeschmack auf die komplette Platte, denn hier geht Madame noch/mal wieder mit Industrial- und ähnlichen Elektroeinflüssen spazieren, was schon bei "Machine II Machine" von 1995 nicht so richtig funktionieren wollte. Da greift der Altrocker doch lieber zu Axel Rudi Pell, denn der variiert seinen an Deep Purple, Rainbow oder alte Europe erinnernden Hardrock stets nur so minimal, daß er nicht zur Selbstkopie wird. "Tear Down The Walls" ist einer der schnelleren Songs im Pell-Gepäck, kraftvoll eingesungen von Neuzugang Johnny Gioeli. Ungewohnt düster und schwer stampfend kommen Saxon mit dem "Metalhead" daher, aber das Experiment gelingt von der ersten bis zur letzten Sekunde. Keine Experimente gibt's bei der Pete Wells Band, dafür große Mengen slideguitarlastigen Rock'n Roll mit Rhythm & Blues-Einschlag, so auch bei "This Is Where It All Begins". Die Reunion von Fields Of The Nephilim gilt in Düsterkreisen als die wohl wichtigste des Jahres 2000. Ich kenne die alten Werke der Band nicht, aber wenn ich "Darkcell A.D." als Maßstab nehme, hätte die Truppe auch auf dem Bandfriedhof bleiben können. Schwacher, bisweilen wirrer und orientierungsloser Gothic ist das, nichts anderes. Da hatte "Zoon", die CD, die Sänger Carl McCoy zwischenzeitlich unter dem Banner The Nefilim veröffentlichte, mehr beglückende Momente - nicht nur wegen ihrer Metal-Schlagseite, nein, die Songs wirkten entweder strukturierter oder aber atmosphärisch schlüssiger. Atmosphäre geht auch Umbra Et Imago völlig ab. Deren Versuch, einige zugegebenermaßen nicht zu verachtende düstere Klangflächen mit monotonen Metalgitarren, einem ausdruckslosen Brüllgesang und Lyrics, für die sich selbst Absurd schämen würden, zu kombinieren, heißt "Mea Culpa" und läßt mein spärliches Latein irgendeine Wortgruppe mit "mors" bilden. Mit UFOs "Love Is Forever" folgt die Rettung aber auf dem Fuße: Klassischer britischer Hardrock mit einem Phil Mogg am Mikro, der doch tatsächlich auf seine alten Tage noch das Singen lernt, und einem Michael Schenker an der Gitarre, der erstaunlich songdienlich agiert und nur hier und da sein außerordentliches Können zur Schau stellt. Alles andere als neumodisch gehen auch Get Animal zu Werke, allerdings hat ihr trockener Hardrock eine deutliche Punk-Schlagseite. "D.W.I. On The Info-Superhighway" braust besagten Highway rauf und wieder runter, ist eingängig, aber nicht platt und rockt frisch von der Leber weg, ohne sich Gedanken um kommerzielle Auswertbarkeit oder ähnliche strategische Angelegenheiten zu machen. Auch Glenn Hughes macht das, was er am besten kann: "The State I'm In" ist Siebziger-Hardrock mit ein paar wenigen Funk-Einflüssen, wie man ihn auch auf den unter Hughes-Beteiligung entstandenen Deep Purple-Platten nachhören kann, und die Hammondorgeln lassen im Zuhörer die Frage aufsteigen, ob denn da ein gewisser Jon Lord an den Tasten steht. Das Flair ihrer alten Platten nicht in die Neuzeit retten können haben Kansas, sofern "Grand Fun Alley" ein repräsentativer Ausschnitt aus "Somewhere To Elsewhere" ist. Trotzdem bleibt das guter Poprock mit leichten proggigen Anflügen - aber: Wer singt hier eigentlich so uncharismatisch? Little Feat schließen den Silberling mit "Rag Mama Rag", das - nomen est omen - irgendwo zwischen Ragtime und Swing durchs Ziel läuft und dessen klimperndes Klavier, unterstützt noch durch ein ohrenscheinlich auf einem Hackbrett eingespieltes Solo, eine Steelguitar und funkige Bläser, Lebensfreude en gros versprüht, die bei dem einen oder anderen schwächeren Beitrag dieser ansonsten überzeugenden Werkschau verlorengegangen zu sein schien. Weitere Informationen sind unter www.spv.de abrufbar.



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