www.Crossover-agm.de UNREAL OVERFLOWS: Architecture Of Incomprehension
von ta

UNREAL OVERFLOWS: Architecture Of Incomprehension   (Xtreem Music)

Manchmal hat man es schon nicht so leicht mit dem Frickeldeath. Das Riffing von Hate Eternal ist null eingängig, aber sie sind dafür herzhaft schnell und schön brutal, Nile kanalisieren ihre großartigen technischen Fähigkeiten in noch großartigere Songs - und Unreal Overflows spielen genau jene Form des Frickeldeath, den man in den 80s noch Techno Thrash genannt hätte: Atonal, fast nur aus schiefen Melodien, selten aus Riffs zusammengesetzt, null brutal, midtempolastig, dazu ein Sänger, der irgendwo zwischen Erzählen und Kreischen hängen geblieben ist. An vergleichbaren Bands drängen sich sofort Cynic, Atheist und deren Epigonen Sceptic auf, eine Prise Death zu Zeiten von "Individual Thought Patterns" lässt sich auch ausmachen. Das Ergebnis sind zunächst Tonleiterfieseleien ohne Ende. Zweifler sollten sich nur mal die schrägschrägen jeweils ersten dreißig Sekunden von "Paths Of The Human Involution", "The Unavoidable Passage Of Time" und "Breeders Of Credibility" direkt hintereinander geben. Dazu gibt´s in jedem Song auch mindestens ein richtiges Powerchordriff, das prompt den Höhepunkt des jeweiligen Songs stellt, weil die Fieseleien viel zu uneingängig sind, um einem was zu sagen, allerdings eben nur EIN normales Riff ist und nicht mehr. Ihre besseren Momente haben Unreal Overflows, wenn sie unverzerrte Gitarrenpassagen einbauen (am gelungensten in "Psycho-Thought") und auch die kurzen Tempoausbrüche in "What To Do When …" sind reizvoll. Ferner fällt auf, dass die Songs des Albums nach hinten hin besser werden, was besonders die drückenden Heavyparts in "Is There Anybody Outside?" und dem genannten "Psycho-Thought" betrifft. Das Akustikoutro "Under The Quiet Silence" bietet dann sogar endlich die paar Minuten Ruhe, nach denen man sich die Dreiviertelstunde davor so oft gesehnt hat. In der Gesamtbetrachtung ist "Architecture Of Incomprehension" indes gnadenlos nervig: zu hochfrequenzig produziert und so verspielt (höre auch die Drums), dass es ins Saftlose gleitet; zudem ohne merkfähige Melodien ausgestattet; aber dann rhythmisch wiederum nicht so vertrackt, dass es gar nicht nötig wäre, merkfähige Melodien anzubringen (weil es nämlich dann ein entsprechend starkes Pendant im Rhythmus gäbe). Mensch, wie man Frickelstahl der 80s-Schule heutzutage noch angemessen zustande bringt, haben Spiral Architect doch vor langem schon auf "A Sceptics Universe" vorgemacht! So mörderisch vertrackt, dass selbst Berufsmusiker nicht mitkommen, dabei aber immer noch sehr heavy - und mit einem richtigen Sänger. Unreal Overflows orientieren sich dagegen zu konservativ an den genannten Bands, die ihren Zenit schon lange hinter sich haben, und machen am Ende nichts Halbes und nichts Ganzes. Schade, denn spielen können die Kerle zweifellos. Fans von Cynic und Co. brauchen sich natürlich den Spaß an der Scheibe nicht dadurch nehmen lassen, dass ich ihn nicht habe. Einfach bei www.unrealoverflows.com oder www.xtreemmusic.com einklinken.

Tracklist:
1. Paths To The Human Involution
2. The Unavoidable Passage Of Time
3. Crematory Of Forgotten Cries
4. Breeders Of Credibility
5. Unexpected Dimensions
6. What To Do When ...
7. Is There Anybody Outside?
8. Psycho-Thought
9. Pain Of An Afflicted Soul
10. In Darkness I Dwell 2005
11. Under The Quiet Silence



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