www.Crossover-agm.de THANATOSCHIZO: Zoom Code
von ta

THANATOSCHIZO: Zoom Code   (My Kingdom Music)

Die Portugiesen von ThanatoSchizO waren mir bis jetzt noch kein Begriff, haben allerdings vor "Zoom Code" bereits drei Alben veröffentlicht. Mea culpa! "Zoom Code", 48:37 Minuten lang, ist eine gelungene Veröffentlichung voller Ideenreichtum. ThanatoSchizO spielen - ja, verdammt, was spielen ThanatoSchizO eigentlich? Den Gesang teilen sich Eduardo Paulo und Patrícia Rodrigues, sie singt und erinnert dabei an eine Kreuzung aus Anneke van Giersbergen (Ex-The Gathering) und Cristina Scabbia (Lacuna Coil), er singt meistens und erinnert dabei tatsächlich etwas an Andrea Ferro, den männlichen Scabbia-Counterpart bei Lacuna Coil, höre etwa "Thick'n'Burry" oder "Pleasure Pursuit". Wenn Paulo nicht singt, was beim geringsten Teil der Stücke der Fall ist, grunzt und brüllt er tief und bösartig. Dennoch haben ThanatoSchizO mit Lacuna Coil nicht so viel am Hut und auch Gothic Metal kann ich sie nicht ohne einige Einschränkungen nennen. Zunächst ist ihre Dynamik eine ganze eigene: Ständig überraschen einen ruhige Intermezzi, kein Track rockt und groovt ganz durch. Paradebeispiel ist das exzellente "Hereafter Path", dessen zurückhaltende, träumerische Passagen einen Ohrenschmaus darstellen. Dann bauen ThanatoSchizO gerne genrefremde Elemente in ihre Musik ein, sei es die mitreißende Violine aus "L." oder die Hammondorgel, welche man in "Pale Blue Perishes" vernimmt und die dort auch richtig gut kommt. Und ist das nicht ein Saxophon im Hintergrund des nebenbei ganz famosen Instrumentals "Awareness"? In den Strophen von "Pervasive Healing" groovt Bassist Miguel Ângelo funkig vor sich hin und sehr ausgefallen sind auch das rein elektronische, Trip Hop-Interlude "The Shift" und der unmittelbar folgende Einstieg von "Last Of The Few", der mit einem schrägen Voivod-Akkord aufwartet. Diese Einzelelemente sind allerdings nicht die Basis der Songs. Die ist und bleibt kraftvoller, von einem treibenden Schlagzeug vorangetriebener, schwer kategorisierbarer Metal mit Alternative- und Tribal-Einschlag (Tribal der Rhythmen wegen), der vom weiblichen Gesang dominiert wird und gelegentlich an jüngere Amorphis erinnert. Gothic Prog vielleicht?
Leider sind viele Songs ziemlich sperrig, besonders was die Melodiearbeit betrifft. Auf der Stelle in Ohr und Bein geht lediglich "L.", mein Albumliebling und einer der Tracks des Albums, aufgrund derer ich es nachvollziehen kann, dass der Band in der Promo-Beilage Weltmusikeinflüsse zugeschrieben werden: Rhythmik und Melodien sind stark orientalisch angehaucht und führen unweigerlich zur Tanzfläche. Ähnliches gilt für das nachfolgende "Hereafter Path". Je weiter das Album fortschreitet, desto weniger wichtig werden allerdings die Einflüsse aus dieser Richtung und desto schwerer zugänglich gebärden sich die Stücke. So braucht es einige Zeit, um mit beispielsweise "(Un)bearable Certainty" oder "Last Of The Few" warm zu werden. Lohnen tut es sich aber allemal, denn die Kompositionen von ThanatoSchizO sind spannungs-, abwechslungs- und ideenereich. Einer Betrachtung würdig sind auch die Texte, deren angenehm lyrischer Ton und kryptische Botschaften die Musik passend ergänzen.
Kontakt: www.thanatoschizo.com, www.mykingdommusic.net

Tracklist:
1. Thick'n'Blurry
2. L.
3. Hereafter Path
4. (Un)bearable Certainty
5. Pleasure Pursuit
6. The Shift
7. Last Of The Few
8. Pale Blue Perishes
9. Persasive Healing
10. Nothing As It Seems
11. Awareness



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