www.Crossover-agm.de SUCCUBUS: The Night's Melodies
von rls

SUCCUBUS: The Night's Melodies   (Eigenproduktion)

Incubi und Succubi spielten in der Dämonologie der mittelalterlichen Kirche eine nicht unwichtige Rolle. Incubi sind männliche Dämonen, die mit schlafenden Frauen gewissermaßen virtuellen Geschlechtsverkehr abhalten, die Succubi stellen das weibliche Gegenstück dar, also Frauen, die schlafende Männer zu entsprechenden Handlungen jenseits der Bewußtseinssphäre drängen. Es bleibt in beiden Fällen allerdings bei sexuellen Aktivitäten - für eventuelle weitergehende Schlechtigkeiten sind dann andere Dämonen verantwortlich. Die Frage, ob beim virtuellen Verkehr mit Incubi bzw. Succubi Nachkommen gezeugt werden könnten und, wenn ja, wie man diese zu behandeln habe, war über viele Jahre eine der heißdiskutiertesten in der theologischen Geschichte, die sich letzten Endes in den großen Kontext der Inquisition einreihte, im Standardwerk "Malleus Maleficarum" entsprechende Beachtung erfuhr und in nicht seltenen Fällen für die Betroffenen (und für einen Teil der Theologen!) auf dem Scheiterhaufen endete.
Und obwohl die Band Succubus auf dem Cover ihrer "The Night's Melodies"-CD gewissermaßen unbefugt die Kompetenzen der Succubi etwas weiter gefaßt hat (hier gibt's 'ne arg kriegerische Version zu betrachten), ist nicht damit zu rechnen, daß die Mitglieder demnächst ebenfalls in den Flammen enden werden. Textlich weniger theologisch angehaucht, sondern eher in klassischen Themen des Düstermetal wie Vampirismus wildernd, hat man in den fünf Songs Werke erschaffen, die so gar nicht in eine Schublade passen wollen außer eben in die des Düstermetal. Aber die ist ja bekanntlich groß. Ein paar der flirrenden Lead- bzw. Rhythmusgitarren lassen eine Verwandtschaft zu Dimmu Borgir erkennen, ein bißchen Thy Serpent scheint durch, aber auch der traditionelle Heavy Metal hat seine Spuren hinterlassen. Passendster Vergleich dürften wohl die Berliner von Ferox sein, mit denen Succubus auch schon die Bühnenbretter teilten. Ähnlich wie bei diesen setzt auch bei Succubus die Leadgitarre die stärksten Akzente, fabriziert wahlweise dunkelromantische Melodien (nächtliche eben ...), klassische Metalsoli oder auch fragile Akustikelemente. Sogar Bassist Andreas Wittkopf darf sein Scherflein zum melodischen Geschehen beitragen (höre seinen kurzen Solopart in "Vampire"). Drummer Marek Rockel weiß, wann er sich zurückzuhalten hat und wann er herzhaft drauflosklöppeln darf, so daß ringsum runde Kompositionen entstanden sind, die man dank nachvollziehbarer Refrains und Melodien im Ohr behalten kann, aber ihrer nicht schon nach dem dritten Durchlauf überdrüssig wird.
Nur Exerias Gesang will mir nicht so recht munden. Die recht aggressiven kreischenden Lautäußerungen negieren auf der einen Seite die melodischen Vorgaben der Songs, da ihnen ganz einfach die Abwechslung abgeht, und klingen auf der anderen Seite mehr erzwungen als natürlich. Um mal ein Bild zu zitieren, das ein geschätzter Kollege entworfen hat: Exeria wäre ein klarer Fall für den Wick-Rachendrachen. Ansonsten weiß diese MCD durchaus zu überzeugen, so daß zu hoffen bleibt, daß bis zum nächsten Succubus-Werk nicht wieder sechs Jahre vergehen wie vom (mir unbekannten) "Nightfalls"-Demo (auf dem noch Gitarrist Matthias Rauer sang) bis zu "The Night's Melodies". Wer die CD ordern möchte, schicke einen 10-DM-Schein plus zwei Briefmärker an Marek Rockel, Postfach 1333, 16802 Neuruppin. Infos gibt's außerdem auf der Page http://listen.to/succubus
 




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