www.Crossover-agm.de STAINLESS STEEL: Metal Machine
von rls

STAINLESS STEEL: Metal Machine   (Pure Underground Records)

Der anno 2005 veröffentlichte Silberling "Molten Metal In Your Back" hatte laut damaligem Bekunden das komplette konservierte Schaffen von Stainless Steel enthalten, auch wenn es damals noch einige kleine editorische Unklarheiten gab, wie dem zugehörigen Review zu entnehmen ist. Ein knappes Jahrzehnt später aber muß diese Aussage eine abermalige Relativierung erfahren, und die hat ihre Ursache im Zufallsfund einer Kiste mit alten Audio- und Videokassetten auf dem Dachboden eines der ehemaligen Bandmitglieder. Ein komplettes Demotape namens "Metal Machine" war darunter, und es fanden sich auch Kassetten mit festgehaltenen, aber nie ausgearbeiteten Songideen. Ergo faßte man den Entschluß, abermals einen "History-Silberling" zu veröffentlichen, aber nicht mit einer 1:1-Übernahme des Demos, sondern einer Neueinspielung der Demosongs und einiger aus der Ideensammlung entwickelter Tracks. Gesagt, getan - das Ergebnis findet sich nun unter dem Albumtitel "Metal Machine" und beinhaltet zehn Songs und ein Intro aus besagter archäologischer Arbeit. Ziel war, ein kompromißlos nach den Achtzigern klingendes Album zu erschaffen, da auch das Gros des Basismaterials aus jener Epoche stammte (die Bandgründung datiert bereits auf 1980, die Auflösung auf nach 1995) - und dieses Ziel hat das für die Einspielung verantwortliche Trio zweifellos erreicht, selbst wenn die sehr fetten Rhythmusgitarren in "Disaster" zumindest eine kleine "modernere" Farbe einbringen. Aber das Ergebnis klingt dann eher nach Morgana Lefay, und die waren ja dafür bekannt, in den Neunzigern stolz die Achtziger-Metal-Flagge hochzuhalten. Ansonsten ist das Album im Durchschnitt einen Tick langsamer ausgefallen als das bekannte Stainless-Steel-Material, so daß man hier eher an der Schnittstelle von Power und Speed Metal anzusiedeln wäre - die Hochgeschwindigkeit des nach dem programmatisch betitelten Intro "Back In Your Minds" folgenden "Master Of The Universe" erreichen sie im weiteren Verlaufe des Albums nur im lediglich knapp über dreiminütigen "Fight To Survive" noch einmal, obwohl auch "Fear And Pain" zwischendurch in geschickt arrangierter Weise das Tempo anzieht. Das von Akustikparts gerahmte "Kiss Of Judas" läßt nach dem ersten treibenden Part die Optionen offen, so weiterzumachen oder das Tempo zu verdoppeln oder zu halbieren - es stellt sich heraus, daß die Wahl der Band auf letztgenannte Option gefallen ist. Man höre sich mal genau den verzögerten Einstieg ins Hauptsolo an! Selbiges ist übrigens im klassischen Duellprinzip arrangiert, allerdings taucht Norbert Barton, der zweite Gitarrist aus früheren Tagen, im Booklet nirgendwo auf (auch nicht in der Dankesliste), während ihn das Infoblatt in der Besetzung führt. Dort findet sich allerdings auch der Name von Frank Ullrich, der in den Frühneunzigern bei der Band trommelte (und später mit Grave Digger das "Heart Of Darkness"-Album einspielte), während im Booklet als Drummer ein gewisser Frank Booth angeführt wird. Pseudonym? Geheiratet? Oder doch eine andere Person? Zu hören sind hauptamtlich außer ihm jedenfalls noch Sänger Ralf Scholz und der für alle anderen Instrumente zuständige Thomas Müller, der in einigen Songs allerdings Unterstützung von Gastbassisten bzw. -gitarristen bekam, indes nicht vom Altbassisten Rainer Huxhage, der sich aber immerhin in der Dankesliste befindet und somit nicht als verschollen gemeldet werden muß. In "Riding On A Razorblade" haben wir mal so einen Fall, wo ebenfalls eine klassische Duellstruktur im Solo angelegt ist und diese offenbar von Müller und dem Gast Andreas Liedtke auch so umgesetzt wird, übrigens auch mit Umsetzung einer klassischen Achtziger-Idee, daß das eine Solo aus der linken Box kommt und das andere aus der rechten. Apropos Achtziger: Scholz' Stimme war schon damals gewöhnungsbedürftig, und sie ist es auch heute noch, allerdings aus teilweise anderen Gründen. Er agiert jetzt deutlich tiefer, ist allerdings auch etwas kurzatmiger geworden, und die alten Treffsicherheitsprobleme sind auch noch da, wenngleich der Pathosfaktor etwas nach unten geschraubt wurde. Trotzdem tut der erste Versuch eines hohen Schreis in "Death And Destruction" irgendwie weh, wenngleich der zweite Versuch unmittelbar vor der Tempobeschleunigung deutlich besser gelingt. Erstaunlicherweise meistert er die Halbballade "Hold On" etwas eleganter (der Refrain erinnert kurz an eine Passage auf dem 1992er Schubert-Album "Devil In Fairyland"). Wer einen Direktvergleich mit seiner früheren Stimme ziehen will, bekommt übrigens im Bonusbereich von "Metal Machine" die Gelegenheit dazu, denn dort hat man die 1988er Singleversion von "We Want It - You've Got It" plaziert (hole "Molten Metal In Your Back" aus den Tiefen des CD-Regals und höre die dort zu findenden zwei anderen Fassungen nach, um festzustellen, ob bzw. wo es Unterschiede gibt - die eine müßte von 1985 sein, die andere ist eine Liveversion). Kurioserweise klingt der rauhe Gesang in der Bridge fast stärker nach dem gegenwärtigen Ralf Scholz als nach dem des Jahres 1988. Keine genaue Info läßt sich eruieren, wo der abschließende Livemitschnitt von "Land Of Eternal Fire" herstammt - sicherlich ist er auf einem der Dachbodentapes enthalten gewesen, aber Epoche und Ort bleiben unbekannt. Ebenso wie dieser Song fanden auch die anderen Dachbodenfunde keine spätere Verwendung im "Molten Metal In Your Back" zugrundeliegenden Material, zumindest nicht unter diesen Titeln (höre abermals nach, wer feststellen will, ob der eine oder andere Part doch noch irgendwo eingebastelt worden ist). Hier wiederum klingt Scholz bisweilen wie Wizards Sven D'Anna, und da der Song auch noch einen gewissen Wizard-Touch hat, ergibt sich noch ein Vergleich, der im weiteren Material eher marginal bleibt. Summiert läßt sich "Metal Machine" als gutklassiges Melodic-Power-Metal-Scheibchen einstufen, dem vielleicht noch ein schnellerer Song gegen Ende hin gutgetan hätte, das aber generell in seinen knapp 58 Minuten die Linie der Band kaum verläßt (vom erwähnten Geschwindigkeitsaspekt abgesehen) und kompromißlosen Achtziger-Anhängern zumindest einen Hörtest wert sein sollte.
Kontakt: www.stainless-music.com, www.pureunderground-records.com

Tracklist:
Back In Your Minds
Master Of The Universe
Preachers Of Hate
Fear And Pain
Disaster
Kiss Of Judas
Fight To Survive
Riding On A Razorblade
Dirty Lover
Death And Destruction
Hold On
We Want It - You've Got It
Land Of Eternal Fire



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver