ST. ELMO'S FIRE: Warning From The Sky von rls (Karthago Records)
Mit dem selbstbetitelten Debütalbum konnten St. Elmo's Fire ihren guten Ruf, den sie durch intensive Livepräsenz erworben hatten, festigen, und da das kleine französische Dream-Label kaum Möglichkeiten hatte, die Band vorwärtszubringen, wechselte das Quartett zur Bellaphon nach Deutschland, die freilich auch nicht so richtig wußten, was sie mit Jeff Jones und seinen Mitstreitern anfangen sollten. Wäre der Zweitling "Warning From The Sky" auf einem Major erschienen, so hätte MTV das Video zum balladesk-hymnischen "Caught In The Heartbreak" 1988 rauf- und runtergedudelt (die wenigen Einsätze sorgten allerdings auch schon für eine gewisse Popularisierung der Band), die Leute wären in die Plattenläden gestürmt, und niemanden hätte gestört, daß es neben diesem und etlichen anderen Highlights auch schwächere Nummern unter den insgesamt neun gibt, etwa gleich den Opener "Don't Want Your Love", der so kompakt inszeniert wurde, daß man das unbestimmte Gefühl hat, er wirke amputiert und die Songidee noch lange nicht erschöpfend behandelt. Mit dem folgenden "Let It Burn" machen die seit dem Debüt personell unveränderten St. Elmo's Fire aber deutlich, daß sie nach wie vor interessant strukturierten klassischen Metal schreiben konnten, auch wenn sie die bereits zwei Jahre zuvor angeklungenen Tendenzen Richtung "Kommerzialität" auf "Warning From The Sky" noch einen Deut stärker in den Vordergrund rücken, ohne freilich von der traditionsmetallischen Grundhaltung zu stark abzuweichen (man höre "Hearts On Fire" oder "Hot n' Love (She Rocks The Night)". Daß sie trotzdem auch andere Einflüsse zuließen, fügt sich gut ins Gesamtbild ein, wie man an "Tearin' It Down" mit seinem leichten Rock'n'Roll-Touch hört - hier singt übrigens nicht der etatmäßige Sänger Zane Lazar, sondern Gitarrist/Alleinsongwriter Jeff Jones, und der hat einen Deut mehr Dreck auf den Stimmbändern als Lazar und paßt daher auch zur Grundausrichtung dieses Songs, während es eine weise Entscheidung darstellt, ihn aufgrund seines begrenzten Stimmumfangs nur punktuell als Vokalist einzusetzen. Der treibende Titeltrack zählt zu den stärksten Nummern des mit einem seltsamen Cover ausgestatteten Albums: Erneut ist kein Elmsfeuer zu sehen, statt dessen ein über einer wüstenartigen Landschaft schwebendes stilisiertes Schiff, dessen Bug im Stile eines Gitarrenhalses gestaltet ist, samt Saiten hinter zum Turm und einer elektrischen Entladung aus den Bordwaffen, die ins Leere geht und den kultischen Platz vorn in der Wüste nicht erreicht. Das ist nicht unbedingt die Sorte Coverartwork, zu der der Hörer blind greift, weil er dahinter ein musikalisches oder auch speziell metallisches Highlight erwartet. Da hätte es zusätzlich anderer Kanäle bedurft, um die potentielle Anhängerschaft auch auf eine "Caught In A Heartbreak" gleichwertige Nummer wie "World Gone Insane" aufmerksam zu machen - einziges Manko hier: Zane geht gegen Songende eine Oktave nach oben und stößt dort an die physiologischen Grenzen seiner Stimme. Kurioserweise unterscheidet sich "No Way Out", der letzte Song des Originalalbums (simples, aber enorm wirkungsvolles Solo!), im Sound deutlich von seinen acht Vorgängern - aber er gehört gemäß dem im Booklet abgebildeten Originalbackcover definitiv zum 1988er Bestand und nicht zu den Bonustracks.
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