www.Crossover-agm.de SPEED LIMIT: Moneyshot
von rls

SPEED LIMIT: Moneyshot   (Pure Rock Records)

"Perfect Inspiration", das 1992 erschienene Drittwerk von Speed Limit, hatte sich seinem Titel nicht würdig gezeigt, denn es blieb für lange Zeit das letzte Lebenszeichen der Band. Erst 2008 nahmen die drei Altmitglieder Steven Hogger (v), Chris Angerer (g) und Chris Pawlak (b) wieder die Aktivitäten auf und rekrutierten für die zweite Gitarre Joe Eder und fürs Schlagzeug Wolf Krug - zwei wichtige Verstärkungen, wie man nun an der neuen CD "Moneyshot" erkennt. Eder spielt nicht nur einen Gutteil der Leads, sondern war auch maßgeblich am Songwriting beteiligt; obwohl die Songs prinzipiell in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind, listet das Booklet bei etlichen Songs doch auf, von wem jeweils die Grundidee eingebracht worden ist, und da findet sich Eders Name recht häufig, übrigens auch noch bei den Textdichtern. Krug wiederum beschränkte sich nicht nur aufs Trommeln, sondern zeichnete zugleich für Aufnahme und Mix der CD im Sägewerk-13-Studio (welch metalkompatibler Name!) verantwortlich.
Die alles entscheidende Frage ist nun allerdings: Taugen die neun neuen Songs plus die Neueinspielung von "Lady" etwas? In diesem Zusammenhang ist zunächst erstmal interessant, welcher ihrer drei alten Scheiben "Moneyshot" am stärksten ähnelt. Da Hogger am Mikrofon steht, könnte man vermuten, die von ihm eingesungene "Prophecy"-Scheibe habe als Orientierung gedient - nach ausgiebigem Hören der neuen CD läßt sich diese Vermutung aber nur mit einem gewissen Vorbehalt aufrechterhalten. Gut, sowohl der ungeschliffen-unbeholfene Metal von "Unchained" als auch der gerüchteweise langweilig-uninspirierte Letztling "Perfect Inspiration" scheiden schon mal aus, aber auch "Prophecy" findet auf "Moneyshot" keinesfalls eine gleichartige Fortsetzung, obwohl gerade Hoggers Stimme eine prägnante Brücke bildet und der Mann unter Beweis stellt, daß er auch ein knappes Vierteljahrhundert später noch prima bei Stimme ist. Aber ansonsten weicht "Moneyshot" doch in markanten Punkten von "Prophecy" ab. Zunächst wäre da die zeitlose, aber eben nicht nach technisierten Spätachtzigern klingende Produktion zu nennen. Die relativ ausgeprägten Backingvocal-Strukturen gab es zwar damals auch schon, aber diesmal klingen sie paradoxerweise fast nach denen, die aus dem Hause Barfly Productions kommen, und die mag der Rezensent bekanntlich nicht, weil sie oftmals zu süßlich ausfallen - und auch auf "Moneyshot" stehen sie mit dem zwar gediegenen, aber durchaus nicht unkernigen instrumentellen Unterbau und bisweilen auch mit Hoggers nichtsdestotrotz sauberer Leadstimme auf einem gewissen Kriegsfuß. Man höre sich als Beispiel nur mal das forsch drauflosriffende "On The T.O.P." an - der Übergang in den Refrain geht dort irgendwie gar nicht, der Refrain selber auch nicht, und das liegt nicht an den am Ende auch noch eingeworfenen gebrüllten Worten. Irgendwie schade drum, denn die Songs sind ideenreich arrangiert, auch der eben genannte Sechsminüter weiß da durchaus zu überzeugen, etwa mit dem atmosphärischen Zwischenteil, wo selbst die hintergründigen und verzerrten Vocals den Traditionalisten nicht aus der Fassung bringen. Der Traditionalist ist natürlich auch der primäre potentielle Interessent für diese Scheibe: Speed Limit ordnen sich irgendwo im gediegenen Melodic Metal traditioneller Prägung ein, wie ihn eine Zeitlang beispielsweise auch Stormwitch spielten. "Progressiv" sollte man sie trotz höher als früher liegender Break- und Tempowechseldichte natürlich nicht nennen, denn dadurch würde man Erwartungen wecken, die Speed Limit zwar spieltechnisch vielleicht erfüllen könnten, aber das in ihrem gewählten Stil natürlich nicht tun. Geschwindigkeitsgrenzen reißen sie übrigens nach wie vor auch nicht ein, obwohl sie durch die gesteigerte Variabilität der Songs hier und da den Eindruck erwecken, doch wieder einen Tick flotter unterwegs zu sein als auf dem midtempolastigen "Prophecy". Ein Song wie "Heartbreakin' Valentine" wiederum geht als lupenreiner Melodic Rock durch, mit dem man vor einem Vierteljahrhundert noch die Chance gehabt hätte, groß rauszukommen (natürlich nicht als österreichische Untergrundband ohne entsprechende Promo-Power im Hintergrund, das ist schon klar), während heute sowas ja nicht mal mehr im Formatradio gespielt wird, wenn es auf einem neuen Album einer einstmals Millionen verkaufenden Größe wie Europe oder Def Leppard (wo es übrigens durchaus gut aufgehoben wäre!) stünde. Ach ja, und die Phraseneingangssequenz von "Lady" hat sich im Rezensentenohr mittlerweile dauerhaft verhakt, wobei es in dem Fall egal ist, ob es sich um die vom Original oder die von der Neueinspielung handelt. Daß die Band keineswegs auf das Aufwärmen alter Kamellen angewiesen ist, beweisen die neun anderen Songs allerdings nur zu deutlich, und somit gehört diese Reunion zu den nützlichen, denn wäre sie nicht geschehen, so wären der metallischen Welt zumindest diese neun Songs (denen ja vielleicht noch weitere folgen werden) entgangen, und das wäre in acht von neun Fällen schade, obwohl sie diese Welt nun auch nicht aus den Angeln heben. Der neunte ist die Abschlußballade "I Came, I Saw", in der zwar die Saitenfraktion und der Leadgesang überzeugen, aber die fürchterliche Schlagzeugprogrammierung jedweden Anflug von Gefühl im Ansatz ersticken läßt. Schade um eine durchaus gute Songidee, die in dieser Umsetzung das Album mit einem unnötigen Negativeindruck enden läßt. Aber generell ist es schön, daß Speed Limit wieder musizieren, und man darf gespannt auf weitere Tonzeugnisse sein. Nur für die Backingvocals, da sollte man sich in der Zukunft doch was einfallen lassen ...
Kontakt: www.speedlimit.at, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Broken Mirror
Done With Dreamin'
Lost & Found
Too Old To Dye Young
On The T.O.P.
Don't Fear The Dark Lanes
Heartbreakin' Valentine
Fly Like An Eagle
Lady (2010)
I Came, I Saw



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