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SKYLARK: Fairytales
von rls

SKYLARK: Fairytales   (Scarlet Records)

Ein Schritt zurück, einer auf der Stelle, ein halber nach vorn und einer in völlig unbekannte Richtung: Nach dem Doppeljubiläumsalbum zum 10jährigen Bandbestehen legen Skylark mit "Fairytales" einen neuen regulären Silberling vor und richten bezüglich ihrer Entwicklungstendenzen eine mehr oder weniger komplette Verwirrung an. Wir erinnern uns an "Wings", das den metallischen Aspekt ein gutes Stück heruntergeschraubt hatte, ohne deshalb aber den orchestral-klassischen Bereich auszuweiten, so daß an manchen Stellen ein gewisses Gefühl der Leere entstand, obwohl man durchaus den einen oder anderen Höhepunkt registrieren konnte. Nun fällt "Fairytales" mit "Music" und "First Night" ins Haus - über große Strecken wieder im Speedtempo angesiedelt, was ja bekanntlich bei Skylark das einzige richtige metallische Merkmal ist (Zutaten wie druckvolle Riffs bleiben nach wie vor aus, die Gitarren stehen auch auf "Fairytales" vergleichsweise weit hinten). Sie deuten damit den erwähnten Rückschritt an, denn solche Kompositionen ließen sich beispielsweise auf dem 2001er "The Divine Gates Part II: The Gate Of Heaven" in größerer Anzahl finden. Dagegen deutet "A Rose In Her Hand" an dritter Setposition den Schritt auf der Stelle an, hätte auch auf "Wings" stehen können (was übrigens auch schon für die kurzen Baßbreaks in "Music" gilt, die es in ähnlicher Form auf "Wings" zu hören gab): Midtempo mit fast punkigem Schlagzeug, aber keine entscheidende Bombasterhöhung. Back to the roots geht's dann wieder mit "Lions Are The World". Man vermutet nach viereinhalb Minuten eigentlich schon das Ende einer Orchestralballade, bevor Eddy Antonini völlig überraschend fünf Minuten Speed anbaut und den Song noch mit zwei Minuten pianodominierter Ballade ausklingen läßt. Die abrupten Brüche, derer er sich gerne bedient, hatte man an dieser Stelle ja schon fast wieder vergessen. In "I'm The Evil" (keine Antwort auf die ultimativ von Diamond Head gestellte Frage) gibt's diese dementsprechend auch im vergleichsweise geringen Umfang - ein Härtner tut sich wieder auf, aber auch hier rödelt das Cembalo in bewährter Weise auf Hochtouren. Dafür gönnt sich Eddy in "Moonlight Shadow" über weite Strecken eine Pause, bestreitet mit seinem in diesem Falle auf irgendeinen uralten Siebziger-Sound gestimmten Tasteninstrument im wesentlichen nur das Thema im Intro und das Hauptsolo, nach dem man übrigens nicht nochmal zum Chorus zurückkehrt und so schon in reichlich drei Minuten am Songende angekommen ist. Wer anhand des Titels bereits Mutmaßungen angestellt hat, liegt möglicherweise richtig: Es handelt sich tatsächlich um ein Cover von Mike Oldfield, wobei die Skylark-Umsetzung, nicht zuletzt wegen der nicht unbedingt nötigen Brüllaute im Refrain und der etwas unglücklich wirkenden, wenngleich keineswegs stupide durchgehämmerten Drumuntermalung, allerdings nicht an die entspannte Suidakra-Version herankommt (Juliane Werding nehmen wir mal nicht mit in die Wertung ...). Spätestens an dieser Stelle sollte die Frage nach dem Schritt in unbekannte Richtung aufkommen, denn der bezieht sich auf das Konzept des Albums (womit praktisch automatisch die Frage nach der Paßgenauigkeit des an sechster Position, also mitten im Album, plazierten Coverversion angehängt wird). Wir erinnern uns, daß "Wings" das Startalbum eines neuen Konzeptes über zwei Alben sein sollte, und es läge natürlich nahe, "Fairytales" als dessen Zweitling zu interpretieren - allerdings finde ich dafür nur einige Indizien und keine stichhaltigen Beweise, von Lyrics wieder mal ganz zu schweigen. Der Löwe, der auf "Wings" übers Cover flog, hat jedenfalls auch auf "Fairytales" seine Spuren hinterlassen, und die Dame auf dem Cover von "Fairytales" sieht im übrigen auch so aus, als ob man im Film "Die Fliege" statt des Insekts eines dieser gelben Wüstenkätzchen mit dematerialisiert hätte. Diese große Frage muß also offen bleiben, ebenso wie diejenige, ob eventuell die Gesangsaufteilung auf dem neuen Album konzeptuelle Hintergründe hat. Damit kommen wir nämlich zum halben Schritt nach vorn: Die auf "Wings" im Def Leppard-Cover "When Love And Hate Collide" zu hören gewesene Sängerin Kiara (es hieß damals, sie würde in Zukunft noch mehr eingebunden) bestreitet weite Teile der ersten sechs Songs nämlich gleich mal im Alleingang, eine interessante hohe und nasale Stimme offenbarend (ein Blick auf www.belzebu.net offenbart übrigens noch etwas anderes, nämlich eine entzückende optische Komponente). Dafür darf sie im achtzehnminütigen Albumherzstück "Little Red Riding Hood" bis auf die Duellpassagen ab Minute zehneinhalb komplett pausieren, das Feld ihrem männlichen Kompagnon Dario überlassend, wobei allerdings auch der in längeren Instrumentalpassagen mal nichts zu tun hat. Dieses Stück ist mit seiner Elementekombination so etwas wie eine Skylark-Blaupausenkomposition, obwohl man sich an manchen Stellen schon nach dem Warum fragt (etwa warum nach dem dramatischen Höhepunkt noch ein vierzigsekündiges outchillendes Tastennachspiel folgen muß). Im Closer "Love" dominiert Dario dann erneut; auch hier haben wir nach dreieinhalb Minuten purer Pianoballade wieder den plötzlichen Umschwung in einen anderthalbminütigen Speedbrecher zu verzeichnen, bei dem mich wie schon auf dem ganzen Album mal interessieren würde, ob das ein echter Drummer ist oder ein gut, aber nicht exzellent programmierter Computer (laut Homepage sei ein fester Schlagwerker vorhanden). Egal: "Fairytales" dürfte für Anhänger des früheren Skylark-Schaffens essentiell sein, wohingegen jemand, der "Wings" bevorzugte, vorsichtshalber wegen des erwähnten Schrittes zurück erstmal probehören sollte.
Kontakt: www.scarletreocrds.it, www.belzebu.net

Tracklist:
Music
First Night
A Rose In Her Hand
Lions Are The World
I'm The Evil
Moonlight Shadow
Little Red Riding Hood
Love
 




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