www.Crossover-agm.de SKYLARK: The Divine Gates Part II - Gate Of Heaven
von rls

SKYLARK: The Divine Gates Part II - Gate Of Heaven   (Underground Symphony)

Der Plattentitel legt die Existenz eines Werkes namens "The Divine Gates Part I" nahe, und siehe da, jenes bildet tatsächlich den Vorgänger dieser Scheibe, sowohl vom Erscheinungszeitraum als auch von der textlichen Handlung her. Die Fortsetzung der Geschichte wird allerdings ein wenig verworrener, denn ähnlich wie Johnny Tollkühn, äh, Tolkien hat auch Skylark-Häuptling Eddy Antonini das Geschehen etwas verlagert. Brachte Tolkien allerdings die frühen Sagen von Mittelerde, also das "Silmarillion", erst nach dem durchschlagenden Erfolg des "Herr der Ringe"-Mammutwerkes heraus, so ist es im Falle von Skylark umgekehrt, denn die Fortsetzung der Story von "The Divine Gates Part II - Gate Of Heaven" ist bereits auf der 97er CD "Dragon's Secrets" nachzuhören. Noch alles klar? Gut, denn musikalisch ist das Ganze weit weniger kompliziert. Ich kenne nur einen Song von "The Divine Gates Part I - Gate Of Hell", nämlich "Welcome", aber anhand dessen wird schon deutlich, daß sich im Sound der Italiener nicht allzuviel geändert hat. Wer anhand der Herkunft der Combo schon gewisse stilistische Assoziationen hegt, liegt richtig - allerdings gehören Skylark nun wahrlich nicht zu den Italometalkopisten. Dazu sind sie erstens schon zu lange dabei (zu den Zeiten ihres Debüts "After The Storm" kannte außerhalb Italiens kein Mensch eine Combo namens Rhapsody) und zweitens auch ein wenig anders gepolt als ihre Kollegen. Klar, melodisch-bombastischer Speedmetal ist das hier immer noch, aber weniger die eher bodenständige Variante Marke Labyrinth zu "Return To Heaven Denied"-Zeiten, auch nicht klassischer Overkill wie bei Rhapsody, sondern eine eigentümliche Mischung aus beiden Substilen. Man hört einerseits durch, daß der Bandkopf und Hauptsongwriter nicht an der Gitarre, sondern an den Keyboards steht, andererseits aber setzt er die klassischen Elemente nicht zum Selbstzweck ein, obwohl es Klangteppiche, Cembalosounds oder classic piano nur so regnet. Produktionstechnisch rücken die Gitarren (natürlich) auch etwas hinter die Tasten, aber dafür kommt der metallische Aspekt im wahnsinnig hohen Tempo der kompletten Platte zum Tragen. Skylark verharren entweder völlig, schwelgen dann in Harmonien oder verbreiten leicht mystische Stimmungen, oder aber sie geben richtig Gas, ohne aber darüber den melodischen Aspekt zu vernachlässigen. Midtempoparts zum Ausruhen oder Power-von-unten-heraus-Erzeugen sucht man in den neun Songs fast vergeblich, wird nur in "The Guardian Angel" und im zwölfminütigen "The Heaven Church", dessen Leadgitarre übrigens streckenweise sehr Lightmare-verdächtig tönt, merklich fündig. Daß alle Musiker extrem fit an ihren Instrumenten sind, versteht sich wohl von selbst (die Kondition des Trommlers möchte ich mal haben, dann würde ich meine Wandertagesbestleistung von 55 km in mittelgebirgigem Gelände locker verdoppeln), und ein gewisser Olaf Thörsen als Gast gibt dem Ganzen noch ein wenig mehr Autorität. Die Sängerfraktion ist trotz einer gewissen Anzahl Gastsänger, welche die einzelnen Charaktere der Story (White Warrior, The Divine Spirit, Guardian Angel, Lady Of The Light und noch ein paar andere - es geht mal wieder um den Widerstreit zwischen Gut und Böse, wie mancher schon vermutet haben wird) verkörpern, recht homogen besetzt - es sind fast nur Kopfstimmen an Bord, wobei der etatmäßige Sänger Fabio Dozzo etwas heraussticht, da er mit seiner nasalen Artikulation und seinem putzigen Akzent wahlweise Eigenständigkeit oder Nervpotential gewinnt. Mein Topfavorit unter den Songs ist das elfminütige "Lady Of The Sky", halbballadesk beginnend, aber bald in einen mitreißenden Fetzer umschlagend, der durch ein geschickt aufgebautes und lang ausgewalztes Solo (das Tempo wird nicht schlagartig, sondern immer nur um ein paar bpm erhöht) auf eine grandiose Klimax zusteuert, die leider allzuschnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückführt. Aber so ist das ja mit Höhepunkten. Allein wegen dieses Songs lohnt sich allerdings schon der Erwerb der CD, die Underground Symphony-untypisch nicht als Digipak vor mir liegt (keine Ahnung, ob's nicht doch einen gibt), aber ausstattungstechnisch mit seinem Hochglanzbooklet und dem in letzter Zeit schon fast zum Standard gewordenen Luis Rojo-Cover (die Dame auf dem Cover ist in puncto Körperform derjenigen auf Tens "Babylon" durchaus verwandt, und an eine ähnliche Gestalt bei Graveworm glaube ich mich auch erinnern zu können, wobei ich nicht mehr weiß, ob die auch von Rojo war) doch zu gefallen weiß. Sollte in keiner Italosammlung fehlen und auch außerhalb solcher Neigungen mal angetestet werden.
 




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