www.Crossover-agm.de SKYLARK: Wings
von rls

SKYLARK: Wings   (Scarlet)

Die größten Härtner unter den Italometallern waren Skylark ja noch nie, bezogen ihren metallischen Aspekt hauptsächlich aus dem zumeist ausgesprochen geschwinden Tempo, in dem sie ihre Kompositionen runterzubrettern pflegten, wenn sie nicht gerade in Pianopassagen verharrten. Das hat sich auf dem neuen Album "Wings" nun etwas geändert - und zwar nicht etwa in bezug auf eine Erhöhung des Metalfaktors etwa mittels druckvoller Power Metal-Riffs. Statt dessen hat die Band nun auch das Durchschnittstempo noch etwas runtergefahren und baut die verharrenden Pianopassagen noch ein gutes Stück aus. Frühestes Zeichen dafür ist gleich der Opener "Rainbow In The Dark" (nein, kein Dio-Cover), der erst nach etwa fünf Minuten in einen Skylark-typischen Brecher umschlägt, bis dahin aber viel Zeit für einen ausführlichen semiorchestralen Intropart eingesetzt oder verschwendet wird (je nach Betrachtungsweise). "Summer Of 2001" an zweiter Setposition weist einen vom Grundprinzip her ähnlichen Aufbau auf, wenn man von der Tatsache absieht, daß die ersten vier Minuten hier fast als massiver Power Metal durchgehen würden, wenn die Produktion das so gewollt hätte - so wirkt's wie rifflastiger Hardrock spätestens Frühachtziger-Bauart, dem aber durch ein fast punkiges Schlagzeug etwas die Wirkung geraubt wird. Der Schlußpart speedet dann wieder ordentlich durchs Unterholz. Besser macht es die Band aber mit der folgenden hymnischen Nummer "Another Reason To Believe", die sich im Midtempo aus den Boxen schraubt, das erste kurze Baßsolo enthält, in der ersten Strophe paradoxerweise völlig ohne Keyboards auskommt (man rufe sich in den Hinterkopf, daß der Mastermind der Band, Eddy Antonini, hinter den Keyboards steht und akustisch gerne im Mittelpunkt steht) und in einem nicht sonderlich komplizierten, aber harmonisch großartigen und einprägsamen Refrain gipfelt. Das Stück müßte vor allem live eine starke Wirkung entfalten. Das zweite kurze Baßsolo findet sich im Intropart des folgenden "Belzebù 2", das aber erstmal eine andere Frage aufwirft: Was hat "Wings" mit der "Divine Gates"-Story zu tun? "Belzebù" fand sich seinerzeit auf dem 1999er Album "The Divine Gates Part I: Gate Of Hell" und erschien zudem ausgekoppelt als Maxi-CD. Die bisherigen Alben der Band hingen (bis auf das "After The Storm"-Frühwerk) ja thematisch zusammen, laut Infotext ist "Wings" aber nun der Start eines neuen Doppelkonzeptes, dessen detaillierte Ausprägung mir anhand nicht vorliegender Lyrics oder eines storytransportierenden Booklets indes verborgen bleibt. Bleibt also als einziger möglicher Schluß, daß dieses neue Konzept trotzdem als eine Art Fortsetzung der alten Story dient (was nur die Frage zuließe, warum man dann nicht gleich das alte direkt fortgesetzt hat, anstatt nominell ein neues Kapitel zu beginnen - man findet den Begriff Belzebù ja immerhin auch noch in der Homepage-URL der Band wieder), zumal auch in der folgenden Akustikballade "Faded Fantasy" noch einmal der Name Belzebù samt einiger musikalischer Zitate aus dem vorherigen Song auftaucht. "Belzebù 2" ist jedenfalls zugleich der Skylark-typischste Track auf der CD, wenngleich auch er eine Art leicht progressivem Touch und eine überdurchschnittlich große Zahl verschiedener Tempi verpaßt bekommen hat. Das Speedsolo um Minute sieben jedenfalls gehört zu den größten Momenten auf der CD und hätte gut und gerne noch etwas länger ausfallen dürfen. "Last Ride" bildet neben "Rainbow In The Dark" den einzigen Song, der vom Titel her einen scheinbaren direkten Bezug zum Coverartwork konstruiert, das selbstredend mal wieder von Luis Royo stammt, auf den ersten Blick auch von Narnia beauftragt worden sein könnte (soll heißen: es ist ein Löwe abgebildet) und die Frage aufwirft, ob die titelgebenden "Wings" am Löwen unbedingt so groß gezeichnet werden mußten, daß der Ärmste diese Flügel in Ruhestellung nicht mal komplett an den Körperseiten anlegen könnte, im Zweifelsfall also biologisch kaum überlebensfähig wäre. Darauf sollte es vermutlich aber weder der Band noch dem Zeichner angekommen sein, und inwieweit der Löwe bzw. das Mädel auf seinem Rücken damit ihren letzten Ritt unternehmen, muß (auch angesichts der erwähnten Story-Unkenntnis) offen bleiben. Zurück zur Musik: "Last Ride" ähnelt von der Bauart "Belzebù 2" etwas, bleibt uns aber die letzte Begeisterung für einzelne Elemente schuldig. "A Stupid Song" macht seinem Namen musikalisch keine Ehre, verbleibt aber eher im symphonischen Midtempobereich, unterbrochen immer wieder durch einzelne Pianobreaks und mit einem eigentümlich abrupten Schluß versehen, bevor als Finalsong der CD doch noch ein Cover über den Wald geflogen kommt und die Tendenz der gesamten CD (also deutliche Verringerung des Metalaspektes) unterstreicht: "When Love And Hate Collide" ist schon im Original nicht gerade das Härteste, was Def Leppard jemals abgeliefert haben - hier gibt's eine reine Pianoballade mit ein paar Orchestereinschüben und der Stimme von Neu-Sängerin Kiara, die in Zukunft auch live neben Leadsänger Fabio Dozzo agieren soll und diesem stimmlich erstaunlicherweise gar nicht so fern liegt. Insgesamt ist "Wings" eine CD, die etliche Hördurchläufe mehr benötigt als beispielsweise "The Divine Gates Part II: Gate Of Heaven", bis man einigermaßen mit ihr warm geworden ist, und die durch die proggigen Einschübe ein etwas distanzierteres Feeling vermittelt, als dies wohl beabsichtigt worden war, die aber aufgrund ihres reduzierten metallischen Charakters vielleicht auch den einen oder anderen Neu-Käufer anlocken kann. Auf die Ausprägung des zweiten Teils der "neuen" Story darf man jedenfalls gespannt sein.
Kontakt: www.scarletrecords.it, www.belzebu.net

Tracklist:
Rainbow In The Dark
Summer Of 2001
Another Reason To Believe
Belzebù 2
Faded Fantasy
Last Ride
A Stupid Song
When Love And Hate Collide



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