www.Crossover-agm.de SEVENTH AVENUE: Terium
von tk

SEVENTH AVENUE: Terium   (Massacre Records)

Über drei Jahre haben sie am neuen Album gewerkelt, gefeilt und justiert. Im hauseigenen Woodwind-Studio hat Herbie Langhans diesmal das gesamte Material im Alleingang produziert, arrangiert und gemischt. Das Mastering hat in gewohnter Weise Sascha Paeth in seinem Gate-Studio übernommen. Nach einer Odyssee der Labelsuche ist man wieder beim hiesigen Spezialisten Massacre Records gelandet, welcher sich nach der etwas dürftigen Promotion zum Vorgängeralbum diesmal etwas aktiver für seine Schützlinge einsetzen darf. SEVENTH AVENUE gehören nach wie vor zu den am meisten verkannten musikalischen Genies in unserem Lande. Daran ändern auch ganz offensichtliche Aversionen unseres hoch geschätzten Redaktionschefs gegenüber dem superben Album "Eternals" nichts. (Wenn's denn tatsächlich so superb wäre wie das in der Tat exquisite 2002er Werk "Between The Worlds" ... - Anm. rls) "Terium" erweist sich schon nach dem ersten Komplettdurchlauf als echter Burner und darüber hinaus als geniale Mischung aus den beiden Vorgängern "Between The Worlds" und "Eternals", wobei diesmal auch verstärkt NWoBHM- und sogar US-Metal-Elemente bei etwas gedrosseltem Tempo in das Songwriting integriert wurden. Hinter "Terium" verbirgt sich eine ausgeklügelte Konzeptstory nach altbewährtem Fantasy-Muster. Das zur Unsterblichkeit notwendige Mineral Terium kann nur auf Kranos abgebaut werden, einem Planeten, der streng bewacht wird. Einige Tausend haben sich auf den Planeten Nufridon zurückgezogen, um den alten Prophezeiungen gemäß ohne Terium leben zu können. Die Prophezeiungen sehen vor, dass eines Tages ein Erlöser kommen wird, der das Terium vernichten wird. Tatsächlich tritt irgendwann Ratis in Erscheinung, der die bestehenden Ordnungen über den Haufen wirft, daraufhin angeklagt, gefangen und zum Tode verurteilt wird. Parallelen zur Leidensgeschichte, Verurteilung und zum Tod Jesu sind also nicht zu übersehen. Im Booklet ist die Story auf mehreren Seiten ausführlich nachzulesen.
Nach dem obligatorischen SciFi-mäßigen Intro "Under The Surface" fahren die vier Recken mit dem beschwingt fröhlichen "Crowd In The Dark" bereits mächtige Riffgeschütze auf, die von doppelstimmigen Leadgitarren, frenetischen Vocals und pumpenden Bassläufen untermalt werden. Der sich anschließende Titeltrack im Uptempo-Format raspelt so ziemlich alles weg, was in den letzten Jahren unter dem Banner des melodischen Powermetals über den grünen Klee gelobt wurde; bestes Lehrmaterial für dröge Kürbisköppe und krächzende Hansens von der Elbe. "Authorities" rotiert bereits nach wenigen Takten mit messerscharfen Riffs, dynamischen Vocals und unbändiger Drumpower durch die metallische Hall Of Fame. "Futures Dawn" entpuppt sich derweil als eine melodische Speedhymne aus dem Bilderbuch, die jeden Banger schon nach den ersten Takten in den Wahnsinn treibt und mit ihrem pathetischen Mitgröhlrefrain ehrfurchtsvoll vor den Boxen in die Knie gehen lässt. Das treibende, sehr britisch angehauchte "Needs" offeriert klassischen Heavy Metal in Reinkultur mit schnörkelloser Melodieführung, filigranen wie hintergründigen Riffs und brennenden Soli. Mit "Priests And Servants" haben AVENUE den wohl besten Track ihrer gesamten musikalischen Schaffensphase kreiert. Säbelnde Speedriffs, böllerndes Doublebass-Gewitter, noch mehr brennende Soli und mächtige Backgroundchöre, eingerahmt in ein balladeskes, Piano getragenes Intro und Outro fügen sich zu einem überirdischen Stück heiligen Stahls zusammen, bei dem die bangenden Horden wohl grenzenlos ausrasten werden. Ja, ich gebe es gerne zu. Auch mir fällt es schwer, mich bei diesem Übersong im Zaum zu halten. Mit dem nachfolgenden "Trail Of Blood" huldigt man nicht nur den großen Vorbildern IRON MAIDEN, sondern der gesamten NWoBHM und wirft damit sämtliche, permanent hervor gekramten HELLOWEEN-Vergleiche über Bord. Herbies Gesang ist einmal mehr Weltklasse, abwechselungsreicher und variabler denn je. Das episch beginnende "Betrayal" geht im Verlauf in einen clever arrangierten Powertrack über, der vor allem durch seine zahlreichen Tempiwechsel, seinen prägnanten Chorus sowie das schier unglaubliche Drumming auffällt. Das stampfende "Way To The Stars" lässt STRYPER und BLOODGOOD in nie dargebotener Form miteinander verschmelzen und zu einer Hommage an die Wegbereiter des christlichen Metals gedeihen, wobei AVENUE genügend eigene Interpretationskraft entwickeln. Nach der gefühlvollen Ballade "Innocence", die an vorletzter Position exzellent platziert zum Durchatmen einlädt, holt man mit dem fulminanten Schlusstrack "New Era" noch mal den Knüppel aus dem Sack und kann mit wunderschönen Gitarrenharmonien, brodelnden Powerriffs und einem Chorus zum Mitsingen sämtliche Kuttenträger hinter sich versammeln, so dass nach über 71 Minuten eigentlich nur ein Urteil gefällt werden kann: Grandios! Wo bei namhaften Bands aus Hamburg und Krefeld in dementia Verschleißerscheinungen erkennbar werden, hieven SEVENTH AVENUE den melodischen Power-/Speedmetal noch mal auf eine neue Qualitätsstufe und beweisen durch ihre unbeirrte wie konsequente Arbeitsweise, dass kommerzieller Erfolg, so schön und verlockend er auch sein mag, nicht alles ist im Leben einer hoch motivierten und engagierten Band.
Herbie, Mike, Flo und Markus ... im Namen aller AVENUE-Fans danke ich Euch für diesen Geniestreich!
Kontakt: www.seventh-avenue.de
www.massacre-records.de, www.myspace.com/massacrerecordseurope

Tracklist:
1. Under The Surface
2. Crowd In The Dark
3. Terium
4. Authorities
5. Futures Dawn
6. Brighter Than The Sun
7. Needs
8. Two Masters
9. Hands Of The King
10. Priests And Servants
11. Trail Of Blood
12. Betrayal
13. Way To The Stars
14. Innocence
15. New Era





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