(Favored Nations/Rough Trade)

Neal Schon noch groß vorzustellen ist unnötig: Jeder, der sich ein klein wenig für Rock-Musik interessiert, weiß, dass der JOURNEY-Gitarrist eine umfangreiche äußerst erfolgreiche Karriere bereits jetzt hinter sich hat. Und da ist die genannte Band nur ein Teil, weitere 'zig Projekte und Bands sind deutlich Beleg dafür, als kleiner Ausschnitt seien hier nur HSAS, BAD ENGLISH und HARDLINE aufgeführt. Und natürlich ist Neal auch Teil der neuen Band SOUL SIRKUS.
Kurz zuvor (oder danach, je nachdem welches Territorium man betrachtet) bringt der Meister der Gitarre noch ein (Instrumental-) Solo-Album heraus. Übrigens auf dem Label Favored Nations, einem Sammelplatz versierter Künstler, kein Wunder: Präsident der Firma ist Steve Vai! Auch die hier auf unserer Site besprochenen Martin Barre und Billy Sheehan sind dort unter Vertrag. Zielgruppe des Labels sind wohl Leute ab 35 und natürlich Musiker.
Das letzte Solo-Album von Neal, das ich kenne, natürlich noch auf Vinyl, ist das schöne "Late Night" aus dem Jahre 1989, damals noch auf Columbia erschienen und auf einigen Songs mit Gesang von Herrn Schon selbst. So schlecht, dass er nun den Mund gar nicht mehr aufmacht, war der Gesang damals nicht, im Gegenteil: an das herrliche "Softly" erinnert man sich immer gerne. Aber natürlich ist die Gitarre das führende Instrument auf einer Neal Schon-Scheibe, den man an seinem unverwechselbaren, eleganten und irgendwie erhabenen Gitarrenspiel auch heraushört. Und da führt uns der Virtuose wieder auf einen verträumten Trip, gutes Beispiel das 7-minütige "Timeless Motion", das gegen Ende doch einige SANTANA-Reminiszenzen aufweist, wen wundert's: Neal hat schon als Jugendlicher mit Carlos zusammen musiziert. Oder das auch elegant dahingleitende "Urban Angel", die Drums von Omar Hakim und das Keyboard von Igor Len, der auch die meisten Songs mitkomponiert hat, unterstützen den Künstler ebenso songdienlich wie versiert. Bei "Moon Dust" wird's auch mal etwas heavier - danke. Denn so überragend die Gitarrenarbeit auch ist, man könnte Verständnis haben, sollte jemand diesem Album das Prädikat "Langeweile" aufdrücken. Wer das tut, hat aber nicht richtig zugehört, denn Neal variiert und versucht in jedem Stück einen anderen Ansatz einzubringen. Mit ZZ-Top-mäßigen Gitarrensounds beginnt "Burning Bridges" und dann demonstriert Neal wie man mit dem Wah-Wah umgeht. Und "It Will Happen" beginnt mit asiatischem Touch und beweist, daß Neal auch mit unverzerrter Gitarre zu überzeugen weiß. Im Innenteil des Booklets zeigt sich Neal als Lichtgestalt in inniger Umarmung mit seinem Instrument und in demütiger Körperhaltung. Und da wirken die beiden letzten Stücke "Taken There" und vor allem das langsame "Father" trotz fehlender Texte (Neal "spricht" ja durch die Gitarre!) doch sehr spirituell, nahezu wie vertonte Gebete!
Das Album wird wohl (leider) ein weiterer Grund für einige sein, die Gitarre wieder zu verkaufen ... Kurios zum Schluss noch, dass die Homepage im Booklet falsch angegeben wurde, die korrekte steht hier:
Bandkontakt: www.nealschon.net
Labelkontakt: www.favorednations.com

Tracklist:
Blue Passion
I On U
Timeless Motion
The Chamber
Urban Angel
Moon Dust
Loner's Dream
Burning Bridges
Highland
It Will Happen
Taken There
Father
 

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