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SAINT: The Mark
von tk

SAINT: The Mark   (Armor Records)

SAINT haben mit ihrem 2004er Album "In The Battle" mächtig Staub aufgewirbelt und dürften ihren Status als einer der besten Underground-Acts im Old-School-Metalsektor nachhaltig untermauert haben. Wer hätte der Band nach dem Totalausfall "The Perfect Life" ein solch grandioses Comeback zugetraut?! Seitdem waren die Mannen aus Oregon mehr als fleißig, haben neben einer Neueinspielung ihres '84er Kultscheibchens "Warriors Of The Son" auch eine Live-CD auf den Markt geworfen, und Josh Kramer ist im vergangenen Jahr schon mal auf Tuchfühlung mit den verrückten deutschen SAINT-Fans gegangen.
Das Line-Up hat sich inzwischen auch wieder auf vier Mann verkleinert. Jerry Johnson ist als zweiter Gitarrist ausgestiegen und Larry London, der schon auf "In The Battle" trommelte, sitzt nach einem Gastspiel von Tim Lamberson erneut hinter der Schießbude. Mit ihrem neuen Machwerk "The Mark" weichen SAINT Gott sei Dank keinen Millimeter von ihrer glorreichen 80er Linie ab, zelebrieren räudigen, bissigen wie zeitlosen Heavy Metal mit PRIEST-Schlagseite auf technisch allerhöchstem Niveau, freilich in einem für eigenständig werkelnde Underground-Bands angemessenen Soundgewand. Wer also diesmal darauf gehofft hatte, die Mannen aus Oregon würden mit einer hochglanzpolierten Produktion a la Finnvox um die Ecke kommen, wird abermals enttäuscht. Allerdings sind SAINTsche Langeisen noch nie für Memmen und Tralala-Jünger geschmiedet worden, sondern stets für Liebhaber des wahren metallischen Spirits, für die weder Chart-Positionen, noch massentaugliches Vermarktungspotenzial im Vordergrund standen. Beim Einwerfen von "The Mark" in den CD-Schacht fühlt man sich, als hätte man das Tor zu einer Thyssen-Krupp-Werkshalle aufgestoßen. Das knarzige Anfangsriff zu "The Spirit" baut eine kaum auszuhaltende Spannung auf, wie ich sie schon seit langem nicht mehr erlebt habe. Es folgt ein göttlicher Midempostampfer, dessen Erhabenheit und Größe einfach nicht in Worte zu fassen ist: that's true holy reigning Apocalyptic Metal, man! "The Vision" erinnert vom Songaufbau und Riffing entfernt an "Holly Rollin'" und mit "Ride To Kill" forcieren SAINT das Tempo erstmals erheblich, schütteln zudem mit einer beispiellosen Intensität Riffkaskaden aus dem Ärmel, die definitiv einem anderen Universum entsprungen sein müssen und den hier ausrastenden Rezensenten zu einer wild bangenden Bestie vor der heimischen Stereoanlage mutieren lassen. Der Sing-Along-Worshipper "He Reigns" bietet Gelegenheit zum andächtigen Durchatmen, bevor mit "The 7th Trumpet" der unstreitige Höhepunkt dieses fünfzig Minuten währenden Dauerohrgasmus eingeläutet wird. Neben wüsten Speedattacken und einem stampfenden Mittelteil trumpft Dee Harrington an der Sechssaitigen wieder einmal wie entfesselt auf. Und was Josh hier gesanglich zeigt, sollte selbst einem Rob Halford mächtig imponieren, denn wer in diesen extremen Höhen noch so stimmgewaltig auftritt und absolut souverän jeden Ton trifft, hat allerhöchsten Respekt verdient. "The Mark" und "Reap The Flesh" knüpfen in Rhythmus und Melodie sehr gut an den Opener an, während das famose klassisch angehauchte Instrumental "Gog & Magog" die superben Gitarrenkünste Dees abermals in den Mittelpunkt rücken. Beim abschließenden majestätischen "Alpha & Omega" hat Josh sämtliche Gitarrenparts selber eingespielt, was nicht verwundert, denn der Mann ist nicht nur mit einer begnadeten Stimme gesegnet (Leser alter Heaven's Metal-Ausgaben werden sich sicherlich noch an ganzseitig geschaltete Anzeigen erinnern, in denen Josh für seine Guitar Lessons warb). SAINT führen mit ihren Songs abermals sehr eindrücklich den ganzen Tross gehypter Truemetal-Clones vor, die angesichts der hier aufgefahrenen Geschütze ihre Ganzkörper-Nietenkostüme mal lieber an den Nagel hängen sollten. Hoffentlich wird die Europa-Tour im kommenden Frühjahr endlich zu dem Triumphzug, den SAINT aufgrund ihrer überragenden musikalischen Klasse längst verdient haben. Das "Album des Jahres" gibt's bei Karthago Records für EUR 15,- käuflich zu erwerben.
Kontakt: www.saintsite.com, armorrecords@juno.com

Tracklist:
1. The Spirit
2. The Vision
3. Ride To Kill
4. He Reigns
5. On And On
6. The 7th Trumpet
7. The Mark
8. Bowls Of Wrath
9. Babylon The Great
10. Reap The Flesh
11. Gog & Magog
12. Alpha & Omega



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