www.Crossover-agm.de RUDRA: Brahmavidya - Primordial I
von rls

RUDRA: Brahmavidya - Primordial I   (DemonZend Entertainment)

Das hier ist schon das vierte Album von Rudra; das selbstbetitelte Debütalbum hatte vor über sieben Jahren gleichfalls den Weg zum CrossOver gefunden und dort eine sehr positive Bewertung einheimsen können. Die beiden Nachfolger sind mir irgendwie durch die Lappen gegangen, nun kommt also der Viertling daher und überrascht erstmal, indem die ersten Songs ein gutes Stück schneller ausgefallen sind als das Material von damals. Aber schon hier bauen Rudra stampfende, galoppierende oder auch akustische Passagen ein, die zur Transportierung der Einzigartigkeit besser geeignet erscheinen als das zwar gut gespielte, aber wenig eigenständige Geknüppel. Die Singaporesen um Bandkopf Kathir (der auf dem Debüt noch den Namen Kathi mit sich herumtrug, bis ihn offenbar mal jemand drauf hinwies, daß das in westeuropäischen Ländern zu geschlechtlichen Mißverständnissen führen könnte) ordnen sich selber nach wie vor als Vedic Metal ein, reichern den Metal also mit musikalischen Bestandteilen und philosophischen Textinhalten altindischer Kulturen und Denkweisen an, was seinen Ausdruck teilweise in direkten Textzitaten aus den Upanishads, alten metaphysischen Texten der vedischen Tradition, findet und damit ein spirituelles Eindringen in diesen Kreis zumindest ansatzweise ermöglicht, wenn man die originalsprachlichen Parts eingebettet in den englischen Textteil liest; zudem gibt es auch noch Erläuterungen im Booklet, das somit in Hinsicht auf Nachvollziehbarkeit eine hohe Wertschätzung erfahren hat. Zum Nachvollziehen selbst der englischen Texte ist es allerdings auch nötig, denn Kathirs Gekreisch versteht man nur partiell, und die Cleanvocals beschränken sich auf die originalsprachlichen Parts. Dazu kommt dann ein Sound, der irgendwo auf halbem Weg zwischen Black und Death Metal liegt (Death Metal allerdings in seiner Zweitwellen-Schweden-Variante) und irgendwo in der Nähe von Therion zu "Symphony Masses - Ho Drakon Ho Megas"-Zeiten angesiedelt werden kann, wiewohl Rudra insgesamt betrachtet viel zu eigenständig sind, um irgendwo angekoppelt werden zu müssen, wofür eben schon die erwähnten musikalischen Einflüsse aus südostasiatischen Kulturen hauptverantwortlich sind, die den vier Singaporesen naturgemäß noch mehr im Blut liegen müssen als all den europäischen Bands, die ebenfalls solche Elemente in ihren Sound einzufließen lassen versuchen - mit mal mehr, mal weniger Geschick. Einige Gastmusiker bedienen wiederum Instrumente wie Dolki, Tabla und Bhajan, auch eine Gastsängerin namens Aishwariyah S hat man am Start, die in drei Tracks mitwirkt, allerdings mehr oder weniger nur einzelne Farbtupfer setzt, Vokalisen einwirft und keine tragende Rolle zugewiesen bekommt. Die Vielseitigkeit in der Musik zieht sich durch die komplette Dreiviertelstunde, wenngleich wie eingangs erwähnt in unterschiedlicher Intensität; trotzdem ist das Material allgemein auf einem sehr homogenen Niveau, das es schwierig macht, einzelne Songs als Anspieltip hervorzuheben, da man das Album eigentlich nur als Gesamtkunstwerk betrachten darf. Bei "Ageless Consciousness, 1 am" vermutet man, es doch mit einem "Ausreißer" zu tun zu haben, aber die über zweiminütige Passage mit traditioneller Percussion, einigen Klangflächen und Kreischgesang stellt sich letztlich doch "nur" als Intro für einen blackdeathigen Feger heraus. Der "Ausreißer" kommt dann letztlich mit "Shivoyam" an Position 9, einer reinen Akustikballade mit komplett weiblichem Gesang - auch das macht aber Hörspaß, ist interessant arrangiert und kompetent eingespielt. Ob es allerdings Absicht war, die Rhythmusgitarren hier und da fast exakt wie auf den alten Dissection-Scheiben klingen zu lassen, muß offen bleiben. Wenn jemand die Exotik dieser Band in einer kurzen Passage zusammengefaßt kennenlernen möchte, sei ihm die Einleitung zu "Meditations On The Mahavakya" empfohlen - eine Halbakustik-/Elektrik-Kombination in den Gitarren, Blastspeeddrums und mantraartige Cleanvocals vermischen sich zu einem reizvollen Cocktail. Wer vom metallischen Einerlei des westlichen Kulturkreises eher gelangweilt ist und neue Herausforderungen sucht, für den waren Rudra schon zu Debützeiten ein dankbares Studienobjekt, und daran hat sich auch mit dem vorliegenden Viertling nichts geändert. Komme übrigens niemand und vermute, der Fünftling würde "Brahmavidya: Primordial II" heißen, da es sich bei I hier um das englische Wort für "ich" und nicht etwa um die römische Ziffer für 1 handelt.
Kontakt: www.demonzend.com, www.rudraonline.org

Tracklist:
Twilight Of Duality
Ananya Chaitanya
The Pathless Path To The Knowable Unknown
There The Sun Never Shines
Veil Of Maya
Ageless Consciousness, 1 am
Meditations On The Mahavakya
Aham Brahmasmi
Shivoham
In The Fourth Quarter: Turiya



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