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RUDRA: Rudra
von rls

RUDRA: Rudra(Candlelight Productions)

Begibt man sich in exotische Länder, so findet man in der Regel zweierlei Arten von Metal: Einerseits müde Abklatsche von Trends, die in den großen Metalländern schon seit mindestens drei Jahren kalter Kaffee sind, andererseits höchst eigenständige Bands, die den angloeuropäischen harten Sound geschickt mit Elementen ihrer eigenen Kultur zu einem gleichermaßen originellen wie exotisch klingenden Gebräu vermischen. Zur letzteren Kategorie gehört auch das Quartett Rudra aus Singapur, dessen 98er selbstbetiteltes Debütalbum ein fremdartig schönes Stück Musik geworden ist. Die musikalische Basis bildet dabei tempomäßig zwischen extrem schleppend und fröhlich vor sich hin knüppelnd schwankender Death Metal, der aber auf mannigfaltige Weise aufgelockert wird. Okay, einige melodiöse Gitarrensoli und Akustikpassagen sind auch noch nix Neues, aber schon das Intro überfällt einen mit indischen Flötenklängen, Percussionparts von einem Instrument namens Dolki (was auch immer das ist) sowie Chant-Gesängen, die in Sanskrit, einer Sprache, die ungefähr dem Latein im europäischen Kulturkreis entspricht, aus den Boxen gehoppelt kommen. Alle diese Elemente werden in der weiteren Folge der reichlich 50 Minuten geschickt in den Metal eingeflochten, so daß ein hochgradig eigenständiger Sound entsteht. Um die Texte (außer den Chants sind sie in Englisch gehalten) zu verstehen, muß man allerdings erstens im Booklet mitlesen (bedingt durch den schwer verständlichen Brüllgesang von Kathi - übrigens ein männliches Wesen) und sich zweitens ein bißchen in indischer Mythologie auskennen, also wissen, was hinter Termini wie Ahamkara, Mahayogi oder Durga steckt. Einige sind allerdings auch leichter zugänglich, so z.B. "Wareligion", das allen heiligen Kriegen eine Absage erteilt, oder "For The Dying", welches sich um Reinkarnation dreht. Im Booklet bekam jeder Text dann auch noch einen passenden weisen philosophischen Spruch verpaßt - angesichts solcher Intelligenz ist es mir allerdings schleierhaft, warum hinter "For The Dying" ein gewisser Herr Crowley seinen berüchtigten "Do what thou wilt ..."-Spruch absondern durfte, zumal der weder zum Text noch (im Gegensatz zum ebenfalls vertretenen Sokrates) in die indische Philosophie paßt. Neben dem etwas zu drucklosen Sound ist das aber schon das einzige, was ich an dieser Scheibe auszusetzen habe. Da die Wahrscheinlichkeit, diese CD in einem deutschen Plattenladen aufzutreiben, gegen Null tendiert, hier die Adresse der Plattenfirma: Sonic Wave Singapore (ja, die haben sich mittlerweile umbenannt), Yishun Central Post Office, PO Box 420, Singapore 917614, email jzfaind@mbox3.singnet.com.sg, Homepage http://zap.to/sonicwave.
Wer die Band direkt kontakten möchte, schreibe an Rudra, Blk 24, Marsiling Drive, #08-185, Singapore 730024, email rudra@singnet.com.sg, Homepage http://www.singnet.com.sg/~rudra
 




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