www.Crossover-agm.de RAVAGE: Spectral Rider
von rls

RAVAGE: Spectral Rider   (Karthago Records)

Zur Abwechslung mal keine Wiederveröffentlichung aus dem Hause Karthago, sondern ein Album mit scheinbar durchgehend rezenteren Songs, auch wenn als Copyrightjahr für die Lyrics der 12 Tracks im Booklet bereits das Jahr 2003 angegeben ist; die Aufnahmen zogen sich jedenfalls über einen Zeitraum von März 2004 bis Mai 2005 hin und wurden auf gleich drei verschiedene Studios verteilt, wobei das dem Gesamtergebnis aber nicht geschadet hat - die Geschlossenheit blieb erhalten, auch wenn Ravage gar nicht so eindimensional zu Werke gehen, wie man das bisweilen von anderen Traditionsmetalkapellen kennt und je nach persönlicher Präferenz eher mehr oder eher weniger schätzt. Das als Bonustrack ausgewiesene "Curse Of Heaven" an letzter Startposition könnte dem einen oder anderen Metalhead bereits bekannt sein, denn die Kollegen vom damals noch Heavy, oder was!? geheißenen Magazin packten diesen Track auf den siebenten Teil ihrer "Metal Crusade"-Samplerreihe, wobei es sich aber um eine Frühversion gehandelt haben muß (denn besagte CD erschien bereits im Dezember 2003), oder aber die hier auf der CD zu hörende Version ist im angegebenen Aufnahmezeitraum nicht nochmal neu eingezimmert worden, die alte Version also auch hier vertreten. Ein Indiz für letztgenannte These liefert die Angabe, daß Basser Howie Snow, obwohl auf dem Bandfoto noch abgebildet, nur auf diesem einen Track spielt, während sich Nick Izzo und Eli Firicano, die beiden Gitarristen der Band, die restliche Baßarbeit geteilt haben. Auch die Trommlerposition hat mittlerweile eine Umbesetzung erfahren, der von Cryptic Warning stammende Aushilfstrommler Phil Coyne hat seinen Stuhl für George Bellofotto (ein "English for Runaways"-kompatibler Nachname ...) geräumt. Für Verwirrung sorgt dann auch noch die Tracklist, denn die stimmt auf dem Backcover (und bei der analogen Reihenfolge der Texte im Booklet) nicht mit der Pressung der CD überein; die unten angegebene ist diejenige, wie sie auf der CD wirklich zu hören ist, während das Backcover das Doppel "Incantation Of The Necromancer"/"Wake The Dead" an die Positionen 5 und 6 vorverlegt. Und wenn wir einmal beim Meckern sind: Was Zarpa-Chefdenker Vicente Feijoo da aufs Frontcover gezaubert hat, dürfte vermutlich nur von dem übersichtlichen Personenkreis für gut und ansprechend befunden werden, der auch das Motiv auf Battleaxes "Burn This Town" liebte. Zum Glück macht das die Musik nicht schlechter, denn "Spectral Rider" beinhaltet für Freunde altertümlichen bis frühneuzeitlichen US-Metals ein durchaus nicht zu unterschätzendes Genußpotential. Konkret hört sich das Material so an, als ob Griffin (natürlich die Amis und nicht die Norweger!) und Iced Earth (natürlich die alten Iced Earth der ersten beiden Platten und nicht diejenigen ab "Burnt Offerings"!) eine Allianz eingegangen wären. Passenderweise klingt von den beiden markanteren Intros das eine, nämlich das halbakustische zum Opener "Turn The Screw", mehr nach frühen Iced Earth und das andere, nämlich das als selbständiger Track "Incantation Of The Necromancer" programmierte zu "Wake The Dead", mehr nach Griffin, während die metallische Komponente der Songs irgendwo zwischen diesen beiden Bands anzusiedeln wäre. Dabei setzen Ravage deutlich weniger Keyboards ein als Iced Earth, obwohl gleich beide Gitarristen auch als Bediener dieses Instruments genannt werden und Iced Earth auch schon nicht so sehr viel davon im Sound hatten. Vom Tempospektrum her halten sich Ravage bis auf Passagen in "Bring Down The Hellhammer" und "The King Forgotten" unterhalb von speedigen Stakkati auf, gehen innerhalb dieses Raumes aber recht vielseitig zu Werke, ohne indes aufgrund von etwaigen Wechseln am laufenden Band "progressiv" genannt werden zu dürfen oder zu müssen. Daß die Instrumentalisten ihr Fach mehr als verstehen, besonders die sehr spielfreudigen Gitarristen (die auch sehr geschickt im Einflechten von Akustikparts sind), kann man trotzdem an allen Ecken und Enden des Albums durchhören. Das ultimative Killerriff oder den ultimativen Killersong haben sie auf "Spectral Rider" aber noch nicht zustandegebracht. Außerdem muß Alec Firicano am Frontmikro als Schwachpunkt der Band diagnostiziert werden, denn ihm fehlt das große Ausdrucksvermögen, und er hört sich statt dessen eher angestrengt an (von den bisweilen komischen Silbenverteilungsschemata und den Ausspacheschwierigkeiten beispielsweise des Wortes "wyvern" im Refrain des gleichnamigen Tracks, wo er sich vielleicht mal auf eine Variante festlegen sollte, reden wir erst gar nicht). Iced Earths Gene Adam war auch kein großer Sänger, aber er hatte sowas wie Charisma, das Alec noch völlig abgeht, womit er sich eber neben Griffins William Roderick McKay einreiht. Skurrilerweile klingt Alec im alten Track "Curse Of Heaven" (wenn's denn eine alte Aufnahme ist - siehe die Erörterung oben) besser als in den neueren. Verbesserungspotential gibt es bei Ravage also schon noch festzustellen, aber zu Optimismus ist durchaus Anlaß geboten, wenn man sich speziell mal die Gitarristen anhört, die in "The Wicked Way" übrigens auch noch eine polternde Passage eingebastelt haben, die auch Slough Feg und ähnliche Ewigvorgestrige mit Kußhand übernommen hätten. Anspieltip ist der reguläre Schlußsong "The King Forgotten" mit seinen knapp acht Minuten, der die Stärken der Band besonders deutlich macht.
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Turn The Screw
Spectral Rider
The Wicked Way
The Masque Of Black Death
Ravage Part 1: Damage
Wyvern
Incantation Of The Necromancer
Wake The Dead
The Wasteland
Bring Down The Hellhammer
The King Forgotten
Curse Of Heaven
 




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