www.Crossover-agm.de THE RABBIT'S HAT: The Sun Broke Through / Year Of The Rabbit
von rls

THE RABBIT'S HAT: The Sun Broke Through   (Stone Premonitions)

Die produzieren aber wirklich wie die Karnickel. Hatten wir unlängst erst "Outsiders" und "Pierce The Dark" reviewt, so sind mittlerweile zwei weitere Fulltimeplatten von The Rabbit's Hat (aus einem Fundus von noch einer ganzen Anzahl weiterer solcher) in meinen heiligen Hallen eingetrudelt, die Ende 1998 (Sonnendurchbruch) bzw. 1999 (Hasenjahr) die Endstation des Weges aus den Hirnen der hyperkreativen Musiker (bzw. Tim Jones im speziellen) in die Bytes der CD markierten.
"The Sun Broke Through" wartet im Vergleich mit dem ebenfalls 1998 entstandenen "Pierce The Dark" mit einer neuen Rhythmsection auf, die aber keine entscheidenden Veränderungen im Sound hervorruft. "Time Will Tell" beginnt mit einem schwebend vor sich hinklimpernden Klavier, das entfernte Parallelen zu Jethro Tulls "Locomotive Breath" aufweist, bevor sich der Song in klassisches Spacerockterritorium weiterentwickelt, wie es in hiesigen Breiten beispielsweise von Dice beackert wird. "Land Of Strange" ist vor allem interessant, weil Terri B.s Vocals hier fast ein wenig an Marianne Faithful erinnern. Im weiteren Verlauf der Scheibe fallen dann doch ein paar kleinere musikalische Änderungen ins Ohr: Zum einen wurde der Gehalt von mehrstimmigen Satzgesängen etwas erhöht (die klassische Variante mit zweistimmigem Gesang von Tim Jones und Terri B. ist für The Rabbit's Hat ja nichts Außergewöhnliches, eher als normal einzustufen, aber hier tritt, so z.B. am Anfang von "The Abused", eine weitere, ohrenscheinlich ebenfalls von Tim Jones eingesungene Männerstimme hinzu), zum anderen wurde der Anteil ruhiger Akustikelemente leicht nach oben geschraubt. Das soll jedoch nicht bedeuten, daß "The Sun Broke Through" nicht rocken würde - im Gegenteil: Wenn's sein muß, legt Drummer Hodge einen simplen Viererbeat vor, und der Rest der Musiker paßt sich diesem Gestus an. Die Abhandlung über "Blood, Sweat and Tears" in "New Clear Waste" schleppt sich der Eigenschaft der Elemente entsprechend dann auch eher maßvoll, aber nicht traurig durchs Gebüsch, und das straighte "Baseline" sowie das abschließende Fast-Instrumental "The Last Reel" gehen wieder als fast hitkompatibel durch, lassen zudem Davey Wright als Gastgitarrist größere solistische Freiheiten, die dieser ganz im Stile eines Metalgitarrenhelden weidlich nutzt. Songorientiertere frühe Genesis taugen nach wie vor als passender Vergleich für The Rabbit's Hat, ein bißchen Pink Floyd ist auch dabei, und die Ballade "Ghosts And New Gods" ist ob ihrer streckenweisen Disrhythmik mehr als kuschelunkompatibel. Der nur von Gesang und Akustikgitarre bestrittene Anfang von "Marsupial Blues" erhebt dann wieder die Jethro Tull-Reminiszenzen zur Norm, bevor er von dem bereits von "Outsiders" bekannten Stilmittel der Alliteration unterbrochen wird, aber in den Strophen seinen Tulligen Gestus wiederfindet. Nur "No Change Given" sagt mir nicht so zu, da es nach gutem strukturiertem Beginn irgendwo in einer wenig aussagenden Geräuschkulisse endet. Über die wiederum von Tony Morland (nach wie vor kein festes Bandmitglied) erdachten Lyrics kann ich diesmal nicht viel aussagen, da sie mir nicht vorliegen, aber schon die ägyptische Figur auf dem Backcover, die mit Elementen anderer Kulturen/Religionen ausstaffiert wurde, macht deutlich, daß sich an dem kulturellen Crossover nichts geändert haben dürfte.

THE RABBIT'S HAT: Year Of The Rabbit

"Year Of The Rabbit" transportiert einige markante Umbrüche im Bandgefüge, die aber wiederum nicht zu entscheidenden Änderungen im Sound geführt haben. Zum einen ist Texter Tony Morland nicht mehr dabei, seinen Part übernehmen nunmehr Tim Jones und Terri B. selbst - wiederum habe ich keine Lyrics vorliegen, gehe aber schon anhand der Songtitel nicht von einschneidenden Umorientierungen aus. Zum anderen ist Martin Holder wieder an Bord, der schon auf "Outsiders" einen Teil der Gitarrenpassagen beisteuerte und der wohl für eine gewisse Entspacisierung und eine stärkere Hinwendung zu rockigen Klängen, auch für einen größeren Spielraum an Leadgitarren, in einigen Songs, die besonders in der Anfangsphase der CD zu lokalisieren sind, mitverantwortlich ist. Man könnte diesen Vorgang auch als Polarisierung verstehen, denn ein Zwischenspiel wie "Bodyclock" ist nach wie vor sehr spacig-psychedelisch angehaucht, wohingegen die umstehenden Tracks dem rockigen Pol bedeutend näherstehen. "Church" fährt als weitere Neuerung ein Saxophon ins Gefecht, das allerdings eher hintergründig bleibt. In der Folge der insgesamt 19 Songs fühlen sich The Rabbit's Hat erneut keinerlei stilistischen Konventionen unterworfen, experimentieren mal mit Reggaerhythmen ("Daft Bastard"), mal mit arabisch-nordafrikanischen monotonen Gesängen, wie man sie auch auf Paranoises "Private Power" vernehmen konnte ("Desert"), oder schreiben einen Song der Kategorie "Britpop für Intellektuelle" ("Don't Knock It"). Blues und Led Zeppelin machen sich auf der Liste der Einflüsse ebenfalls breit. Leider weisen wiederum nicht alle Songs einen konstanten Spannungsbogen auf, andererseits wird man aber auch in eher "unspannenden" Stücken mit der einen oder anderen überraschenden Wendung konfrontiert, bei der man sich dann fragt, warum es nicht mehr davon gibt. Trotzdem: Auch "Year Of The Rabbit" (gab's das nicht im Chinesischen, das "Jahr des Hasen"?) dürfte dem Freund des Stiluniversums The Rabbit's Hat wohlfeil ins Ohr gehen. Zum Antesten empfehle ich aber eher "Pierce The Dark" oder "The Sun Broke Through".
Kontakt: Stone Premonitions, Arch House, Front Street, Alston, Cumbria, CA9 3QW, UK, info@archhouse9.fsnet.co.uk,
www.Aural-Innovations.com/stonepremonitions.
 




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