www.Crossover-agm.de PRIMEVAL REALM: Primordial Light
von rls

PRIMEVAL REALM: Primordial Light   (Pure Steel Records)

Nach diversen Demos haben es Primeval Realm nun endlich zu einem regulären Album gebracht - und schon muß von der Band in der Vergangenheit gesprochen werden, denn fast parallel zu dessen Release ist die Combo auf dem Bandfriedhof verschwunden. Es bleibt zu hoffen, daß Chefdenker Joe Potash in irgendeiner anderen Form seine unbestreitbaren Talente ausleben kann, sei es bei Horrifier, in noch einer anderen Band oder auch mit einem reinen Soloprojekt. Primeval Realm haben sowieso schon an ein solches gegrenzt, schließlich ist Potash nicht nur Sänger und Gitarrist, sondern auch Alleinkomponist und auf dem einzigen Künstlerfoto des Booklets ebenfalls allein abgebildet. Zudem hatte er nicht eine Bandbesetzung um sich, sondern zwei: eine Rhythmusgruppe, die ihn im Proberaum und im Studio unterstützt hat, und eine andere Rhythmusgruppe, die bei Konzerten mit von der Partie war. Hinzu scheint in beiden Line-ups noch Keyboarder Brian Leahy getreten zu sein, der in den Songs zwar nicht durchgängig zum Einsatz kommt, aber speziell mit seinen Hammondorgelsounds die Musik hier und da doch deutlich prägt. Selbige Musik wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Power und Doom Metal, und obwohl die äußerst düstere Albumgestaltung und die Thankslist, die mit fünf großen Doom-Persönlichkeiten von Scott "Wino" Weinrich bis John Perez anhebt, anderes vermuten lassen, steht der letztgenannte Stil keineswegs so deutlich im Vordergrund, auch wenn Primeval Realm in der Gesamtheit wohl tatsächlich eher das Doom-Fanlager als das der Power Metaller ansprechen werden. Was vom Album zu erwarten ist, machen nach dem sanften Intro "A Primeval Realm" die beiden ersten Songs klar: "Black Flames & Shadows" schleicht gemächlich und arrangementreduziert durchs Gelände, bevor nach reichlich fünf Minuten Mike White am Drumkit aber plötzlich das Tempo anzieht, Potash ein mitreißendes schnelles und orgelunterlegtes Solo spielt und der Song schließlich wieder im Doomtempo endet. In "Electric Knowledge" verhält sich's genau andersherum: Der Hauptteil legt eine flotte Sohle aufs Parkett, die bisweilen an die rock'n'rolligen Anflüge von Cathedral zu "The Ethereal Mirror"-Zeiten erinnert, aber der Refrain und das Hauptsolo bremsen ab und lassen den Eindruck epischer Breite entstehen. Der Rest der insgesamt nur 39 Minuten spielt sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen ab, so daß eine eindeutige Schubladisierung schwerfällt. Der Orgeleinsatz Leahys wiederum erinnert ein wenig an die Norweger Valhalla, aber generell agieren Primeval Realm weniger "vernebelt" als diese oder auch als die genannten Cathedral zu deren Hippie-Zeiten - Potashs Songs klingen fast "aufgeräumt", auf jeden Fall aber klar fokussiert, nichts dem Zufall überlassend. Einzig die klassischen Arrangements im Abschlußinstrumental "Primordial Light... Departure" wirken noch nicht wie zu Ende gedacht; hier wäre durchaus noch mehr herauszuholen gewesen, glaubt man beim Hören. Andererseits ist dieser Song der 2012 verstorbenen MaryAnn Elizabeth Conti gewidmet, beinhaltet für den Komponisten also offensichtlich noch besondere Gedenkmomente, die wir Hörer in dieser Form nicht nachvollziehen können. Das macht freilich nichts, denn Freunde besagten Power-Doom-Grenzgängertums werden am Gesamtwerk "Primordial Light" durchaus ihre Freude haben, gerade wenn sie beispielsweise auch das Frühwerk von Solitude Aeturnus schätzen und mit dem geringfügig höheren Tempo kein Problem haben. Potashs Stimme, das muß dazugesagt werden, ist allerdings eine komplett andere als die Rob Lowes: Das große Pathos geht ihm weitgehend ab, auch von größeren Höhen oder rauheren Anflügen hält er sich komplett fern, sondern führt eine im besten Sinne als normal zu bezeichnende Stimme ins Gefecht, die zum bisweilen klagenden, bisweilen eher "neutral" wirkenden Grundgestus bestens paßt und auch mit der "aufgeräumten" Musik durchaus korrespondiert. Den ersten schleppenden Zwischenteil in "Night Of The Wolfmoon" wiederum sollten sich Black-Sabbath-Anhänger mal genauer anhören. Horrifier kennt der Rezensent zwar vom Namen her, aber keine Musik von ihnen - wenn Potash auch da seine unbestreitbaren Talente eingebracht hat, sollte man sich mit deren Material auch mal näher beschäftigen, und wie eingangs bemerkt bleibt zu hoffen, daß er nicht sang- und klanglos aus der Szene verschwindet. Derweil sei ein Hineinhören in "Primordial Light" den genannten Fankreisen definitiv empfohlen, und vielleicht gelingt ja auch noch eine "archäologische" bzw. posthume Veröffentlichung des Demomaterials.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.facebook.com/PrimevalRealm

Tracklist:
A Primeval Realm
Black Flames & Shadows
Electric Knowledge
Galaxy Lifter
Heavy Is This Mind
Night Of The Wolfmoon
Primordial Light... Departure



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