www.Crossover-agm.de PIEL DE SERPIENTE: Ya No Hay Marcha Atrás
von rls

PIEL DE SERPIENTE: Ya No Hay Marcha Atrás   (Sona La Dipu/Karthago Records)

Von den beiden weiblichen Figuren, die das Cover von Piel De Serpientes "El Veneno Se Extiende"-Zweitling zierten, ist auf dem Cover dieses halbstündigen Zwischendurchhappens nur die "böse" dunkelhaarige übriggeblieben - aber diese Wahl hatte keine Auswirkungen auf die musikalische Ausrichtung. Zwischendurchreleases dienen bei manchen Bands ja manchmal als Experimentierfeld für Ideen, die sie lieber nicht auf einem regulären Album ausprobieren wollen, wobei in manchen Fällen dann später auch die Hauptausrichtung gewechselt wird, in anderen Fällen das Experiment ein solches bleibt (Cathedral als ein Beispiel für erstere, My Dying Bride in ihrer Frühzeit für letztere Herangehensweise). Das ist bei Piel De Serpiente nicht so - die acht Songs hätten allesamt auch bedenkenlos aufs zweite Album oder dessen potentiellen Nachfolger gepaßt, wenn sie auf erstgenanntem nicht sowieso schon vertreten waren. Das trifft auf "Viuda Negra", "Lágrimas Sobre El Cristal", "Víctima Del Tiempo" und "Vuelve A Mí" zu, allerdings handelt es sich offensichtlich um neu eingespielte Fassungen, auch wenn das Booklet darüber nur in wenigen Fällen entsprechende Aussagen macht (zumindest ist nur eine Aufnahmesession im Dezember 2008 angegeben, und da war das Debütalbum schon erschienen). "Lágrimas Sobre El Cristal" steht hier jedenfalls als Akustikfassung, die ausnahmsweise ein etwas größeres Gewicht auf klassisches Piano und einen hinterlegten Keyboardteppich legt (man erinnere sich: Der Einsatz von Tasteninstrumenten ist bei dieser Band eine große Seltenheit) und die Sänger Lutfi von einer äußerst vorteilhaften Seite zeigt - in der Gestaltung großer Emotionen hat der Mann offensichtlich gar noch mehr Talent als in seinem "normalen" Job als Rocksänger, den er auch schon in hervorragender Manier meistert. Im Gegensatz zu dieser Umkehrung steht die Wandlung von "Vuelve A Mi" - aus der Ballade auf dem Debütalbum wird hier klassischer Midtempohardrock mit einem mehr als latenten Hymnenfaktor. "Viuda Negra" mausert sich in der hier zu hörenden Fassung zu einem qualmenden Hardrocksong alter Siebziger-Schule, der im Gegensatz zu der Albumfassung noch eine rauchige Hammondorgel implantiert bekommen hat, die durchaus als Qualitätsfaktor zu werten ist. Einen kleinen Tick weiter in die Achtziger schielen die Spanier dann mit "El Jardín De La Mezquindad", das die Tracklist als "Versión Krokus" ausweist und das tatsächlich etwas an die gleichnamigen Schweizer erinnert. Oder sollte es gar eine Coverversion sein? Der Rezensent, dessen Krokus-Sammlung im Garten größer ist als die im CD-Regal, kann das nicht mit letzter Sicherheit feststellen, zumal auch das Booklet keine Songwritercredits vergibt. Wenn, dann muß es sich um eine lyrisch umgedichtete Fassung handeln, denn so wie alle anderen sieben Songs wird auch dieser in spanischer Sprache gesungen. Andere Versionsangaben in der Tracklist geben demjenigen, der nicht mit dem Prä-"El Veneno Se Extiende"-Material des Quintetts vertraut ist, eher Rätsel auf. Das zupackende "Antinuclear" jedenfalls ist als "Versión Miguel Rios" angegeben (wer auch immer das ist - im Booklet kommt er nirgendwo vor und im Songtext selbst im Gegensatz zu Norman Barner auch nicht), und die Bandhymne "Piel De Serpiente" hätten wir hier laut Selbstauskunft in der "Versión Sangre Azul". Ergründe das, wer will - der Rest kann sich lieber an achtmal gediegenem traditionellem Hardrock an der Grenze zum Melodic Metal (die im Gegensatz zum Debütalbummaterial hier eher selten überschritten wird - "Antinuclear" weist den höchsten Härtegrad auf, und der liegt schon nicht in immensen Höhen) erfreuen, bei dem erfreulicherweise die kleinen Problemfälle des Debütalbums eliminiert wurden: Holpernde Breaks gibt es hier nach einem im Opener "La Marca Del Diablo" oder "La Marca Del Fracaso" (Booklet und Außenhülle sind sich da nicht so einig, wie der Song denn nun heißen soll), in das man sich erst mühsam hineinhören muß, nämlich keine mehr, und diesmal sind auch keine Langweiler wie "El Juramente" versteckt. Freunde basischer Inszenierung sind die vier Spanier plus Spanierin am Drumkit immer noch, aber sie vergessen nicht, den Detailreichtum auf in konservierter Form entdeckungswürdigem Niveau zu halten - und live dürfte das Material sowieso nochmal eine Portion mehr Laune machen. Interessanterweise wurde dieses Minialbum, das in einem hübschen Digipack daherkommt, von der Stadtverwaltung Valencias und dem örtlichen Rundfunksender beauftragt - sollte dieses Modell auch in Deutschland Schule machen?
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
La Marca Del Diablo/Fracaso
Piel De Serpiente (Versión Sangre Azul)
Viuda Negra
Lágrimas Sobre El Cristal (Acústica)
El Jardin De La Mezquindad (Versión Krokus)
Víctima Del Tiempo
Antinuclear (Versión Miguel Rios)
Vuelve A Mi
 




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