PICTORIAL WAND: A Sleeper's Awakening von ta (Unicorn Digital)
Neues aus dem Hause Unicorn Digital. Wer das kanadische Label kennt, weiß, dass ihn von dort nichts, aber wirklich gar nichts außer Prog Rock/Metal erwartet, der dann allerdings in allen möglichen Schattierungen. Pictorial Wand gehören zur epischen Abkunft dieses Genres und veröffentlichen mit "A Sleeper's Awakening" ein extrem ambitioniertes Doppel-CD-Schmuckstück, welches es auf eine Spielzeit von schlappen 112 Minuten bringt. Ein ziemlicher Brocken also. Bei "A Sleeper's Awakening" handelt es sich um ein Konzeptalbum über die sieben Todsünden, welche an einer Figur bzw. ihren Träumen und ihrer Biographie durchgespielt werden, mit einem Schuss Tiefenpsychologie und Moralin durchsetzt, aber durchaus ansprechend getextet und inszeniert. Die Musik steht dem in nichts nach. Extra für dieses Album wurde eine Schar klassischer Musiker angekarrt, die im Wesentlichen Celli und Flöten bearbeiten und deren Partituren definitiv keinen im Nachhinein aufgepressten Schnickschnack abbilden, sondern essenzielle Bestandteile des Endergebnisses sind. Das wird besonders in den ausufernden Longtracks des Albums klar: "Envy Pt. I - In Shadow" z.B. mixt exzellente klassische Arrangements mit Prog-Vibes aus dem Dunstkreis der ersten drei Marillion-Alben und "Lust Pt. II - A Sleeper's Awakening" enthält Harmoniewechsel nicht von dieser Welt. Ganz zu schweigen von "Sloth Pt. II - Red Sunset & A Drowning Fly": Welch Dynamik! Was für Soli! Diese Arrangements: Wilde Orgelabfahrten treffen auf Western-artige Gitarren, völlig genial. Und schließlich dieser Gesang: Zweistimmig, Mann und Frau, durchaus komplex, aber immer stimmig in den Rest integriert. Gottlob hat sich die Band trotz eines Aufgebots von 8 Stimmen mit Peter Selliseth für einen regulären Leadsänger entschieden, was nur sinnvoll angesichts der Tatsache ist, dass kaum andere Figuren im Konzept auftauchen außer dem Protagonisten. Frauengesang wird eher für edle Backings genutzt ("The Gate Of Lost Souls") und ansonsten gibt es dann eben noch einige Spoken Word-Passagen, die ebenso wie die Wiederkehr mancher Themen dem epischen Konzeptcharakter des Albums geschuldet sind.
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