PENTAGRAM: Live MMXIV von rls (Sony Music Türkiye)
Offensichtlich haben Pentagram Gefallen an römischen Jahreszahlen gefunden, nachdem "1987" noch arabisch beziffert war. Aber im vorliegenden Fall ist die abermalige Verwendung römischer Ziffern nur logisch, denn das vorliegende Livealbum hängt strukturell sehr eng mit dem vorausgegangenen Studioalbum "MMXII" zusammen: Es besteht aus einer CD und einer DVD, und die CD enthält exakt die zehn Tracks dieses Studioalbums in Livemitschnitten von acht verschiedenen Gigs - lediglich das 2012er Parkorman Goldfest in Istanbul stellt mit "Gecmisin Yükü" und dem hier nur "Dawn Again" betitelten "It's Dawn Again" zwei Tracks und der 2013er Gig im Jolly Joker in Ankara ebenfalls zwei, nämlich "Sand" und "Dogmadan Önce". Die knapp 53 Minuten Musik bieten keine großen Überraschungen, sondern entsprechen von der Grundstruktur her den Studiovorlagen; die Livemitschnitte wurden allerdings überwiegend ineinandergemischt, und die Stimmung des Publikums scheint übereinstimmend ziemlich gut gewesen zu sein. Trotzdem ist das Gesamtklangbild etwas distanzierter ausgefallen, speziell die Gitarren packen einen nicht so wie in den Studiofassungen, und die Detailänderungen fallen nicht so stark ins Gewicht, daß sie den Songs eine neue Qualität hinzufügen würden, zumal die traditionellen Instrumente offensichtlich nicht von Bühnengästen übernommen, sondern eingesampelt wurden. Freilich gibt es immer noch Momente, wo gerade Gökalp Ergens Gesang noch etwas expressiver ausfällt als in den Studiofassungen - schöne Beispiele hierfür finden sich gleich im zweiten Track "Nevermore" (auf "MMXII" noch "Now And Nevermore" geheißen - die anderen Titel außer "It's Dawn Again" stimmen aber überein), und hier und da versucht er auch noch einen anfeuernden Ruf mit einzuflechten, etwa in "Gecmisin Yükü". In den appellierenden Passagen von "Beyond Insanity" besitzt sein Shouting einen geringfügig hardcorigeren Touch als im Studio, und generell mutet er hier etwas zu angestrengt an. Das Gitarrengequietsche im Abgehpart von "Dogmadan Önce" dominiert hier gar etwas zu stark und verleiht dieser Passage einen etwas merkwürdigen pseudomodernen Touch. Natürlich spielt die Band auf den Punkt (die Besetzung ist ja schon länger stabil, vom neuen Sänger abgesehen), und natürlich bieten auch diese Liveversionen hochgradig originellen Power Metal, aber wenn man das erwähnte Studioalbum bereits besitzt, hält sich der Erkenntnisgewinn bzw. der Mehrwert der Liveaufnahme in überschaubaren Grenzen. Für die Detailanalyse von Stil und Songs kann beruhigt auf das Review von "MMXII" verwiesen werden, und das relativ dicke Booklet besteht ausschließlich aus Livefotos.
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