www.Crossover-agm.de OSSIAN: A Tüz Jegyében
von rls

OSSIAN: A Tüz Jegyében   (Hammer Records)

Die Feierlichkeiten zum 25jährigen Bandjubiläum haben die Studioaktivitäten Ossians nicht wieder auf die alte Jahresreihenfolge zurückschnipsen lassen - auch zwischen "As Lesz A Gyöztes" und dem Neuling "A Tüz Jegyében" liegen wieder zwei Jahre, wie das bereits zwischen "Egyszer Az Életben" und "As Lesz A Gyöztes" der Fall war und auch zwischen dem Neuling und seinem Nachfolger der Fall sein wird. "A Tüz Jegyében" ist bereits 2013 auf den Markt gekommen, aber erst mit gewisser Verspätung beim Rezensenten gelandet, und sein Nachfolger ist bis zum Rezensionszeitpunkt im Spätsommer 2015 noch nicht hier im Büro gelandet. So lange lohnt sich die Beschäftigung mit "A Tüz Jegyében" aber auf jeden Fall, denn wer die Ossian-Alben der jüngsten Schaffensperiode mag, für den ist auch dieses Album ein gefundenes Fressen, reiht es sich doch stilistisch wie auch qualitativ problemlos in die jüngere Diskographie ein. Soll heißen: Wir bekommen abermals gutklassigen melodischen Power Metal, der, wenn man nicht wüßte, daß Ossian noch bessere Alben veröffentlicht haben, gar absoluten Highlightstatus beanspruchen könnte. Experimente gibt es diesmal keine, auch die seltsamen Stimmeffekte, die es auf dem Albumvorgänger hier und da zu hören gab, fehlen diesmal fast völlig - daß Endre Paksi im balladesken Intro von "Ha Te Ott Leszel Velem" trotzdem etwas merkwürdig klingt, dürfte natürlichen Ursprungs sein. Selbiger Song bildet ein Lehrbeispiel, wie man Akustikparts in klassischen Metal einbastelt und diesen dadurch nicht aufweicht, sondern bereichert. Gleiches würde man gerne auch von "Végzetem A Kezdettöl" behaupten, nur verhindern die irgendwie "leer" wirkenden ersten Zeilen der Strophen die uneingeschränkte Wertschätzung. Das bombastische Albumintro wiederum ist diesmal in den Opener "Ezredszer" integriert, der dann mit seiner hochmelodischen, aber stets kraftvollen Midtempo-Gangart perfekt den Geist der aktuellen Ossian verkörpert und im Hauptsolo unter Beweis stellt, was Richárd Rubcsics und Attila Wéber doch für Asse an den Gitarren sind. An diesem Song haben neben Paksi übrigens beide mitgeschrieben, während die anderen neun Kompositionen siebenmal erstgenannten und zweimal zweitgenannten als alleinigen Co-Komponisten neben Paksi sehen (neben dem erwähnten "Végzetem A Kezdettöl" stammt noch das gleich folgende "A Robot" von Wéber, wo die Bridge ungewöhnlicherweise nicht von Paksi, sondern von den beiden Gitarristen plus Gast Tamás Nachladal im Chor gesungen wird und der Übergang vom Hauptsolo in den Schlußrefrain einen ganz eigenartigen Effekt über das Drumbreak legt, wie man ihn aus diversen Achtziger-Popproduktionen kennt). Daß das Intro von "Miénk A Pálya" ganz latente Rock'n'Roll-Einflüsse verrät, bleibt im Hauptteil des Songs ebenso irrelevant wie die ganz kurzen Gitarrenquietschereien in "Fogado El Magad", dem schnellsten Song der ganzen Scheibe. Auch der neue Drummer Gergely Kálozi erweist sich problemlos allen Herausforderungen gewachsen, wobei er kompositorisch nicht beteiligt war und die Grundrichtung nach wie vor von der bewährten Kreativabteilung bestimmt wird. Selbige hat diesmal wieder einen strukturell ungewöhnlichen Song zum Titeltrack erkoren, nämlich mit "A Tüz Jegyében" eine Halbballade, die daher logischerweise nicht als Albumopener dienen konnte, wie das eine Zeitlang bei Ossian-Alben Usus war. Hier singt Paksi in der ersten Strophe wie durch einen Telefonhörer - musikalisch ein sicherlich nicht zwingend nötiger Effekt, aber möglicherweise textlich relevant, was zu ergründen Kennern der ungarischen Sprache vorbehalten bleibt. Als Bereicherung gehen die zusätzlichen Percussions und der ganz schwach, aber eben doch bemerkbar in den Hintergrund gelegte Soundteppich durch - als Gastmusiker vermerkt der Digipack für diesen Song Zsolt "Liszt" Nagy. Als Haupttrumpf geht aber wieder mal das wirklich hervorragende Gitarrensolo durch, und Ossian erinnern den Hörer, so er selbigen Fakt vergessen hatte, mal wieder daran, was für großartige Dinge man als Heavy-Metal-Band mit diesem Instrument doch anstellen kann, wenn man entsprechende Könner an Bord hat, die wirkungsvolle Melodien wie die in "Szakítópróba" schreiben können. Wenn auf "A Tüz Jegyében" ein Wunsch offenbleibt, dann vielleicht der nach einem alles überstrahlenden Highlight - neun der zehn Songs wissen (mit geringfügigen Unterschieden in der Intensität) zu überzeugen (das trotz seines abermals exzellenten Hauptsolos eher langweilige und irgendwie nicht zu Ende gedacht wirkende "Életveszély" bildet den einzigen Ausfall der 42 Minuten) und formen ein abermals gutes bis erstklassiges Ganzes, und man könnte problemlos fast das ganze Album in die Livesetlisten aufnehmen - aber es drängt sich kein Song besonders für diese Ehre auf, nicht einmal "Ezredszer", auch wenn die Band hier nach dem Hauptsolo schon eine Einhakstelle für einen Publikumsmitsingpart eingebaut hat. Aber für dieses Luxusproblem würden andere Bands zu Fuß bis Budapest pilgern, und man nimmt Ossian nicht mal die wieder recht basische Arrangementherangehensweise im hymnischen Albumcloser "Mindig Veled" übel, die trotz der brillant arrangierten Tempoverschärfung kurz nach Minute 3 dazu führt, daß man das Gefühl hat, am Ende seiner nicht mal vier Minuten sei die Grundidee noch nicht ganz erschöpfend behandelt. Das sind jedenfalls nur winzige Schatten auf einer sonst wie üblich hell strahlenden ungarischen Metalscheibe, die wie alle anderen seit der Reaktivierung der Band in den Spätneunzigern erschienenen Ossian-Alben Schmuckstücke im Regal eines jeden Traditionsmetallers darstellen. Da Hammer Records justament angekündigt haben, ihre Aktivitäten außerhalb Ungarns intensivieren zu wollen, stehen die Chancen nicht schlecht, daß auch Ossians Popularität hierzulande noch wachsen kann.
Kontakt: www.ossian.hu, www.metalshop.hu

Tracklist:
Ezredszer
Fogadd El Magad
Ha Te Odd Leszel Velem
Miénk A Pálya
Végzetem A Kezdettöl
A Robot
A Tüz Jegyében
Szakítópróba
Életveszély
Mindig Veled
 




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