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V.A.: One Take Records Compilation Vol. 6
von rls
(One Take Records)
In analog spartanischer Aufmachung wie sein Kollege "Motorcitysonic Spring2000" kommt auch der Sampler der "Bruderfirma" One Take Records daher (man kann die Kritikpunkte aus dem Schlußabsatz besagten Reviews also getrost übernehmen). Vier Bands sind auf beiden Samplern vertreten: The Gump (hier mit dem kultig betitelten "My Cousin Is An Idiot", das druckvoller und schneller zu Werke geht als der Rest des mir bekannten Schaffens der Band - nur der Refrain wirkt ein bißchen wie erst halbfertig), Bold Fish Inc. ("Low Flame", ziemlich mescalingeschwängert), Die Gelb ("Monotown", recht oasisig) und Yacht, deren schleppendes "Klaus de Kinski" einen Menschen adelt, der vom Papst noch nicht einmal seliggesprochen worden ist, was wohl in absehbarer Zeit auch nicht passieren wird.
Prinzipiell ist der One Take-Sampler musikalisch breiter gefächert als sein Motorcitysonic-Bruder. Die mit "Holidays" eröffnenden Superstar Planet geben relaxten Ska-Poprock von sich, die folgenden Wolke7 spacen sich mit dem "Falschem Roboter" durch den Kosmos und wissen gar nicht so recht, wo sie eigentlich landen sollen (Kraftwerk meets Eloy meets New Age meets wasweißich meets Melodien für Klingonen), und ein gewisser Ian del Mar (oder eine Band gleichen Namens) versucht, einen ähnlichen Sound in die Realität umzusetzen, ohne allerdings rein elektronisch zu Werke zu gehen, dafür aber mit dem Vorsatz, ein Meeresuferfeeling weitgehend ohne ausgelutschtes Wellenplätschern zustandezubringen (wonach riecht denn das Meer nun, liebe Sängerin?). "Saturn Day" von The Batteries hätte stilistisch auch auf Pink Floyds "The Wall" Platz gehabt und qualitativ dort einen hinteren Mittelfeldplatz belegt (das klingt jetzt negativer, als es gemeint ist, denn Hunderte Bands wären froh, einen hinteren Mittelfeldplatz auf diesem Pink Floyd-Werk zu erreichen), wobei speziell der nervende Klezmer-artige Gesang gegen Ende für Punktabzug sorgt, und "Repression" von Stun beginnt zwar als gähnerzeugender Halbes-Midtempo-Blur-Verschnitt, weiß aber mit druckvollen Passagen im Mittelteil den Hörer zumindest partiell für sich zu gewinnen, obwohl auch dieser die Schwächen der hübsch aneinander vorbei musizierenden Fraktionen Gesang und Gitarre nicht verdecken kann. Das fröhliche "Never Wanna Wake Up" von Blue B.Q. ist zwar etwas müllig-dumpf produziert (inclusive Gleichlaufschwankungen), hat aber mit der schönen weiblichen Stimme, den zweistimmigen Vocalpassagen, dem ordentlich unterfütternden Baß und der für Schrammelrock recht kompetent gespielten Gitarre etliche Striche auf der Plusseite vorzuweisen. "Milch und Honig" von Günz & Mündel (nicht Münz & Gündel, auch nicht Münd & Günzel - kleiner Insider!) schlägt musikalisch in eine ähnliche Kerbe, ist aber etwas sauberer produziert, alleiniglich männlich vokalisiert und steuert mit "Wir sollen, weil wir müssen / Und sind nun immer für dich da" die kultigste Textpassage des kompletten Samplers bei (thematisiert werden hier übrigens die Freuden und Leiden eines Schutzengels). Bevor ich's vergesse: Schöne, warme, moogige Orgelsounds sind bei G&M auch vertreten. Loony schließlich kramen den "Saturn", den The Batteries schon behandelt hatten, nochmals heraus, sind ein bißchen mehr elektronisiert, aber ansonsten durchaus mit diesen vergleichbar (auch qualitativ).
Wer den Sampler zu brauchen gedenkt (oder sich von One Take Records promoten lassen möchte), der kontakte One Take Records, Martin-Luther-Straße 8, 66111 Saarbrücken, vertrieb@onetakerecords.de, www.onetake.de
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