www.Crossover-agm.de NORTH ATLANTIC OSCILLATION: Grappling Hooks
von CSB

NORTH ATLANTIC OSCILLATION: Grappling Hooks   (Kscope Music)

"Unter der Nordatlantischen Oszillation (NAO) versteht man die Schwankung des Druckverhältnisses zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden des Nordatlantiks." (Wikipedia)
Alles klar? Leider liefern die drei Schotten keine Erklärung mit, wie man auf Bandnamen wie diesen kommt. Womöglich steckt die banale Tatsache dahinter, dass es sich einfach cool anhört, ein bisschen wie 'ne Mischung aus verspulter Progband und Elektrocombo ... Denn das würde dann auch ungefähr den Polen entsprechen, die NAO auf "Grappling Hooks" höchst elegant vereinen. Das Grundgerüst dieser 11 Perlen ist einigermaßen klassischer Progrock - detailverliebt, melodiös und mit gutem Gespür für starke Hooklines. Pink Floyd lassen sich als Einflüsse kaum leugnen, aber welche anspruchsvollere Rockband kann das schon von sich behaupten? Daneben klingen viele Passagen auch deutlich nach Porcupine Tree, Radiohead, Pure Reason Revolution und öfter auch nach den französischen E-Pop-Pionieren Air. Denn zu dem recht pianolastigen, beinahe konventionellen Fundament gesellen sich tonnenweise, meistens übereinander gestapelte Elektroelemente. Dazu kommen völlig gegen den Strich gebürstete Bassspuren, verfremdete und vervielfältigte Vocals und immer mal wieder auch richtig schön verzerrte Gitarrenorgien. Und trotzdem ist "Grappling Hooks" kein völlig überladener Soundoverkill geworden, da den Schotten das Kunststück gelingt, alle noch so präsenten Elemente songdienlich und aufeinander abgestimmt einzusetzen. Außerdem sind NAO einfach verdammt gute Songwriter - "Hollywood Ended" hätte auf "Dark Side Of The Moon" eine gute Figur gemacht. Das pumpende, mit einem dezenten Discobeat versehene "Cell Count" ist schon nach einmaliger Einfuhr nicht mehr aus dem Ohr zu kriegen. "Some Blue Hive" wartet mit einer Tonne Effekten und gleichzeitigem Wohlfühlfeeling auf - kaum zu glauben. "Drawing Maps Of A Memory" könnte auch als eines der besten Momente von Steven Wilson durchgehen und "Alexanderplatz" beginnt als Synthiepopexperiment, um schließlich am Ende in einem überragenden Refrain zu explodieren. Und mit dem abschließenden "Ritual" haut man nochmal alle Trademarks auf den Tisch - disharmonische Effekte zu Beginn gehen in ein Pianothema Marke Sigur Ros über, nach und nach steigen Schlagzahl, Dichte und Instrumentierung, um schließlich alles in einem brachialen Bombastgewitter gipfeln zu lassen, welches allerdings wiederum abrupt im Effektebrei endet. NAO scheinen schlicht und ergreifend alles zu können ... Und so ist "Grappling Hooks" ein richtig großer Wurf genreübergreifender, perfekt arrangierter Popmusik. Ausrufezeichen!
Bandkontakt: http://www.naoband.com
Labelkontakt: http://www.kscopemusic.com

Tracklist:
1. Marrow
2. Hollywood Has Ended
3. Cell Count
4. Some Blue Hive
5. Audioplastic
6. Ceiling Poem
7. Alexanderplatz
8. 77 Hours
9. Star Chambers
10. Drawing Maps From Memory
11. Ritual
 




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