Im Infoblatt wird Erik Norlanders zweites Solo-Album als Progressive-Rock-Meisterwerk angekündigt, das durch das 21. Jahrhundert in den Hallen der Progressive-Rock-Geschichte nachklingen wird. Ersteres: ja, zweiteres: naja. Wer schreibt nur immer diese vollmundigen Infoblätter? Erik Norlander (nebenberuflich Ehemann von Lana Lane) hat schon bei Größen wie Ayreon, den Rocket Scientists und nicht zuletzt bei der Band seiner lieben Ehefrau die Tasten gedrückt und mitkomponiert. Sein zweites Solowerk ist (im Gegensatz zum Ersten) kein reines Keyboard-Album, vielmehr wird es von einer richtigen Band intoniert. Die Gitarren steuerte übrigens Ayreons Kopf Arjen Lucassen bei. Laut Plattenfirmen-Info hören wir einen Mix aus Symphony X, Luca Turilli, Ayreon und klassischen Rockbands wie Yes, Jethro Tull und Pink Floyd. Ähm ja, irgendwie ein bißchen. Aber was mir sofort und als erstes einfällt: Saga! Vor allem im herausragenden Titeltrack, der von Edward Reekers gesungen wird. Im weiteren Verlauf wechselt die Besetzung des Gesangspostens mehrfach. Ähnlich wie bei Ayreon werden verschiedene Stimmungen durch verschiedene (hochrangige) Stimmen unterstützt, mal "männlich"-rauh, mal klar oder gar mal acapella von Lana Lane ("Hymn"). Eine gehörige Portion Bombast fehlt ebensowenig wie eine Uptempo-Nummer ("Rome Is Burning"). Im Vordergrund steht natürlich die hervorragende Keyboardarbeit Erik Norlanders. Dabei sind die Sounds durchaus ein wenig an die glorreichen Zeiten des Progrock in den Siebzigern angelehnt. Trotzdem verzichtet der Meister nicht auf fette Gitarrenriffs und Soloparts der übrigen Elemente, was dafür sorgt, daß das Album nie eindimensional wirkt. Was für den "Nachhall in der Geschichte" fehlen dürfte, ist die emotionale Tiefe der als Einflüsse genannten Pink Floyd oder die absoluten Überflieger-Songs. Was bleibt, ist ein sehr gutes, abwechslungsreiches "Keyboard-Rock"-Album, das ohne Zweifel aus der Veröffentlichungs-Flut herausragt.
 

© by CrossOver