(Indie Recordings)

Einen gelungenen Spagat vollführen Nidingr auf ihrem dritten Album. Musikalisch tief im Black Metal verhaftet, verbinden sie auf "Greatest Of Deceivers" Elemente der Avantgarde und der Tradition zu einem feinjustierten Hassbatzen. Blut-aus-Nord-artige Dissonanzen ("All Crowns Fall") treffen auf Riffs und Arrangements der Dødheimsgard-Schule ("Dweller In The Abyss") und an Dødheimsgard erinnert auch das intensive Keuchbrüllen von Cpt. Estrella Grasa. Die ausgeprägte, streckenweise jazzige Bassarbeit und stilfremde Einwürfe wie melodiöse Double-Leads ("Vim Patior") oder ein prägnanter Gesangsgastbeitrag von Christoffer Rygg (Ulver) im vielschichtig-verschrobenen "The Worm Is Crowned" vertiefen den Eindruck der Experimentierwut. Doch immer da, wo Dødheimsgard oder die französische Avantgarde durchdrehen, im Industrial und im Noise wuchern, werden Nidingr eingängig und entfachen fürstliche Gitarrenstürme, deren eingängigste Ausprägungen sich im Titeltrack "Greatest Of Deceivers" und dem Zweieinhalbminüter "The Balances" finden.
Zugegeben: Das Intensitätslevel des Albums schwankt und nicht jede Sekunde reißt gleichermaßen mit. So hat "Greatest Of Deceivers" eine etwas schwächere Mittelphase zu durchstehen, deren Tiefpunkt für mich persönlich der im Motörhead-Tempo angesiedelte Black'n'Roller "Rags Upon A Beggar" ist. Kein wirklicher Ausfall, knüpft der Song an eine Schule des Black Metal an, die mir schlicht nicht zusagt.
Dennoch ist "Greatest Of Deceivers" im Großen und Ganzen ein exzellentes Album, das ähnlich der letzten Scheibe von 1349 zeigt, wie die kalte Norwegen-Schule in zeitgemäße Arrangements eingepflegt klingen kann.
Kontakt: www.nidingr.no, www.indierecordings.net

Tracklist:
1. Greatest Of Deceivers
2. All Crowns Fall
3. O Thou Empty God
4. The Balances
5. Vim Patior
6. Rags Upon A Beggar
7. The Worm Is Crowned
8. Pure Pale God
9. Mother Of Abominations
10. Dweller In The Abyss

© by CrossOver