www.Crossover-agm.de NEGURA BUNGET: Tau
von ta

NEGURA BUNGET: Tau   (Lupus Lounge)

Die Entwicklung von Negura Bunget ist in sich stimmig: Jedes Album enthielt etwas weniger Black Metal als sein Vorgänger und entsprechend ist "Tau" das bis dato ruhigste Album der Rumänen, bei dem nur noch weniger Versatzstücke, etwa in "Tărîmvîlhovnicesc", die Bezeichnung "Black Metal" verdienen. Das ist eine schöne Sache, weil schwarze Raserei nie das stärkste Element im Sound von Negura Bunget war. Es provoziert allerdings auch die Frage, ob das Gegenstück, die Ethno-Seite, den Verlust angemessen ausgleicht. Für "Vîrstele Pamîntului", den Vorgänger von "Tau", war die Antwort ein klares: Ja. Bei "Tau" muss ich doch schon arg zögern, das "Ja" mit ähnlicher Überzeugung auszusprechen. Zu glattgebügelt wirkt das Gesamtpaket.
Die naturverbundene Urigkeit, die den Folk von Negura Bunget prägt, wird streckenweise aufgegeben zugunsten Gothic-lastiger Stimmung mit Keyboardflächen voller Moll-Akkorde und tiefen Growls. "Tau" klingt ein wenig wie eine Light-Variante von Negura Bunget, wovon beispielsweise das vorab mit Video veröffentlichte "Schimniceste" zeugt, das nicht so richtig in die Gänge kommt. Auch wenn "La hotaru cu cinciculmi" mit sanften Synthie-Akkorden und hintergründigen Flöten anhebt, ist man einerseits elektrisiert ob der schönen Stimmung, andererseits wirkt es aber auch flacher, als man es von der Band kennt. Und weniger unverwechselbar - insbesondere Falkenbach habe ich auf keinem Album der Band so durchgehört wie diesmal.
Passend zur weicheren Gangart dominiert auf diesem Album der Klargesang, der - das wiederum war auch auf den Vorgängeralben der Fall - durch seine gleichförmige Modulation und Melodieführung die Vertonung eines Beschwörungsrituals darstellt, höre etwa das dunkle und mit grandiosen Blechbläsern ausstaffierte "Curgerea muntelui", der heimliche Höhepunkt des Albums.
Nach wie vor gelingt es der Band, genial überraschende Arrangements aus dem Ärmel zu zaubern, etwa den krautrockigen Einstieg von "Împodobeala timpului". Überhaupt ist dieses Stück mit Volksfest-artigen Bläsern im Mittelteil und der Mantra-artig durchgehaltenen Tonabfolge des Keyboards ein gelungenes Experiment, das durchaus neue Klangdimensionen im Bandsound entwickelt. Und die schiefen Flöten in "Picur viu foc" wirken wie ein großer Stinkefinger an die flache Gniedel-Pagan-Schule, bei der es hauptsächlich um Sauflieder und fröhliche Melodien geht.
Insofern ist "Tau" natürlich alles andere als ein Reinfall und eine Riesensteigerung zur enttäuschenden EP "Poartă De Dincolo" von 2011. Kritik an Negura Bunget ist immer Kritik auf hohem Niveau, denn Negura Bunget liefern auch mit "Tau" höchst originelle, atmosphärische und gut gemachte Musik fern aller Genregrenzen. Man weiß halt nur, dass sie es noch besser und tiefer können.
Abschließend sei erwähnt, dass "Tau" nach "Vîrstele Pamîntului" das zweite Album von Negura Bunget darstellt, bei dem von der Besetzung des Vorgängeralbums nur Schlagzeuger Negru erhalten geblieben ist.
Kontakt: www.negurabunget.com, www.lupuslounge.com

Tracklist:
1. Nămetenie
2. Izbucul galbenei
3. La hotaru cu cinciculmi
4. Curgerea muntelui
5. Tărîm vîlhovnicesc
6. Împodobeala timpului
7. Picur viu foc
8. Schimniceste
 




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