www.Crossover-agm.de NAGMAH: Diva Mortis
von rls

NAGMAH: Diva Mortis   (Eigenproduktion)

Der Terminus "Diva" wird ja meist im Kontext einer weiblichen Person gebraucht, und so könnte der unvorbereitete Hörer vermuten, daß mindestens ein weibliches Mitglied bei Nagmah aktiv ist. Diese Vermutung stellt sich auch als korrekt heraus, wobei der Rezensent Mónica Villanueva allerdings nicht persönlich kennt und daher auch nicht sagen kann, ob man sie mit diesem Begriff korrekt belegen würde oder nicht. Fest steht allerdings, daß Mónica am kreativen Prozeß in der Band, der sie als Sängerin angehört, maßgeblich beteiligt ist: Von den acht mit Lyrics versehenen Songs (hinzu tritt noch ein neunter, das Instrumental "Oscuridad") hat sie sechs Texte in Eigenregie verfaßt, einen zusammen mit Bassist Jose Pablo Calvo, und nur einer, nämlich "Bajos Instintos", stammt nicht von ihr, sondern von einer nicht näher bekannten Person namens A. Nájera. Interessanterweise ist hier auch kein personaler Komponist angegeben, sondern nur die Band allgemein, während Mónica auch sonst, vom genannten Instrumental abgesehen, überall als Co-Komponistin genannt wird, also offensichtlich zumindest die Gesangsmelodien selber geschrieben hat. Hier und da legt sie dabei etwas arg eigentümliche harmonische Vorstellungen an den Tag, die dem mitteleuropäischen Hörer den Gehörgang sträuben (man höre mal die Gesangslinie von "Solitarios", die irgendwie völlig losgelöst über den Instrumenten zu schweben scheint), aber möglicherweise in den heimatlichen Kulturkreisen der Band nicht ungewöhnlich sind: Nagmah stammen aus San José, der Hauptstad von Kostarika, und zumindest Mónica sieht man auch an, daß ihre Vorfahren definitiv nicht nur Weiße gewesen sind. Erfährt man jetzt noch, daß Nagmah eher melodisch orientierten Metal spielen und Mónica eine klare Stimme im Mezzosopranbereich besitzt, springt dem Szenekenner natürlich sofort eine andere Band aus diesem mittelamerikanischen Land ins Gedächtnis: Argos, die mit "Ángeles, Hombres Y Demonios" ein völlig verkanntes Highlight veröffentlicht haben. Im Direktvergleich agieren Nagmah allerdings viel weniger klassiklastig, zumal sie auch keinen Keyboarder in der Besetzung haben und nicht mal gasthalber einen solchen beschäftigen (so daß unklar bleibt, wer die Effekte am Beginn von "El Club De La Mundanidad" und im abschließenden "Canto Y Lamento De Una Océanida" eingespielt hat). Statt dessen finden wir viel mehr Elemente, die man gemeinhin aus dem Progrock bzw. Progmetal gewohnt ist, etwa vielfache Variationen zwischen Akustik- und Powerpassagen, häufige Rhythmuswechsel oder eben auch Melodie- bzw. Harmoniestrukturen, die sich nicht beim ersten, fünften oder manchmal auch zehnten Hören erschließen. Aber auch ihr Traditionsmetalhandwerk haben die Gitarristen definitiv gelernt, wie nicht zuletzt die zahlreichen doppelläufigen Riffs im bereits mehrfach genannten Instrumental "Oscuridad" beweisen, das seinen Platz auch auf einer der ersten drei Fates-Warning-Platten hätte finden können. Neben dem hauptamtlichen Gitarristen Jose Soto übernimmt Co-Produzent Alex "Sandy" Quirós, der ansonsten bei Trauma (natürlich nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Kaliforniern, von denen sich Metallica einstmals Cliff Burton "borgten") zugange ist, einen Teil der Gitarrenpassagen, während die Encyclopedia Metallum als Zweitgitarristen Marvin Soto nennt, also offenbar einen Verwandten von Jose, der zudem auch in der Komponistenriege häufiger auftaucht und beispielsweise das Instrumentalstück im Alleingang geschrieben hat. Drei der Songs standen schon auf einem 2005er Demo, nämlich "Pacto", "Almas Del Mal" und "El Club De La Mundanidad", das zudem in zwei unterschiedlichen Mixfassungen und unter zwei verschiedenen Titeln existiert, aber offensichtlich sind diese drei Songs nochmal neu eingespielt worden, denn es gibt keinen klanglichen Bruch zu verzeichnen, und die Einspielungsangaben beschränken sich auch auf das interessant betitelte 3:16-Studio in San José, während Mix und Mastering dann von Jesse Alvaredo in L.A. erledigt wurden. Wer das Demo hat, kann natürlich den Beweis führen, ob eine Neueinspielung erfolgt ist oder nicht, aber außerhalb des Heimatlandes der Band wird wohl kaum jemand in seinem Besitz sein. Ob "Diva Mortis" das Zeug dazu hat, die Popularität Nagmahs im Ausland zu heben, hängt davon ab, ob es bei der richtigen Zielgruppe landet. Die Anhängerschaft "normalen" Female-Fronted-Metals könnte sich jedenfalls durchaus überfordert fühlen, da Nagmah kaum mal daran denken, sonderlich eingängig zu musizieren, und die 41 Minuten erfordern daher eine intensive Erschließungsarbeit, als deren Einstieg sich vielleicht am ehesten die abschließende Ballade "Canto Y Lamento De Una Océanida" eignet, obwohl diese eher untypisch für das Schaffen der Band ausgefallen ist und nicht nur im Titel ein paar vage Parallelen zum frühen Nightwish-Schaffen mit sich herumträgt. Daß sich Könner hinter Nagmah verbergen, dürfte außer Frage stehen (man höre sich mal die zauberhaften Vokalisenarrangements in "Pacto" an!), nur bedarf es viel Geduld, um das zu erkennen, und die hat heutzutage nur noch ein gewisser Personenkreis. Der wird mit dem auch optisch professionell gestalteten "Diva Mortis" möglicherweise glücklich, alle anderen steigen in den Kostarika-Metal besser mit dem erwähnten Argos-Klassiker ein. Für beide gilt: Man werfe bei Interesse einen Blick auf www.metaleros.de, um zu ergründen, ob Rainer Krukenberg noch Exemplare vorrätig hat.
Kontakt: www.nagmah.net

Tracklist:
Ninos Del Hades
El Maleficio Del Lindero
Pacto
Almas Del Mal
Oscuridad
El Club De La Mundanidad
Solitarios
Bajos Instintos
Canto Y Lamento De Una Océanida
 




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