MOONSPELL: The Antidote von Janet (Century Media/SPV)
Mit MOONSPELL ging es mir wie vermutlich vielen Metal-Fans. Die Folgewerke der für mich bedeutsamen ersten beiden Alben "Wolfheart" und "Irreligious" sind mir nie zu Gehör gekommen. Es hieß, MOONSPELL machen keinen Metal mehr, und so hab ich sie einfach vergessen. Nicht aus Böswilligkeit. Einfach so. Ich weiß nicht, warum. Es gab und gibt schließlich noch genug andere Bands. So konnte es passieren, daß mir auch das 2001er "Darkness And Hope", mit dem sich die Portugiesen zurück in der Metal-Szene meldeten, entging. Da musste erst ein WFF-Auftritt 2003 her, bei dem ich mir dachte: "MOONSPELL - kannste ja mal wieder angucken, wer weiß ...". Was dann geschah, ist hier nachzulesen. Und nun also "The Antidote". Ein schlichtweg faszinierendes, großartiges Album. Dunkel, düster meinetwegen, aber nicht hoffnungslos finster. Von dicht gewebter Atmosphäre und wunderbar transparentem Klang. So abwechslungsreich, dynamisch, erhaben und fesselnd, wie MOONSPELL nie vorher geklungen haben können. Das bisweilen etwas platte Pathos der Frühwerke ist einer intensiven, sehr erwachsenen Emotionalität gewichen. Man höre sich bloß mal Stücke wie das verstörend-betörende "Lunar Still" an - ganz ganz groß! Aber auch die zahlreichen nach vorn treibenden Metal-Stücke sind wahre Perlen. Gleichermaßen gut durchdacht wie mitten aus dem Bauch heraus arrangiert wirken alle 10 Songs. Mir fehlen eigentlich die richtigen Worte für dieses nahezu perfekte Meisterwerk der (Gothic?)Metal-Welt, nur auf eines muss ich noch gesondert hinweisen: Sänger Fernando Ribeiro singt in den knapp 55 Minuten wahrscheinlich auf alle erdenklichen Arten und Weisen, auf die ein Mensch überhaupt singen kann: vom Schreien, ja Growlen, bis zum Flüstern, manchmal bloß Hauchen, sind alle Facetten abgedeckt. Das ist unglaublich berührend und zeigt die enorme emotionale Bandbreite auf, die das Album in sich vereint.
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