www.Crossover-agm.de MODERAT: III
von ta

MODERAT: III   (Monkeytown Records)

Das erste Album von Moderat stand noch unter dem Stern eines Projekts, bei dem so recht niemand sagen konnte, wo die Reise hingeht. Das war spannend, aber auch etwas chaotisch. "II" war schlüssiger und zeigt beide Anteile - Elektro und Gesang - zu einer Einheit zusammengewachsen. "III", das dritte Album, vertieft diese Einheit nun weiter.
Diese Vertiefung der Einheit geht zu Ungunsten der Elektro-Anteile aus. Die Verrücktheit des inzwischen popularitätstechnisch von ihrem eigenen Projekt überholten Modelselektor-Duos scheint nur ein wenig durch das für Moderat relativ harte "Animal Trails" und die Breakbeat-Anteile von "Intruder", dem experimentellsten Track des Albums, gleichzeitig einer der Höhepunkte. Die meisten anderen Beats dieses Albums sind dagegen weich und leise. In diesem weichen und leisen Bereich aber leisten Moderat Großes - nicht immer ("Ghostmother" und "Ethereal" hören zu früh auf, weiter zu wachsen), aber immer öfter.
So ist das Songwriting deutlich schlanker. Alle Songs machen an der Fünfminutengrenze Halt und bis auf die ätherisch wabernde Ambient-Trance-Schönheit "Finder" und das genannte "Animal Trails" begleitet Apparat jeden von ihnen mit seinem hohen, sanften Gesang. "Begleitet" ist schon falsch gesagt, da jeder Track mit Gesang auch um die Stimme herum komponiert wurde. Die ist teils souliger denn je, wie gleich der Opener "Eating Hooks" zeigt, der von der Melodieführung und vom Timbre her doch tatsächlich an die Late-Night-Größe Sade Adu erinnert und im Einsatz der Elektronika seine genial-feinmechanische Dynamik erst auf den zweiten Hör offenbart, dann aber umso stärker. Ein echter Herzwärmer und einer der besten Tracks, die Moderat je komponiert haben.
Die Synthie-Begleitung der meisten Stücke ist gezielt sparsam, so dass der Gesang passagenweise freigestellt und der Song auf die beiden Elemente Gesang und Beat reduziert ist. Diese Sparsamkeit im Arrangement führt dazu, dass die Songs der Platte sich mehr ähneln als noch auf "II" oder "I" und das erinnert im Ergebnis mehr als einmal an James Blake zu Debützeiten und bewegt sich atmosphäretechnisch auch in vergleichbaren Gewässern: Melancholisch ist "III", introvertiert, streckenweise zerbrechlich. Natürlich könnte man böse meinen, mit Referenzen wie Sade oder James Blake wird jetzt in Richtung Charts geschielt. Vermutlich ist das nicht mal falsch. Aber dann gehören Moderat eben zu dem einen Prozent Charts, das nicht Sperrmüll ist.
Wie dem auch sei. Die neue Ordnung der Dinge im Moderat-Camp sorgt dafür, dass "III" etwas Zeit braucht, um zu wachsen, um dann allerdings sein Potential umso wirkungsvoller zu entfalten. Die auf den ersten Hör unauffällig wirkenden Melodien von "Running", "The Fool" oder dem genannten "Eating Hooks" haben mich schon durch Tage begleitet.
Kontakt: http://moderat.fm, www.monkeytownrecords.com

Tracklist:
1. Eating Hooks
2. Running
3. Finder
4. Ghostmother
5. Reminder
6. The Fool
7. Intruder
8. Animal Trails
9. Ethereal
 




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