www.Crossover-agm.de SADE: Soldier Of Love
von ta

SADE: Soldier Of Love   (Sony Music)

Sade Adu und Band sind schon ein Phänomen. Trotz einer Bandgeschichte von nunmehr sechsundzwanzig Jahren, in der andere Bands auf fünfzehn bis zwanzig Alben kommen, erscheint 2010 und nach zehnjähriger Funkstille erst das sechste Album, und dennoch reicht es locker für No.-1-Platzierungen in den Charts etlicher Länder der Welt und 280 Kundenrezensionen bei amazon.com. Interesse ist also nach wie vor da.
Und Sade wäre(n) nicht Sade, wenn das Interesse nicht in gewissen Maßen berechtigt wäre. "Soldier Of Love" bietet in 42 Minuten viel Sade, wie man sie kennt und liebt: romantisch, melancholisch, smooth, irgendwo zwischen Pop und Latenight-Soul, der perfekte Lounge-Sound mit dieser nach wie vor schwermütigen, sanften, tiefen Stimme. Das gilt insbesondere für einige der organischen und ruhigeren Songs, namentlich den ätherischen "Morning Bird", das herrlich verschmuste "Long Hard Road" und den herzschmerzigen Closer "The Safest Place". In "Be That Easy" hat man auch diese halbgesprochenen doppelstimmigen Passagen, die es bei Sade und nirgendwo sonst gibt. Erzkonservativ, ja, etwas kitschig auch, aber auch einfach schön.
Auf der anderen Seite will "Soldier Of Love" aber nicht nur ein erneutes Aufkochen bekannter Zutaten sein, sondern gibt sich streckenweise progressiver (in Sade-Dimensionen gedacht), damit an den Vorgänger "Lovers Rock" anknüpfend und diesen dezent weiterführend: Digi-Drums und offensive elektrische Gitarren in "Soldier Of Love", wieder Digi-Drums und ein recht hohes Grundtempo in "Bring Me Home", wieder Digi-Drums und 80er-Keyboardflächen in "Skin". Klar, die Trias aus Romantik, Melancholie und Smoothness wird auch in diesen Songs nicht wirklich aufgebrochen, aber es handelt sich doch um merkliche Versuche, das Ausruhen auf bereits bekannten Qualitäten wenigstens in einer kleinen Geste zu unterminieren.
Am Ende bleibt es beim Versuch. "Soldier Of Love" lebt von den bekannten Sade-Qualitäten, alles andere ist Beiwerk. Was anno 2010 etwas zurückgetreten ist, sind die unwiderstehlichen Hooklines, die Megahits wie "No Ordinary Love" oder "Kind Of Sorrow" ebenso wie Geheimtipps der Marke "Like A Tattoo" oder "Why Can't We Live Together" nicht nur, aber eben auch wesentlich ausmachten. Darunter leider der Spannungsbogen einzelner Songs wie des ganzen Albums, auch wenn es keine echte Enttäuschung ist - schöne Melodien gibt es nämlich in jedem Fall genug.
"Soldier Of Love" ist unterm Strich ein Album, wie es in etwa zu erwarten war und auch für den Kritiker problemlos abzusegnen ist, eben da genug der bekannten Qualitäten auch auf diesem Album versammelt sind, inklusive der melancholischen Texte. 2010 von Sade noch einen richtigen Knaller zu erwarten wäre wie noch einen richtigen Knaller von AC/DC zu erwarten. Sade ist längst an einem Punkt angekommen, an dem es niemandem mehr etwas zu beweisen gilt. Und wenn "Soldier Of Love" das dokumentiert, ist das am Ende doch auch irgendwie schön.
Kontakt: www.sade.com, www.sonymusic.de

Tracklist:
1. The Moon And The Sky
2. Soldier Of Love
3. Morning Bird
4. Babyfather
5. Long Hard Road
6. Be That Easy
7. Bring Me Home
8. In Another Time
9. Skin
10. The Safest Place



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